16. April 2011

Warum Sie über die nächste Finanzkrise zu spät informiert werden

Wenn Sie vielviel Zeit haben, ist dies zu empfehlen:

Finanzkrise 
Musste das sein?

Nur wenige Journalisten haben vor der Finanzkrise gewarnt. Viele wussten vieles, aber es fehlte der Blick aufs Ganze. Eine Blattkritik

Es gibt Themen, die mögen Leser nicht. Und Journalisten mögen sie auch nicht. So kommt es, dass jahrelang lustlose Pflichtgeschichten darüber geschrieben werden. Ein solches Thema, das keinen so recht interessierte, waren Asset Backed Securities – drei Worte wie Chloroform: Wer kein Experte war, verlor sofort das Bewusstsein.
 
Um etwa zehn Jahre später wieder zu erwachen, in der schlimmsten Finanzkrise des Jahrhunderts. Genauer: im Jahr 2007, als Asset Backed Securities, ABS abgekürzt, den Zenit ihrer infernalischen Wirkung erreichten. ...

Bereits 2003 werden verbriefte Kredite im Wert von etwa 3000 Milliarden Dollar emittiert, 2006 sind es knapp 5000 Milliarden. Selten hat die Menschheit in so kurzer Zeit so viel Geld in ein neues Finanzprodukt investiert. Aber eine Geschichte ist das nicht. Jedenfalls keine große Geschichte, die Lesern ohne Vorbildung verdeutlicht hätte, was die riesigen, unkartierten pools of money mit ihnen zu tun hatten. Wer hätte gedacht, dass kurz darauf genau diese uninformierte Allgemeinheit für die Rettung des Systems bezahlen sollte?

Dabei war es nicht unmöglich, das zu erkennen. ...
Ein paar Monate später war es auch schon so weit: Die Immobilienpreise sanken, die Märkte für ABS und CDOs froren ein. Die Finanzkrise hatte begonnen, der Tsunami, wie sie genannt wurde, weil sie die Welt überraschte wie eine Naturkatastrophe. Aber das war sie nicht: Banken, Politiker, Rating-Agenturen, Theoretiker hatten über Jahre zusammengewirkt am größten Korruptionsskandal des Jahrhunderts. Und die Zeitungen? Hatten es nicht geschafft, die Öffentlichkeit zu alarmieren.

Journalisten suchen übrigens nicht nach der Wahrheit, sondern nach Geschichten.


Sie erfahren auch, warum es beim nächsten Mal genau wieder so werden wird. Sie werden vorher aus den meisten Medien, OZ inkl., nichts erfahren:

Mit dem Journalismus ist es wie mit dem Investieren. Es ist schwer, gegen den Mainstream zu arbeiten. Das hat nichts mit Ideologie zu tun. Es hat nicht einmal etwas mit Wirtschaftsjournalismus zu tun. Es hat damit zu tun, dass wir alle, auch unsere Leser, Nachrichtenzyklen unterliegen, die dafür sorgen, dass bestimmte Ideen jahrelang fast unpublizierbar sind – zu merkwürdig, zu schwer verdaulich, irgendwie aus der Zeit gefallen. ...

2 Kommentare:

  1. Einfach regelmäßig hier

    http://www.fortunanetz.de

    reinschauen und die Krisenbeobachtung [seit 2007] ansehen, dann ist man top informiert.

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  2. Manfred Peters17.4.11

    Gerade kursiert eine neue Meldung, deren Hintergrundinteressen ich nicht einzuschätzen vermag, durch die Medien:
    „ Die Deutsche Bank hat durch die US-Immobilienkrise nach SPIEGEL-Informationen deutlich mehr Geld als bisher bekannt verloren. Allein im Jahr 2007 haben Wetten auf die Entwicklung des Marktes das Geldhaus 4,5 Milliarden Dollar gekostet. ...“
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,757437,00.html

    Das Pikante daran, der Investmentbanking-Chef Anshu Jain wird als Nachfolger von Ackermann gehandelt und galt in der einschlägigen Pressemeinung bisher als alleiniger weiser Verhinderer größerer Verluste für die Bank.
    Nebenbei, bei so hohen Verlusten der Bank ist zu verstehen, dass Merkel 2008 auf dem Höhepunkt der Krise die Geburtstagsfeier auf Steuerzahlerkosten für Ackermann ausgerichtet hat. Der arme Ackermann hätte sonst noch bei Brot und Wasser seinen Geburtstag begehen müssen .;-)

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