12. November 2010

Märchenminute

Das ist selbst in der Möglichkeitsform Leserverdummung:
Pharma-Sparpaket soll zwei Milliarden bringen
Der Bundestag (Natürlich hat nicht der Bundestag beschlossen, sondern eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten.) hat im Rahmen der Gesundheitsreform das Pharma-Sparpaket beschlossen, mit dem die Krankenkassen bei Medikamenten jährlich zwei Milliarden Euro einsparen sollen. ...
Dieses wirkungslose Gesetz wurde mit 25 Änderungen, davon einigen wortgleich mit den Vorschlägen der Pharmalobby, nur verabschiedet, um den Versicherten die Erhöhung des Kassenbeitrags schmackhaft zu machen. Die Pharmaindustrie wird keinen Cent einbüßen.

Ungenannt blieb in der OZ auch, dass das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen schleichend entmachtet wird.

In einem Kommentar wird auf ein Thema hingewiesen, das die OZ wie abhandelte?:

... Eine wesentliche Veränderung betrifft das bislang gültige Sachleistungsprinzip: Künftig soll der Patient sich dafür entscheiden können, mit dem Arzt direkt abzurechnen und das Geld später von der Kasse zurückzuholen. 
Die Koalition versichert, dass es sich dabei nur um eine Option handle und niemand zur Vorkasse gezwungen werde. Doch die Fachärzte, auf die sich diese Regelung vorab konzentrieren wird, sehen darin eine Möglichkeit, sich aus dem komplizierten Abrechnungsprozedere mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zu schleichen und schnell an das möglicherweise sogar höhere Honorar zu kommen. Denn was an Leistung angeboten wird, ist Verhandlungsmasse zwischen Arzt und Patient, und ob das, was der Arzt abrechnet, von der Kasse auch erstattet wird, bleibt das Problem des Patienten. Abschläge für Verwaltungskosten sind ohnehin erlaubt.
... Klug kalkulierende Ärzte werden Vorkasse-Patienten bevorzugt behandeln und die „Chipsletten“, wie Kassenpatienten im Jargon heißen, unterscheiden in solche, die sofort zahlen – und den Rest. Der Arzt kann dem nun „Kunde“ genannten Patienten als beratender Dienstleister gegenübertreten und muss sich nicht mehr rechtfertigen, dass die Kasse dieses Medikament und jene Leistung nicht mehr bezahlt.
Die übrigen, die nicht in der Lage sind, sofort zu bezahlen oder die Behandlungskosten auszudealen, haben das Nachsehen. Es fehlt an Wissen, auch an Sprachkenntnissen. Der eine ist zu krank, der andere zu alt, um sich auf immer neue Verhandlungen einzulassen. Und wenn die Zusatzbeiträge steigen, werden Versicherte auch noch nach der günstigsten Kasse zu fahnden haben, weil der Sozialausgleich sich nur auf den durchschnittlichen Zusatzbeitrag bezieht.
Mittelbar werden zahlungsunwillige und -unfähige Patienten, denen ohnehin unterstellt wird, sie lebten riskant, also bestraft. ...

Allemal interessanter zu lesen, als der 08/15-Kommentar in der OZ.

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