18. November 2010

Gefährliche Märchenerzähler

Die Greifswalder Zeitung nutzte einen Bericht, um dort einen Kommentar unterzubringen, journalistisch verwerflich, in der Redaktion jedoch Alltag:
Die große Motzrunde der Grünen
Motzrunde? Angekündigt war die Veranstaltung so worden:

... Am 16. November wird ... Tacheles über Greifswald geredet

(Tacheles: offen miteinander reden; jmdm. seine Meinung sagen)

Wir richten so eine Art Speakers’ Corner wie im Londoner Hyde Park ein, wo jede(r) auf ein Kistchen steigen und die Welt von seiner Meinung überzeugen kann. ...

Der OZ-Artikel beginnt so:
Meckern, motzen, Dampf ablassen stand am DienstagAbend in der Brasserie Hermann auf dem Programm.
Genau das stand nicht auf dem Programm, wie oben zu lesen ist. Es ist eine freie Erfindung, dazu noch eine Wertung, Ihnen als Tatsache verkauft.

Der nachstehende Text gibt an keiner Stelle einen Beleg für Meckern, motzen, Dampf ablassen.
Das hinderte die Autoren nicht, gleich noch einmal das Märchen aufzutischen:
... waren unter den 40 Gästen vor allem grüne Parteimitglieder und -anhänger sowie vereinzelte SPDler, die sich in einer großen Motzrunde darüber ausließen, was in der lokalen Politik falsch läuft.
Ein Leser informierte mich so über die Veranstaltung:

Beim Speakers' Corner der Grünen waren zwei Aspekte auffällig, die sich im Artikel nicht wiederfinden:

1) Es gibt offenbar eine Reihe von Greifswalder Bürgern, die sich gern in der Stadt einbringen würden, aber keinen Zugang zum "geschlossenen System" der Herrschenden in Stadtverwaltung und Bürgerschaft finden. Dabei ist augenfällig, dass der omnipräsente Klüngel für niemanden ein Geheimnis darstellt, aber dass offenbar niemand eine Strategie hat, gegen diesen Klüngel anzugehen. Schon das müsste den OZ-Redakteuren zu denken geben, denn das wäre (auch) Ihre Aufgabe.

2) Es gab kein Thema, bei dem heftiger applaudiert wurde als beim Thema "Greifswalder Medienlandschaft". Eine Rednerin warf dem (immerhin anwesenden!) Benjamin Fischer vor, er erledige seine Arbeit nicht und nutze die Monopolstellung seines Blattes "schamlos" aus. Oppositionelle fänden in der OZ kein Forum und wenn das Blatt mal über Affären und Ähnliches berichten würde, was es immerhin inzwischen gelegentlich tue, seien die Berichte "von miserabler Qualität und nur auf Effekthascherei aus". Fischer quittierte es mit einem sagenhaft arroganten Lächeln und äußerte sich - trotz ausdrücklicher Einladung - nicht zu den Vorwürfen.

Ich halte Fischer, seit ich von ihm lese, für die Arroganz in Person. Nur bleibt die Frage offen, warum er so ist. Seine Leistungen können es nicht sein, auf die er sich etwas einbilden könnte.

3 Kommentare:

  1. Anonym18.11.10

    Die grosse Motzrunde der Grünen, nennt die OZ das also.
    Aha, offen miteinander reden, heisst in der OZ motzen.

    Der Greifswalder OB sollte regelmässig Tachelesrunden einführen, um Bürgernähe zu zeigen.

    Egal, Greifswald wird immer unbeliebter, dabei ist es eine recht überschaubare Stadt und könnte so gemütlich sein.

    Ich selbst war zwar nicht dort, bin nicht so ein Parteienfreund, jedoch Hut ab vor den Grünen, dass sie mit den Bürgern Tacheles reden.

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  2. Anonym18.11.10

    Es gibt offenbar eine Reihe von Greifswalder Bürgern, die sich gern in der Stadt....

    Sich in dieser Stadt einbringen?

    Tacheles reden hört sich gut an, nur ob die Grünen selbst immer Tacheles reden, wage ich zu bezweifeln.

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  3. Anonym18.11.10

    Ein Laie vom webmoritz schrieb dies: http://www.webmoritz.de/2010/11/18/klartext-im-hermann/.
    Bedenkt man dann noch, dass am OZ-Traktat die Praktikantin Iris Langer und die ideelle Schwester des arroganten Schnösels Fischers, der so von ehemaligen Kommilitonen skizziert wird, Degrassi beteiligt waren, kann man eigentlich nur jedem vernunftbegabten Wesen zur Kündigung des Abos raten.

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