28. März 2011

"Usedom: 18 Prozent mehr Touristen in den nächsten Jahren" (aktualisiert)

Die dreieinhalb Stunden Sitzungsmarathon hätte sich die Autorin schenken können, auch alle Beteiligten, denn außer Gemeinplätzen, Altbekanntem und weiterer Untätigkeit ist zum Usedomer Überthema nichts Neues erfahren - und das war zu erwarten, weshalb sich einige Bürgermeister die Verstaltung schenkten:
Klausurtagung: Wie viele Betten verträgt Usedom?
Der Tourismusausschuss des Landkreises Ostvorpommern hatte am Sonnabend Experten ins Haus des Gastes nach Karlshagen geladen. Grund: Der rasante Anstieg von Ferienwohnanlagen auf Usedom. ...
Wie zu erwarten, wurde die Frage nicht beantwortet. Die Leser erfuhren nicht einmal das Hauptproblem der kommenden Jahre als Zahl, gegen das niemand etwas ausrichten kann:

"Allein in den nächsten fünf Jahren werden auf der Insel etwa 11 000 Betten zu den bestehenden 60 000 dazukommen", sagt der Chef der Usedom Tourismus GmbH, Robert Schmidt.

Das zeigt, wie sinnlos die Veranstaltung war. Um 18 Prozent wird die Zahl der Betten steigen und damit die Zahl der Touristen in der Hauptsaison, und es ist jetzt bereits klar, dass die Gebäude für diese Betten gebaut werden. Alles andere ist Gequake.

Einzig möglich wäre nur noch, weiteren Begehrlichkeiten bildlich einen Riegel vorzuschieben. Dafür müssen Bebauungspläne nicht erst erarbeitet werden, sondern müssten längst erarbeitet worden sein. Doch wo sind sie? Jetzt, wo vieles längst entschieden ist, wachen die Verantwortlichen auf - und erzählen einander dreieinhalb Stunden lang, dass sie erwacht sind.

Die Harmlosigkeit der OZ kam auch in der Schlagzeile des Kommentars zum Ausdruck:
Zu spät aufgewacht?
Die Frage wird seit Jahren in jedem Sommer beantwortet und ist überflüssig. Selbst im Text ist nachzulesen:
Die Diskussion hätte schon vor vielen Jahren kommen müssen. Schon bevor Sommer für Sommer auf den Straßen Verkehrschaos herrscht und genervte Touristen und Einheimische immer wieder in Staus stehen.
Dieses für die Inselbewohner und Touristen entscheidende Thema hat die OZ jahrelang vernachlässigt und sich indirekt mitschuldig an den Zuständen gemacht. Stattdessen wurde jede Hoteleröffnung im Blatt gefeiert, selbst bevorstehende.
Es wird sich erst herumsprechen müssen, was im Sommer tatsächlich los ist und dass es nur teilweise mit den ebenfalls alle Jahre wieder in der Lokal-OZ befeierten Werbeprospekten zu tun hat.

Bebauungspläne können nur noch verhindern, was sonst in ein paar Jahren gebaut würde. Aber selbst darüber wird heiß diskutiert werden, in den Gemeinderäten, denn B-Pläne kosten Geld.

Nachtrag, 29. März:
Ein Leser kam auf diesen Gedanken, etwas, das von OZ-Schreibern ruhig nachgefragt werden könnte:

... Diese ("Klausurtagung") findet an einem Samstag statt und dauert drei Stunden...
Ohne etwas unterstellen zu wollen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Frau Scheiwe, Herr Schroeder, Herr Schwarze, Herr Krause und Herr Dr. Rudolph diese Veranstaltung als ihr Freizeitvergnuegen absolvieren...
Soll heissen, sie werden die drei Stunden wahrscheinlich bei ihrem Arbeitgeber abrechnen - genauso wie die jeweilige Reisekostenerstattung.
Und in Kenntnis der Honorarsaetze von Professor Kreilkamp möchte ich mir nicht vorstellen, wie mehr als überflüssig die Veranstaltung war - sie kostete bestimmt auch noch einiges an Steuergeld.

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