Der Krisen- und Kriegsreporter Christoph Maria Fröhder spricht im Interview mit der Frankfurter Rundschau über den Zustand des Krisenjournalismus in deutschen Medien und erklärt, warum kein deutscher Sender Muammar al-Gaddafi interviewen konnte. ...
Reisen in Krisenregionen können sich nur noch wenige Medien leisten. Welche Gefahren bringt das mit sich?
Die offizielle Seite wird stärker beachtet. Viele Kollegen, die aus Geldnot oder aus Sicherheitsgründen etwa mit den Isaf-Truppen in Afghanistan unterwegs sind, werden manipuliert, bekommen nicht das ganze Bild zu sehen. Ich habe mehrfach erlebt, wie Kollegen verboten bekamen, Übergriffe von Soldaten auf Zivilisten aufzunehmen. Ähnliches ist uns bei einer Zusammenarbeit mit US-Militär im Irak passiert. ...
Spielt die Boulevardisierung des Journalismus und die damit verbundene Emotionalisierung bei Berichten aus Krisenregionen eine Rolle?
An manchen Tagen haben wir aus Ägypten leider weniger über die Vorgänge dort erfahren als über die Gefühle der Korrespondenten. Statt Analysen zu liefern haben manche uns erzählt, dass sie ihr Büro nicht mehr betreten konnten und in Hotel-Zimmer geflüchtet seien. Viele Etablierte kümmern sich auch nicht um gesellschaftliche Veränderungen in ihrem Berichtsgebiet. Hätten Korrespondenten mal Universitäten besucht und dort die Diskussionen verfolgt, dann hätten sie mehr über das Land sowie die Unzufriedenheit erfahren. Und sie wären dann nicht überrascht worden von den Entwicklungen. Vor allem letzteres ist ein Offenbarungseid des kritischen Journalismus. ...
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