2. Februar 2011

Jetzt wirds populärwissenschaftlich oder auch nicht

Wenn die Usedomer Redaktion populärwissenschaftlich werden will, geht das zumeist schief, auch hier:
Loser Sand bewahrt Usedomer Steilküste vor Abbrüchen à la Rügen
Surfende Buchen am Bansiner Langenberg mahnen zum Schutz der Außenküste. Förster ziehen baumlose Schneise an Steilküste, um den Druck auf den Küstenwald zu bremsen. ...
Das mit dem baumlos ist falsch, wie sich jeder denken kann, der nicht gerade ein Hotel an der Steilküste hat und den Gästen einen Meerblick zukommen lassen möchte, denn Wurzeln sind hervorragende Sandhalter. Im Text ist deshalb auch nachzulesen:
Im sensibelsten Bereich, nördlich des „Forsthauses Langenberg“, wurden deshalb jetzt zehn Meter tief ins Land die größten Bäume abgeholzt. „Wir haben solche Bäume ausgesucht, die durch den Winddruck auf die Krone die höchste Hebelwirkung auf den Hang ausübten. So kann der Wind allmählich aufgleiten und prallt nicht gegen eine dichte Waldwand.“ ...
Also logisch: Alle anderen Bäume bleiben stehen.
„Der Vorteil der Usedomer Steilküsten ist, dass sie aus losem Material bestehen. Während die Kreide an Rügens Außenküsten nach Wassereinbrüchen im Zusammenspiel mit Frost, Sonne und Wind, verklebt und später in großen Schollen abbricht, bröckelt die Küste bei uns langsam.“ ...
Das ist richtig, trifft aber nicht den Kern der Sache.

1. Wäre der Sand verfestigt, wäre es Sandstein, nunja.

2. Entscheidend ist, dass das Kliff fast ausschließlich aus Sand besteht. Wer einen Garten in sandigem Gelände hat, wird bildlich ein kläglich Lied singen können ob der Unmengen Wasser, mit denen er die Pflanzen versorgen muss, weil es so schnell versickert. Genau deshalb kommt die Böschung nicht ins Rutschen, sondern lediglich ins Rieseln. Vor allem lehmige Kliffe mit zwischengelagerten Sandschichten und entsprechendem Schichtgefälle sind gefährdet. Ganze Abschnitte können ins Rutschen kommen, wenn die Zwischenschichten wassergesättigt sind, was die Haftreibung im Sand und an der Grenze zwischen Sand und Lehm bis auf nahe null veringert, wie jetzt nach der Schneeschmelze. So bilden sich Gleitbahnen, auf denen das Wasser wie Schmiere wirkt. Das war zuletzt am 31. Januar in der OZ beschrieben worden, hat aber auf die Autorin keinen Eindruck gemacht. Vielleicht liest sie ja auch keine OZ.

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