Pleiten, Pech und Pannen? Das Land und die Fördermillionen
„Wilder Osten“ nennt der Bund der Steuerzahler die Zeit, in der in MV gewaltige Steuermittel verbaut wurden — und oft verloren gingen. Die OZ trägt einige aufregende Fälle zusammen. Verantwortlich sein will niemand. ...
... Fakt ist: Viele der einst vom Land mit Fördermillionen angeschobenen Großprojekte sind längst pleite oder ein Fall für die Justiz. Jüngstes Beispiel: die Yachthafenresidenz Hohe Düne in Warnemünde. ...
... Europas größte Skihalle in Wittenburg (Kreis Ludwigslust) profitierte von 17 Millionen Euro an Zuschüssen. Der erste Betreiber ist längst insolvent. Konstruktionsfehler legen den Betrieb seit Monaten lahm. Der Landesrechnungshof kritisierte 2009, Wirtschaftsministerium und LFI hätten in Wittenburg die Förderrichtlinien „überdehnt“. ...Jeder in der Fleißarbeit genannte Fall ist zugleich eine Pleite des Journalismus in der OZ.
Beispiel Skihalle: Jeder, der einigermaßen klar denken kann, musste sich bildlich an den Kopf fassen, als er vernahm, es werde in Wittenburg Europas größte Skihalle gebaut. Und die OZ? Ich habe einen Artikel aus der OZ vom 18.01.2007 zum Thema gefunden. Eine Volontärin, die jeglichen Abstand zum Objekt der Beschreibung vermissen lässt, warb dort 565 Wörter lang für die Skihalle, die natürlich keine Skihalle sondern ein Snow Funpark war:
Ski fahren bei zehn Grad plus
Wittenburgs Snow Funpark ist das ganze Jahr geöffnet. Nur die Halfpipe braucht dringend Frost.
Schnee ist hart. Auch, wenn er noch so weich aussieht. Deshalb besser nicht hinfallen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Besonders, wenn man eine Schnupperstunde Indoor-Snowboard-Unterricht nimmt, vorher aber noch nie auf einem Brett gestanden hat. ...Zum Ende das volle Werbeprogramm:
Infos: Snow Funpark Wittenburg, Tel.: 03 88 52/23 40, E-Mail:Wie viele Leser hat die OZ wohl in Hamburg? Typischer Fall von Kopiererei.
info@snowfunpark.com oder unter www.snowfunpark.com, gratis: Shuttleservice ab Hamburg ZOB und Altona Seit 19
Am Tag nach der Eröffnung der Halle verhackstückte die OZ eine Agenturmeldung:
Super-Skihalle in Wittenburg eröffnet
Der nach Betreiberangaben größte Indoor-Schneepark Europas öffnete gestern Abend in Wittenburg im Landkreis Ludwigslust erstmals seine Pforten. Die 2500 Tickets für die Eröffnung des Snow Funparks waren nach Angaben einer Sprecherin bereits vor Eröffnung ausverkauft. ...Von Bedenken, so etwas könne nicht gut gehen und das wäre schade um die Fördermillionen, für die wie viele Kilometer Straße saniert werden könnten, stand kein Wort in dem Text. Einzig dies ließ Raum für eine Interpretation:
Das Projekt der Hamburger Betreiberfirma Hanel Holding wurde seit fünf Jahren immer wieder auf Eis gelegt, da die Finanzierung nicht gesichert war. ...Kritisch hochwertig? Vielleicht vor der Eröffnung:
Heiße Phase vor kaltem Start
Am 8. Dezember eröffnet im Landkreis Ludwigslust der Snow Funpark eine Skihalle mit Freizeitpark.
... Die Bauarbeiter tragen dicke Jacken, Wollmützen und Handschuhe. Minus zwei Grad zeigt das Thermometer, es ist wie im Winter. Und wirklich: In der Halle liegt schon Schnee. Arbeiter verteilen den Haufen Kunsteis, den ein Lastwagen abgekippt hat, auf die künftige Piste. Am 8. Dezember soll im Snow Funpark Wittenburg das Wintersportleben beginnen. „Noch viel Arbeit, aber wir packen das“, ist Projektleiter Ralf Meyer überzeugt. ...
Angst vor der Konkurrenz habe man im nur rund 130 Kilometer von Wittenburg entfernten Ort aber nicht ...
Mit diesem Gesamtkonzept überzeugte der Betreiber, die Hamburger Hanel Holding, nach jahrelangen Querelen die Banken. Und will so mit der Kombination aus Skihalle, Hotel, Gastronomie und Rundum-Vergnügungsangebot am Markt bestehen. Notorischen Zweiflern zum Trotz. ...Aha, es gab also Zweifler, in einem Nebensatz, als Satz getarnt, aber nicht in der OZ.
Zweifeln an dem, was einem eingeredet wird, nachfragen, anderweitig sich umtun, sich um Informanten bemühen, und es hätte kritischer Journalismus werden können. Davon ist in den drei Textbeispielen nichts zu finden. Die Fleißarbeit des Korrespondenten macht die Hoppsassa-Tralala-Nachplapperei von Jahren auch nicht wett, sondern belegt nur die Harmlosigkeit der OZ.
In einem Jahresrückblick 2006, dem Skihalen-Eröffnungsjahr, kommt ein Autor zu dem Schluss:
Das Top-Ereignis im Dezember: In Wittenburg (Ludwigslust) wird der Snowfunpark eröffnet. Eine überdachte Skihalle. Das passt zum wärmsten Winteranfang aller Zeiten.
