15. März 2011

Anzeigenblättchen

Das sind Themen, für die sich Usedomer OZ-Redakteure begeistern:
Mal im Bikini, mal im Abendkleid: Wer wird die Schönste?
Keine Ahnung, ist mir auch piepegal.
44 Top Models stellen sich morgen Abend beim Wettbewerb „Top Model of the World“ in Heringsdorf einer Jury. Auf die Besucher wartet eine Galashow. Gestern fand das ersteFotoshooting im Balmer Golfhotel statt. ...
Nachtigall, ick hör dir trapsen. Ganz offensichtlich sind noch nicht genügend Karten für die Veranstaltung verkauft worden, und die OZ macht sich wie gewohnt zum Diener der Veranstalter und lässt die Leser dafür bezahlen. Und siehe da:
Zwar laufe der Kartenvorverkauf für die Veranstaltung eher schleppend, allerdings meinte Schmidt gestern: „Wir gehen davon aus, dass der Saal voll ist. ...
Und obwohl der Saal voll Kurzentschlossener sein wird, ist weiter zu lesen:
Info: Karten gibt es in der Wolgast-Info und an der Abendkasse ...
Und das alles für vielleicht zwei FreiPressekarten?

Natürlich wird das gesamte Programm mit Uhrzeiten nachgebetet:
20 Uhr Begrüßung
20.05 Uhr Vorstellung aller internationalen Top Models mit einer Videopräsentation
20.25 Uhr Vorstellung der Jury
20.35 Uhr 1. Wertungsdurchgang „Bademoden“
20.50 Uhr Soulstar Keith Tynes
21.05 Uhr 2. Wertungsdurchgang (Abendgarderobe)
21.30 Uhr Wahl der Top 15
21.50 Uhr Wahl der Top 5
22 Uhr Siegerehrung und Ernennung des neuen Top Model of the World
22.30 Uhr After Show Party ...
Mitunter frage ich mich, warum die zahlenden Leser das alles erdulden, dafür auch noch bezahlen.

Noch solch ein Werk der Öffentlichkeitsarbeit:
Wenn Oma und Opa nur tagsüber fremde Hilfe benötigen
... dann hilft wer? Genau:
Tagespflege — eine Alternative zur Heimbetreuung. OZ-Stippvisite in der Pflegestation „Altes Postamt“ in der Heringsdorfer Seestraße. ...
Oder wie wäre es mit einem Deutungsversuch: 
GUTEN TAG, LIEBE LESER
Werbung für die Insel
Dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen gerne an die Ostsee fahren, ist kein Geheimnis. Dass man ihnen mit einem Usedom-Aufkleber auf dem Auto aber so viel Freude bereiten kann, hat mich dann doch überrascht. Ob in Duisburg, Mülheim, Essen oder Münster — immer wieder fiel der Blick auf den Usedom-Aufkleber am Heck. Dann wurde der Sitznachbar angestupst, darauf gedeutet und die Erzählungen gingen los. Was genau erzählt wurde, kann ich natürlich nicht sagen. Wahrscheinlich ist aber, dass im Wagen hinter mir Urlaubserinnerungen ausgetauscht wurden. Vom Strandspaziergang, dem Bad in der Ostsee, der schönen Sandburg, Fahrradtouren ...
Hier mein Deutungsversuch. Corinna stupst Peter an und sagt: "Sie mal, ein Usedom-Aufkleber."
"Du meine Güte! Na und?"
"Ach Peter, ich meine nur, dass die nun schon zum Autofahren hierher kommen müssen, weil es auf der Insel wohl dafür zu voll ist."
Peter lacht laut los und sagt: "Da kriegen mich keine zehn Pferde mehr hin. Drei Tage Regen, trübes Wasser und alle Tage Stau, zwei Stunden, um von der Insel runterzukommen und der Strand bei Schönwetter so voller Menschen, dass man Schiss hat, die Insel könnte Schlagseite bekommen und in die trübe Brühe kippen."
Corinna wird nachdenklich: "Vielleicht sind die im Auto ja auch vor dem Atomdrecklager auf dem Festland abgehauen oder beides zusammen. Ob der Aufkleber deshalb schwarz ist?"
"Jedenfalls haben wir schon vor Jahren Usedom abgehakt und keiner, den wir kennen, würde dort Urlaub machen."

