18. Januar 2011

Spaltenfüllerei

Der Dioxin-Skandal wird auch von der OZ bildlich ausgeweidet, weil damit blitzschnell Spalten gefüllt werden können, z.B mit diesem überflüssigen Quark:
Dioxin-Skandal vergiftet das Klima in der Union
Merkel schaltet sich in den Streit zwischen Landwirtschaftsministerin Aigner und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten McAllister ein. Heute Krisentreffen in Berlin. ...
Nun weiß ich es und habe was davon?

Ebenso überflüssig dieser Kommentar dazu:
Schwarzer-Peter-Spiel
Der Dioxin-Skandal könnte der Kanzlerin auf die Füße fallen.
Ganz überflüssig war der Kommentar doch nicht, konnte doch nebenbei ein wenig Wahlpropaganda verkauft werden:
... Vor diesem desaströsen Hintergrund blieb der erkälteten Kanzlerin gar nichts anderes übrig, als sich selbst der Sache anzunehmen und mit heiserer Stimme für Ruhe zu sorgen und das Verantwortlichkeitsgerangel zu unterbinden. ...

Die Kanzlerin versuchte nun völlig zu Recht, den Knoten aus Unfähigkeit, Kompetenzgerangel und Verschleierung zu durchschlagen. Sie stärkte Aigner offiziell den Rücken, pfiff sie jedoch gleichzeitig im kleinlichen Streit mit McAllister zurück. ...
Dass all das Geqauke nur Gequake von Politbonzen ist und es nicht wert ist, wiedergegeben, geschweige denn verkauft zu werden, zeigt die Geschichte der deutschen Dioxin-Skandale seit 1998:


Einem anderen Blogger geht das Ausweiden des Skandals ebenso auf die Nerven, weil andere, wichtigere Themen unbeachtet bleiben:

... Kritisch soll der Verbraucher eher nicht sein, wenn er versteckte Arzneistoffe vertilgt; er soll sich nicht darum kümmern, dass die Lebensmittelindustrie, die freilich auf kapitalistischer Grundlage, d.h. auf Profitmaximierung, funktioniert, Landstriche verwüstet, Hunger in der Dritten Welt fabriziert, einen Ethos begründet, der Wegwerfmentalität und Respektlosigkeit gegenüber Tier und Lebensmittel zu einer Tugend erklärt. Das ist Normalität, da soll der Verbraucher nicht kritisch sein, da soll er froh sein, in einer Welt zu leben, die Übersattheit produziert - all das, was die Lebensmittelindustrie an Hölle anrichtet, soll dann als Kollateralschaden durchgehen und verzeihlich sein.

Hier noch ein Kommentar zum Thema, der sich mit den journalistischen Fehlleistungen befasst:

... Problematisch ist, wie berichtet wird. Und da drängt sich - wie auch schon bei früheren sogenannten Lebensmittelskandalen - der Eindruck auf, dass etwas mehr Unaufgeregtheit ganz gut täte. Zumal dioxinbelastete Futtermittel keineswegs eine neue Erscheinung sind. Mehrfach hat es in den vergangenen Jahren ähnliche Fälle gegeben, die häufig ebenfalls zum "Dioxin-Skandal" hochgejubelt wurden. Immer wieder sagten Industrie und Politik zu, Konsequenzen aus den Vorfällen zu ziehen. Gehalten wurden diese Versprechen nie. Stets wurden statt der Ursachen die Symptome bekämpft: belastetes Futter entsorgt, Tiere notgeschlachtet. Mit dieser einfachen Lösung gaben sich auch die Medien zufrieden. Das Thema war erledigt.

Kontinuität in der Berichterstattung ist nicht mehr besonders "en vogue". Vor dem hochbeschleunigten digitalen Informationszeitalter war es für Journalisten überlebenswichtig, Themen kontinuierlich zu begleiten. Heute sind Informationen zu jedem Thema jederzeit verfügbar. Journalisten müssen sich nicht mehr selbst auf dem Laufenden halten, das erledigen Google, Bing oder Yahoo. Zugleich hat sich der Aktualitätsdruck durch das Internet eklatant erhöht. Alles wird zur News hochgejazzt. Echte Nachrichten, Einordnung und damit kontinuierliche Recherche sind nicht gefragt.

Unter diesen Bedingungen ist der Journalismus anfällig für interessengeleitete Kommunikation, wie zuletzt die bemerkenswerte Rolle der Pharmabranche beim Thema Schweinegrippe verdeutlichte. Akteure, die sich aus wenig altruistischen Motiven bemühen, einen Skandal am Kochen zu halten, gibt es immer. Aufgabe des Journalismus ist es, diese Interessen zu entlarven und einzuordnen.

Gerade dazu bedarf es Kontinuität, es bedarf Journalisten, die Experten auf diesem Gebiet sind. Doch die werden immer seltener. Eine Frage der Kapazität, ein Problem ausgedünnter Redaktionen? Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil der Wahrheit lautet, dass sich der Journalismus im Aktualitätsdusel selbst zu überholen versucht. ...

3 Kommentare:

  1. Anonym18.1.11

    Die Verlinkung zu den Dioxinskandalen ab 1998 funktioniert bei mir nicht. Worunter könnte ich es dann noch finden?
    Bei Fakt ist wurde gestern abend gezeigt, dass diese Panikmache völliger Quatsch ist.
    Ich spekuliere, es soll Marktbereinigung vollzogen werden oder aber auch, um einen Grund zu finden, noch mehr Gendreckfutter einzusetzen.

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  2. Edward18.1.11

    @Anonym 15:40
    oder umgedreht. In einer Hörerdiskussion des NDR in der vergangenen Woche glaubte einer festgestellt zu haben, dass immer, wenn der Ruf nach Bioprodukten bei den deutschen Verbrauchern nachlasse, wieder eine Sau durchs Dorf getrieben wird. Finde ich bedenkenswert.
    Prompt erhöhte sich auch in diesem Fall die Nachfrage nach Bioeiern, obwohl sie als Freilandeier nachweislich immer dioxinbelastet sind. Und wie die obige Extra3-Dokumentation zeigt, kann auch Bio-Futter belastet sein.

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  3. Mal hier versuchen:

    http://www.youtube.com/watch?v=LL3WHCh8BMI&feature=player_embedded

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