Studie: Bildung in MV deutlich verbessert
Sozial benachteiligte und ausländische Kinder hierzulande am besten gefördert.Und nachdem gejubelt wurde:
Das Bildungssystem in Mecklenburg-Vorpommern ist im Ländervergleich deutlich effektiver geworden. Der bundesweiten Studie „Bildungsmonitor 2011“ zufolge verbesserte sich MV gegenüber 2010 um fünf Plätze auf Rang zehn. ...
Das ist jedoch längst nicht alles, was die GEW zu bemängeln hatte. Die OZ verschweigt Ihnen u.a. dies komplett:Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnet die Studie als Beruhigungspille. Deutschland hinke im internationalen Vergleich bei der Personalausstattung „fürchterlich“ hinterher, sagt GEW-Chef Ulrich Thöne.
Black Box Bildungsmonitor?
Ein Blick hinter den Reiz des Rankings
Ein Blick hinter den Reiz des Rankings
Analyse und Kritik des Bildungsmonitors 2010 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)
Tübingen, den 9. August 2011
Tübingen, den 9. August 2011
Die OZ hätte also rechtzeitig wissen können, was in dem Papier kritisiert wird. Aber wer in der Redaktion liest freiwillig 30 Seiten oder wenigstens die Zusammenfassung? Es hätte sich nämlich gezeigt, dass die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Studie nichts wert sind (allerdings für Arbeitgeber sehr wohl) und damit des Berichtens nicht wert. Doch womit hätte der Platz auf der Seite gefüllt werden können, so bequem wie mit dem Studienquark? Dazu komme ich weiter unten.
Hier ein Auszug aus der OZ-Lesern aus schlechten Gründen unbekannten Analyse:
Politikwissenschaftliche Erkenntnisse zu solchen Leistungsrankings wie dem Bildungsmonitor sprechen dafür, dass hier eher eine Koordinierung und Ausrichtung der Bildungspolitik auf die Interessen der AuftraggeberInnen solcher Benchmarkings im Vordergrund stehen, als das Interesse, wirklich wissenschaftliche Erkenntnisse zu möglichen Verbesserungen der Bildungspolitik in den Bundesländern zu erhalten.
Obwohl der Bildungsmonitor ausdrücklich nur die Wachstumswirkungen unterschiedlicher Bildungspolitik untersuchen möchte, wird das im Bildungsmonitor entworfene Leistungsranking in
der oftmals verkürzenden medialen Berichterstattung zu einem Ranking der Gesamtqualität der
Bildung in den Bundesländern aufgebaut. Diese Überhöhung entsteht aus dem Reiz scheinbar
klarer Rankingergebnisse und deren Fehlinterpretation, die in der Öffentlichkeit bisher kaum kritisch diskutiert wurden. Das übt Druck auf die verantwortlichen PolitikerInnen in den Bundesländern aus und stößt eine Bildungspolitik im Sinne der AuftraggeberInnen des Bildungsmonitors an.
Die oft zu beobachtende mediale Verkürzung wird aber auch durch die Pressearbeit der Verant-wortlichen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und des Instituts der deutschen
Wirtschaft Köln (IW) sowie durch Aussagen in der Zusammenfassung des Bildungsmonitors selbst
ausgelöst. Es werden bildungspolitische Positionen proklamiert, zu denen im Bildungsmonitor gar
nicht gearbeitet wurde.
Das grundlegende Problem des Bildungsmonitors besteht darin, dass sich die AutorInnen nicht an
die Art des methodischen Aufbaus eines Benchmarkings halten, auf das sie selbst verweisen
(Meyer 2004). Statt im Sinne eines einigermaßen kritisch-rationalen Vorgehens, geeignete Falsifi-kationskriterien für die Indikatoren und Handlungsfelder zu definieren und zu prüfen, werden diese Indikatoren aufgrund eines interessenorientierten Auswahlprozesses – euphemistisch als „Metastudien“ bezeichnet – bestimmt. ...
Dass eines der Propagandaorgane der Arbeitgeber die Studie veranlasste, ist auf der Meinungsseite zu lesen, im Kommentar:
Die Schul- und Hochschulbildung in Mecklenburg-Vorpommern wird immer besser. Das besagt eine bundesweite Vergleichsstudie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. ...Im sog. Bericht über die INSM-Studie sind übrigens ganz am Ende, nach dem
Auch in MV gibt es weiterhin „Bildungs- Baustellen“. Etwa die hohe Abbrecherquote bei Berufsausbildungen, die der Studie zufolge 2009 bei 40,1 Prozent lag (Bundesdurchschnitt 25,2 Prozent). Ebenso kritisch wird der geringe Anteil von Abiturienten an der Gesamtzahl der Jugendlichen gesehen: In MV sind dies 38,7 Prozent (Bundesdurchschnitt 47,5 Prozent). An den Hochschulen gibt es zu wenig duale Studiengänge, in denen parallel zum Beruf studiert werden kann, wird in der Studie bemängelt. Und: Der Anteil von Jugendlichen, die ohne Hauptschulabschluss von der Schule abgehen, ist im Nordosten der höchste bundesweit.Da sich aber aus den Themen keine Jubelartikel zaubern lassen, werden die Themen lediglich benannt. Selbst das ist schon eine Leistung, mit der mich die OZ überraschte. So bescheiden bin ich geworden.
Der "Lumpenplanet" braucht nicht so viele gebildete Menschen. Kapiert?!
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