2. Dezember 2010

Ein wenig Verbrechensbekämpfung

Trotz all des - über fast sechs Jahre beobachteten - journalistischen Versagens, wundere ich mich dennoch über manche sog. Hochwertleistungen, hier aus der Usedomer Redaktion. Wieder einmal wurde ein Leserbrief einfach ins Blatt kopiert, statt den Inhalt zu prüfen und daraus folgernd die Arbeit der Redaktion zu prüfen, denn die meldet nahezu jeden Blechschaden aus dem Verbreitungsgebiet.

Es geht um einen Dieb aus Polen, über dessen Gerichtsverhandlung die OZ berichtete und der nach Auffassung eines Leser ein Verbrecher sein soll, der zu milde bestraft wurde. Nun wurde der Mann aber nicht wegen eines Verbrechens verurteilt, ist also auch kein Verbrecher. Schon da hatte die OZ versagt, denn sie hätte den Leserbriefschreiber vor solch einem Unsinn bewahren müssen, machte sich aber stattdessen zum Vervielfältiger von Falschem. Übrigens ist dem sog. Gerichtsbericht nicht zu entnehmen, weshalb der Mann verurteilt wurde (wurde zu x Jahren Haft wegen YZ verurteilt), also auch ein journalistischer Schwachpunkt. Im Text ist nur von Einbrüchen und Diebstählen die Schreibe: 
Auf sage und schreibe 18 000 Euro bezifferte die Polizei den Wert des ebenfalls aus Elektronik und Schmuck bestehenden Diebesgutes. Nur beim ersten der drei Einbrüche war die Beute magerer als von ihm erhofft 
Dafür steht in dem Text, dass der Mann in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde (Welch ein wichtiges Detail für die OZ.).

Doch sowohl Diebstahl als auch Einbruch sind keine Verbrechen. Mit solchen Details gibt sich die OZ ungern ab. In Leserbriefen darf sowieso stehen, was den Leuten gerade so einfällt.

Zurück zum heutigen Leserbrief, der sich auf die nicht stattgefundenen Verbrechen bezieht.
... Ein deutscher Fahrer hat vor wenigen Tagen einen Swinemünder totgefahren. Ein anderer deutscher Autofahrer wurde von der polnischen Polizei gefasst, als er besoffen Auto fuhr. Der nächste deutsche Autofahrer verließ die Tankstelle, ohne zu bezahlen. Melden sich nun Vertreter der Swinemünder Elite zu Wort? ...
Michal Barkas, Swinemünde
1. Die OZ hätte vor Veröffentlichung prüfen müssen, ob die schwerwiegenden Vorwürfe stimmten.
2. Die OZ müsste endlich schwerwiegende Vergehen und Verbrechen aus Swinemünde melden.
3. Sind Deutsche an solchen Taten beteiligt, müsste Meldepflicht der OZ an die Leser bestehen, von wegen des öffentlichen Interesses. Ist bloß nicht so einfach mit dem Kopieren wie von der Seite der Polizeidirektion Anklam.
4. Wenn stimmt, was der Leserbriefschreiber mitteilte, hat der deutsche Autofahrer, der eine Person totfuhr, mit großer Wahrscheinlichkeit ein Verbrechen begangen, denn Körperverletzung mit Todesfolge ist ein Verbrechen.

Natürlich hatte die OZ auch etwas aus Swinemünde zu melden. Nur weiß ich nicht, ob die Redaktion daraufhin Lobeshymnen (Was wir schon immer wissen wollten, die tolle OZ teilt es uns mit.) erhält.:
Nach Wahl in Swinemünde: Vize-Stadtpräsidentinnen benannt
Ein Auszug:
... Barbara Michalska (44), bisher Abteilungsleiterin Stadtingenieur, beerbt den bisherigen zweiten Vize Andrzej Szczodry und wird damit im Wesentlichen zuständig für Infrastruktur und Wirtschaft sein — darüber hinaus möglicherweise auch für ihre bisherige eigene Abteilung, die bislang dem Stadtpräsidenten direkt unterstand. Der Bereich Tourismus und Marketing, der auch Szczodry zugeordnet war, wird vermutlich künftig von Joanna Agatowska wahrgenommen. Allerdings kündigte Zmurkiewicz für die nächsten zwei, drei Monate Umstrukturierungen in der Verwaltung an.

Ryszard Kowalski ist in das Regionalparlament Sejmik gewählt worden und übernimmt daneben wieder die Leitung des Städtischen Kulturhauses, die er bereits vor acht Jahren innehatte. Andrzej Szczodry wird sein Mandat in der Stadtvertretung wahrnehmen. ...
Falls Sie jemand fragt, was die Usedom-Redaktion unter kritischem Hochwertjournalismus versteht, zitieren Sie einfach aus dem Artikel, z.B. was Ryszard Kowalski tut.

2 Kommentare:

  1. Kulbrod2.12.10

    Seit wann interessierst Du Dich für Politik(er)? Und dann auch noch für polnische!

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  2. Ist es denn nicht unfassbar aufregend, auf kritisch-hochwertige Weise zu erfahren, was Barbara Michalska so zu tun und Andrzej Szczodry zu lassen hat?

    Seit ich das nun endlich aus der OZ erfahren habe, kann ich wieder ruhig schlafen und muss mich nicht ständig mit der Frage quälen: "Was soll nur werden, wenn Ryszard Kowalski nicht ausgewählt worden wäre?"
    Nicht auszudenken!

    Doch ganz zufrieden bin ich immer noch nicht, weil das Schicksal von Joanna Agatowska noch ungewiss ist. Hoffentlich vegisst die Redaktion nicht, mit einer toll recherchierten Meldung Licht ins Swinemünder Vizedunkel zu bringen, wenn Agatowskas beruflicher Lebensweg entschieden wurde. Erst dann wird sich die Erde wieder, ohne sich zu verhaspeln, um die Sonne drehen und empfindliche Gemüter somit einen ruhigen Schlaf. Hattest du keine Schlafstörungen? Hast du nicht gemerkt, dass wegen der unruhigen Erde weltweit das Schneechaos ausbrach und erst enden wird, wenn Agatkowska den Bereich Tourismus und Marketing leiten darf.
    Falls es ein sehr kalter Winter werden sollte, ist die OZ schuld, weil sie die Agatkowska-Meldung nicht brachte.

    Es ist also gar nicht verkehrt, sich um Politikerschicksale zu kümmern. Die OZ hat es ja nun getan und wird sich nicht trauen, die entsprechende Befreiungsmeldung zurückzuhalten, müsste sich ja sonst als Klimaverweser beschimpfen lassen.

    So, Schluss mit der Spinnerei!

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