Die wichtigen Themen handeln inzwischen Leser in Briefen ab:
Zu verschiedenen Baumfällungen in Heringsdorf:

Die „genehmigten“ Fällaktionen an Bäumen und Sträucher in den Seebädern nehmen kein Ende. Zwar werden sie teilweise in der Zeitung angekündigt, wie z. B. Beseitigung des Wildwuchses in den Dünen, die Realitäten vor Ort sehen aber ganz anders aus. Da werden Sanddorn und Weidenkätzchen beseitigt, welche unter Naturschutz stehen und den Bienen als erstes Futter im Frühling dient. Die Erfahrungen des Küstenschutzes lehren, dass eine bewachsene Weißdüne mehr Schutz vor Sturm und Hochwasser bietet. Nun ist die natürliche Höhenlage der Promenade in Heringsdorf nicht gegeben, dass man ungehindert aufs Meer schauen kann. Für den Touristen hat dies den Vorteil, vor Wind geschützt auf der Promenade zu flanieren. In Bansin wurde die Promenade vor über 100 Jahren höher angelegt, die eine gute Aussicht auf die Ostsee gestattet. Ein paar Schritte mehr, um die Ostsee zu genießen, schaden keinen Urlauber und die Natur bleibt erhalten.

Zu den Fällungen auf dem Grundstück „Ida-Marie“ stellt sich mir die Frage, warum eine alte Kiefer und eine Buche, welche an der Grundstücksgrenze zur Maxim-Gorki-Straße standen, abgeholzt wurden, wo doch sicherlich kein Baukörper entsteht. Ich hoffe nur, dass vorher der Baumbestand von der Behörde aufgenommen wurde und nachweislich Ersatzpflanzungen im Ort vorgenommen werden. Seit der Wende sind in den drei Seebädern mehrere 1000 Bäume gefällt worden. (Stimmt das?) Bei einem Verhältnis von 1 zu 2 müsste hier schon ein ganzer Wald von Bäumen in den Orten stehen. Wer hat hier die Kontrolle? Warum kann die Untere Naturschutzbehörde von sich aus über Fällungen selbst bestimmen? Was sagt der Umweltausschuss der Gemeinde zu diesen Aktionen, die das Image der Seebäder und der Insel Usedom schaden. Wir haben eine Verpflichtung auch für die kommenden Generationen. Zur Fällung der über 100-jährigen Fichte auf dem Grundstück „Waldschloss“ in Heringsdorf würden ich und sicherlich viele Bürger gern die Gründe erfahren, die eine behördliche Genehmigung zur Fällung rechtfertigen. 
Heinrich Karstädt, Heringsdorf Hervorhebungen von mir
Selbstverständlich bleiben die Fragen unbeantwortet. Dafür kann sich wohl niemand in der Redaktion begeistern. Dafür gäbe es auch keine FreiPressekarten.

Der Notkurier hatte dagegen dieses Thema bei der Hand:

Spart Heringsdorf die Therme kaputt

Der Notkurier- Redakteur versuchte besonders schlau zu sein und ließ einfach das Fragezeichen hinter der Frage an die Leser weg. Das Thema ist dennch wichtig, denn:

... Ein Investitionsrückstau in Höhe von zwei Millionen Euro hat sich in der Ostseetherme angesammelt. ...
Eine Komplettsanierung würde mit elf Millionen Euro zu Buche schlagen. Für acht Millionen Euro hat die Gemeinde Fördermittel beim Wirtschaftsministerium beantragt. Den Rest von drei Millionen Euro muss die Gemeinde zuschießen.

2 Kommentare:

  1. Anonym15.3.11

    Wie die Hilfe für Oma und Opa funktionieren muss, hätte die OZ schreiben müssen. Das passiert im Schweinsgalopp.

    AntwortenLöschen
  2. Genau das meinte ich. Doch für die OZ war der Reklameartikel bereits kritischer Hochwertjournalismus, für den die Abonnenten zu zahlen haben.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google