Wäre die OZ das, was Medien fälschlich als vierte Gewalt bezeichnet wird, könnten Landesbehörden nicht so massiv Fördergeld missbräuchlich vergeben bzw. würden die Vergabe ständig prüfen. Sie würden sich nur im Notfall trauen zu mauscheln, befürchtend, Tricksereien könnten umgehend aufgedeckt werden. Dass die anderen Medien im Land nicht besser sind, macht die Sache besonders schlimm und Behörden leichtsinnig.
Das meine ich mit Pleite des Journalismus in der OZ, der dort als kritisch und hochwertig ausgegeben wird.
Zu diesem Thema passt ganz genau die bisher von den EWN und vom BMF unbeantwortete Frage, wie viel Geld von wem auch immer an DONG dafür geflossen ist, dass EWN die Vorhabensträgerschaft im Projekt Kohlekraftwerk Lubmin übernehmen konnte. Bis jetzt wurden die von Peter Gedbjerg genannten 135 Mio Euro (obwohl angeblich über einen Kaufpreis [unseriös] Stillschweigen vereinbart wurde) seitens EWN nicht dementiert. Das deutet darauf hin, dass es nicht bei dem genannten Betrag geblieben ist.
AntwortenLöschenSchließlich war die Landesregierung durch DONG erpressbar. Das geht aus öffentlich (auch für die OZ) zugänglichen Dokumenten hervor. DONG und die beauftragten Gutachter wussten von Anfang an, dass diese Dreckschleuder nicht vereinbar sein wird mit Umweltvorschriften. In diesem Fall darf ein Vorhaben nur genehmigt werden, wenn die öffentlichen Interessen zugunsten eines prifitorientierten Unternehmens gegenüber den Interessen des Natur- und Umweltschutzes überwiegen. Und genau deshalb wurde auf 23 Seiten behauptet, dass sowohl europäische, deutsche, Mecklenburg-Vorpommersche und vor allem OVP-Interessen vor dem Verlust von nationalen und europäischen Schutzgebieten Vorrang haben. Verfasser ist die Landesregierung, nämlich das Seidel-Ressort, in Person Dr. Arnold Fuchs. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist mir und auch vielen anderen im Allgemeinen auf diesem Gebiet gut informierten Personen nicht bekannt, dass die Dienstaufsicht der Genehmigungsbehörde dem Antragsteller den Antrag formuliert. Nicht etwa in der Freizeit, nein während der Arbeitszeit, also gut bezahlt vom Steuerzahler! In der OZ hätte dieser Skandal (weil sie damals noch hier zu Hause war) publiziert werden können (müssen). Nichts geschah!
Dieses Papier war die staatlich verprüfte Garantie der Genehmigungsfähigkeit der Dreckschleuder. Das Verfahren ist bis heute nicht abgeschlossen, aber DONG hat begriffen, dass hier nichts zu holen ist. Der Rückzug wurde offiziell mit mangelnder politischer Unterstützung begründet (nachdem der Urknaller von der Spitze verschwand). Das Versprechen der Genehmigungserteilung auch gegen Widerstände aus dem Volk wurde gebrochen. Für DONG wäre es ein Leichtes gewesen, vor einem internationalen Schiedsgericht in Washington mit Außenstelle in Frankfurt am Main Schadensersatz zu fordern. In einem vergleichbaren Fall war Vattenfall zum Vorhaben Moorburg erfolgreich. Es kam zwar zu keinem Schiedsspruch, aber zu einem Vergleich, den die Schweden bejubeln können.
@Edward
Nun kannst Du von mir Quellenangaben fordern. Ich werde Dir aber antworten, dass die hier von mir genannten Fakten öffentlich sind. Nur Faulpelze oder Uninteressierte oder OZ-Hörige oder andere Bunkerbewohner, wie Lupe sie liebevoll bezeichnet, wussten von all dem bisher nichts. Manche Zeitungsschreiber sind sogar zu faul zum Kopieren. Trotzdem bist Du, Edward, mir noch Antworten schuldig. Und wenn Du mir zum wiederholten Male vorwerfen solltest, Halbwahrheiten zu verbreiten, dann veröffentliche bitte hier die ganze Wahrheit, also die andere Hälfte, die Du bisher verheimlichst. Andernfalls betrachte ich es Beleidigung, Halbwahrheiten zu verbreiten. Also raus mit der zweiten Hälfte der Wahrheit.
Falls Du die andere Hälfte der Wahrheit auch nicht kennst, ordne ich Dich ein in die Kategorie der Bluffer und Verleumder und Vertreter der vierten Gewaltlosigkeit. Billiger Aufschreiber eben, wie Du Dich selbst hier einmal bezeichnet hast. Ich wiederhole meine E-Mail-Adresse: kulbrod@t-online.de
"der vierten Gewaltlosigkeit"
AntwortenLöschenGuter Ausdruck; den übernehme ich in mein Vokabular.
Ansonsten, kulbrod, danke für den ausführlichen Kommentar (vor allem für die Erinnerung an Dr. Fuchsens unselige Tätigkeit für DONG), der sehr gut illustriert, wie harmlos die OZ ist und wie die Bürger, also auch alle Wahlwilligen, bildlich mit Hilfe der Medien über den Löffel balbiert werden.
Ich habe nicht verfolgt, wie die OZ einst über das Giftschleuderprojekt in Rostock nachplapperte, kann es mir aber, wie jetzt jeder Blogleser, gut vorstellen.
Und der Edward, nunja ...