1. Juli 2011

Gelockt und Altschnee gekauft

Mit dieser Schlagzeile mag die Greifswalder OZ manche Leser in diese Brümmerei gelockt haben:
Neuer Investor für den Lubminer Industriepark
Mehr erfahren die Leser nicht über den neuen Investor:
EWN-Fachbereichsleiter Manfred Häger wollte am Donnerstagabend den Kreistagsabgeordneten des Wirtschaftsausschusses allerdings nicht konkret sagen, um welches Unternehmen es sich handelt. ...
Das ist kritischer Hochwertjournalismus nach Art des Hauses: Leser verscheißernalbern.

Hier ein wenig Spekulation:

Auf 2,4 ha kann es kein großes Objekt sein. Heute sind 20 Firmen aus Österreich bei Wirtschaftsminister Seidel. Vielleicht will eine davon nach Lubmin. Es wollte ja schon mal Klausner ein Holzwerk errichten, wozu der Hafen gebraucht wurde.
Dann zählte der Autor den OZ-Lesern gegen Geld die bereits ansässigen Unternehmen auf. Dass sich Abonnenten da verscheißertveralbert vorkommen, kann ich verstehen.

Dann:
Nach dem Bau der Gaspipeline ist das Thema Gaskraftwerke aktueller denn je.
Ja, seit Jahren wird darüber in der OZ berichtet, gebaut wurde noch keines.
„Unsere Entscheidung, das Kraftwerks-Genehmigungsverfahren (ehemals Dong, d. Red.) erfolgreich abzuschließen, wird sich noch auszahlen“, prophezeite Häger. Derzeit arbeite das Energieunternehmen EnBW daran, sein geplantes Gaskraftwerk leistungsmäßig zu erweitern. Eine separate Gasleitung nur für den Standort bauen die EWN. ...
Sind die EWN mit dem Abbau der Atomruinen nicht ausgelastet? Wer zahlt wem aus welcher Kasse für die separate Gasleitung?

Unvorstellbar, dass der Autor auch nur eine Nachfrage gestellt hat, z.B. auch die nach der Wirtschaftlichkeit solch eines Gaskraftwerkes. Um nachzufragen, hätte er sich Hintergrund verschaffen können, z.B. diesen (Danke!): 
Hier etwas zur Glaubwürdigkeit von CEO Vahrenholt. Ich hatte ihn auf seiner FES-Veranstaltung in Greifswald gefragt, ob in Lubmin ein Gaskraftwerk wirtschaftlich betrieben werden kann. Er meinte, ohne Subventionen sei das nicht machbar. Sellering und Cordes durften (mussten) seine Antwort anhören.
Die Veranstaltung des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung fand am 31.03.2011 im Greifswalder Technologiezentrum statt. Moderiert hat Pöker, im Podium saßen Vahrenholt und Sellering. Cordes und Ramthun waren wie wir Zuschauer. Es ging um den Energiemix der Zukunft.

Auch hierzu erhielt ich Hintergrund (Danke!):
Die Informationen des EWN-Fachbereichsleiters zur Standortentwicklung des Industrieparks waren durchweg optimistisch ... Zudem sei die Standortentwicklung eine freiwillige Aufgabe, während dem Rückbau der kerntechnischen Anlage Priorität eingeräumt werde.
Freiwillig?
Manfred Häger tritt kürzer, indem er die Falschaussage trifft, die Entwicklung ders Standortes sei eine "freiwillige" Leistung. In Wirklichkeit sind die EWN vom Gesellschafter dazu verpflichtet worden. Diese Verpflichtung deckt auch die Steuerverschwendung für den Einstieg in das DONG-Verfahren. (Die EWN hatten eine nicht genannte Summe für die Projektunterlagen der geplanten Giftschleuder bezahlt. Alles schon vergessen in der OZ?)

Jetzt, wo die EWN merken, dass sie nichts, aber auch gar nichts gekonnt haben, ist das alles angeblich freiwillig.

Schließlich durfte noch gejammert werden:
Ein sich verstärkendes Problem seien laut Häger fehlende gute Facharbeiter. „Besonders im Bereich der Schweißtechnik suchen Unternehmen händeringend nach geeigneten Leuten.“ ...
Nicht die Hände ringen, sondern besser zahlen und das Problem löst sich auf der Stelle.

2 Kommentare:

  1. Edward3.7.11

    Nicht Brümmer hat die Leser verscheißert, sondern Häger den Wirtschaftsausschuss. Stefan hat von der Tagung des Ausschusses berichtet und dementsprechend davon, was wer gesagt hat. So wie es Journalisten machen. Aber das scheinst du ja schon in deinem blinden Hass (warum nur?) inzwischen vergessen zu haben. Damit kann sich der Leser ein objektives Bild (man beachte die Schreibe im Konjunktiv bzw "laut Häger") machen von Häger und den Abgeordenten, die lieber Grillen wollten als Häger Fragen zu stellen. Brümmer hatte übrigens nachgefragt, sonst hätten die Leser nicht einmal das Geschriebene vom neuen Investor erfahren.

    Ach so: Welche Aussagekraft hat es, wenn ein RWE-Chef etwas zur Wirtschaftlichkeit eines EnBW-Gaskraftwerkes sagt? Ansonsten scheint sich dein anonymer Informant auszukennen. Aber ob seine Einschätzung zutrifft, dass die Aktivitäten der EWN zur Entwicklung des Standortes (einschließlich der prinzipilellen Genehmigungsfähigkeit eines weiteren Gaskraftwerkes) Steuerverschwendung sind? Ich weiß nicht. Wenn es gelingt, Investoren zu holen, dann bezahlen sie ja die Vorleistungen der EWN mit (außer die 30 Millionen des Landes, für den Hafen, also von Ringstorff und Ebnet geschenktem Geld). Zumindest ist es also eine Spekulation mit Steuergeldern. Aber in meinen Augen eine gerechtfertigte Spekulation.

    Und das Schweißerproblem löst sich übrigens auch nicht von allein mit dem Lohn. Denn die Besonderheit ist ja, dass man dafür gesonderte Berechtigungen braucht. Allerdings ist mir unklar, wo die ganzen Werftschweißer geblieben sind.

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  2. "So wie es Journalisten machen."
    So wie es Aufschreiber tun.

    "ein RWE-Chef etwas zur Wirtschaftlichkeit eines EnBW-Gaskraftwerkes"
    Das war mir klar. Doch könnte es nicht sein, dass es Parallelen gibt, die nachgefragt werden müssten?

    "gerechtfertigte Spekulation"
    Bitte nicht vergessen: Dong sollte vom Land keine Subventionen erhalten und prahlte sogar damit, wobei der Hafenbau eben doch eine indirekte Subvention war und ist.

    "Brümmer hatte übrigens nachgefragt"
    Doch das Ergebnis geht nach null.

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