27. November 2010

Das soll Kapitalismus sein: Gewinn für wenige, Verlust für alle

Solch ein Kommentar ist in der OZ undenkbar, weil er nicht in das Muster passt, das besagt, wir alle müssen den Euro (also schon wieder die Banken) retten. Deshalb weise ich auf ihn hin:

Zeit aufzuhören
Ich schlage vor, wir hören mit dem Kapitalismus einfach auf. Morgen von mir aus, oder übermorgen, wenn es da besser passt. Glaubt offenbar eh keiner mehr dran, außer naive Autoren von gelben Büchern über Investitionen und Schulden. Nicht, dass ich zum Sozialisten konvertiert wäre; aber wenn die Investmentbank Nomura sowas schreibt, dann komme ich unweigerlich zum Ergebnis: Das Reden von Markt, Wettbewerb und Risiko ist nur noch dummes Geschwafel für Leichtgläubige – wie mich. ...

Nun meint also Nomura, dereinst die größte Wertpapierfirma der Welt, bevor der große Japancrash die Verhältnisse ein wenig zurecht rückte, dass man den Märkten nicht mehr sagen dürfe, dass sie Märkte sind; dass man den Teilnehmern des kapitalistischen Wettbewerbs nicht mehr verdeutlichen dürfe, dass der Wettbewerb auch Verlierer produziert. ...

Die Londoner City ist also der Meinung, man dürfen den Kapitalisten nicht mehr verklickern, wie die rules ihres Spiels lauten. Man dürfe ihnen nur die Goodies zuschanzen, sie aber nicht mit den potenziell negativen Konsequenzen ihres Tuns konfrontieren.
Das Moralisieren ist bekanntlich nicht meines, aber dazu fällt mir wirklich nur eine Bemerkung ein:
Was für eine Unverschämtheit! ...
Wenn das die vorherrschende Denke ist, dann hören wir besser auf: Pfeif’ auf die Marktwirtschaft, wenn stets nur eine Gruppe gewinnen darf, die noch dazu nicht bereit ist, ihre Risiken zu ertragen.

Schumpeters “Ephoren des Kapitalismus” sind offensichtlich zu einer dysfunktionalen Kaste von Free-Lunch-Touristen geworden, die ihren Job als ökonomische Treuhänder der Volkswirtschaften aus den Augen verloren haben.
Man mag sich darüber streiten, ob es sich jemals um ein “fair game” gehandelt hat; unter diesen Voraussetzungen ist es jedenfalls keines mehr. Das ist nur noch der totale Beschiss aller durch eine kleine Minderheit einzelner.

Dazu gleich noch dies:

Eurozone in der Bredouille

Die Finanzkrise und das Einstehen der Staaten für die maroden Banken erfordert seinen Preis, explodierende Staatsschulden und niemand sollte sich Illusionen machen, dass Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, denn Teile der vergebenen Kreditgarantien zur Rettung des Euro bzw. der Banken werden früher oder später den Garantierahmen verlassen und der Steuerzahler wird in die Haftung der dann entstandenen Zahlungsausfälle eintreten müssen. ...
Haben die OZ-Wirtschaftsweisen bereits diesen Aspekt beschrieben? Das haben sie genauso wenig getan, wie sie 2008 Warnungen vor der Krise missachteten. Wozu also ist die Wirtschaftsseite der OZ nützlich? Welchen Vorteil ziehen die zahlenden Leser daraus?
Hier noch einmal kurz gefasst, worum es geht:
... nun ein bißchen Anti-Schwindel von der Financial Times zum Fall Irland und der in Wirklichkeit stattfindenden Rettung der Gläubigerbanken in Deutschland und anderswo unter der Überschrift "Haushaltssanierung ist das geringste der Probleme des Landes":

"Der IWF will nach Berichten eine Einbeziehung der Gläubiger irischer Banken und besorgt sich, daß die fiskalischen Einschnitte das Wirtschaftswachstum schrumpfen lassen könnten. Es würde Irland gut helfen, ebenso entschlossen (wie mit dem Staatshaushalt) die Banken und die selbsteingeladenen europäischen Retter zu behandeln."

Für wahr, das ist die Wahrheit.

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