27. November 2010

Das journalistische Selbstverständnis einer Redaktion

Dass die Greifswalder Redaktion seit Jahren ein schwerwiegendes Problem mit journalistischen Standards (z.B Gegenseite befragen) hat, ist Bloglesern nicht neu, auch nicht, dass Berichtigungen und Stellungnahmen Angepinkelter als Meinungsäußerung, als Leserbrief, wiedergegeben werden.

Hier hatte die OZ den Greifswalder Tierparkchef mit Gerüchten und frei Erfundenem anpinkeln lassen, wie gewohnt, ohne ihn Stellung nehmen zu lassen. Nun hat sich der Tierparkchef gemeldet und so etwas wie eine Gegendarstellung abgeliefert:
Meinungsfreiheit für mich ein viel zu hohes Gut

Zu: Agitation im Tierpark? Zoochef unter Druck (OZ vom 10. November): In dem genannten Artikel werden Dinge über meine Tätigkeit als Leiter des Tierparks Greifswald und CDU- Bürgerschaftsabgeordneten behauptet, die ich klarstellen möchte.
Hätte der Chef mich gefragt, hätte ich ihm geraten, statt die ich klarstellen möchte, die falsch sind zu schreiben. Das alles soll falsch sein:
Dass ich die politische Gesinnung von Angestellten des Tierparks geprüft habe, trifft nicht zu. Ich habe auch keine Tierpark-Mitarbeiter gefragt, welche Partei sie wählen würden. ...
In dem Artikel wird behauptet, dass „die Ex-Angestellte“ Annett Kocum Projektanträge geschrieben habe, für die sie nie Geld bekommen habe. Darüber sei sie tief enttäuscht gewesen.
Tatsächlich war sie nie im Tierpark angestellt, sondern hat einen Projektantrag im Rahmen eines Werkvertrags bearbeitet, für den sie auch entlohnt wurde. Es ist für mich unverständlich, warum Frau Kocum in der Zeitung die Unwahrheit sagt. 
Hier hätte er allerdings Klarheit schaffen können, indem er die Frau selbst gefragt hätte.
Besonders geärgert habe ich mich über die pauschale Behauptung, dass ich die Vorwürfe abstreite. Tatsächlich bin ich zu den meisten Vorwürfen von anonym gebliebenen „Mitarbeitern“ überhaupt nicht befragt worden, so dass ich mich nicht dagegen wehren oder eine Klärung herbeiführen konnte, woran mir sehr gelegen gewesen wäre.
Wenn dann kritisch angemerkt wird, dass die CDU jährlich ein Kinderfest im Tierpark veranstaltet, dann muss auch das sehr verwundern. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion leistet einmal jährlich ehrenamtliche Arbeit im Tierpark und richtet im Anschluss daran ein Kinderfest aus. Diese ehrenamtliche Arbeit unterstützt den Tierpark und dient damit der Allgemeinheit. Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar, da der Tierpark eine wichtige soziale und integrierende Funktion in unserer Stadt wahrnimmt und damit der Allgemeinheit dient. Private Interessen sind damit nicht verbunden.
Und dann dies:
Ich würde mich freuen, wenn die Greifswalder Zeitung zukünftig journalistisch sorgfältig recherchierte und ausgewogen berichten würde.
Dann blieb mir doch einen Moment die Spucke weg, als ich las:
Anmerkung der Redaktion: Dies gehört zu unserem journalistischen Selbstverständnis.
Wer meine Blogeinträge nicht nur der vergangenen drei Tage kennt, weiß, dass das so ziemlich die unverfrorenste Behauptung ist, pure Arroganz, die ich je in der OZ las, abgesehen davon, dass sie eine kritische Hochwertzeitung sein soll.

P.S.:
Der Anpinkel-Artikel hätte nicht erscheinen können, wäre der Tierparkleiter zu Wort gekommen, weil damit alle Vorwürfe erledigt gewesen wären. Er musste aber erscheinen, zum einen, weil es piepegal war, was der Leiter zu sagen hatte und weil sonst ein großes Loch auf der Seite gewesen wäre - das womit gestopft hätte werden können?
So funktioniert kritischer Hochwertjournalismus, für den Sie in jedem Monat fast 21 Euro ausgeben.

4 Kommentare:

  1. Edward29.11.10

    oja, das bringt auch mich ziemlich auf.
    Schon der "Anpinkel-Artikel" war eine einzige Zumutung und hatte nichts mit journalistischer Sorgfalt zu tun gehabt. Und jetzt eine Gegendarstellung als Leserbrief? Was lernen diese jungen Leute heute eigentlich auf der Journalistenschule?

    Das einzig Positive, was ich heranziehen kann, ist, dass die Greifswalder Redaktion seit einiger Zeit versucht, investigativ tätig zu werden. Aber das erfolgt derzeit noch sehr dilettantisch. Und statt die Unzulänglichkeit einzugestehen und sich zu entschuldigen, wird das Opfer noch verhöhnt, dass die Redaktion keine Belehrung bräuchte.
    Menschlich und journalistisch unmöglich

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  2. Anonym29.11.10

    Ich glaube nicht, dass die OZ selbst den Tierparkchef anpinkeln wollte, sondern sich von jemanden aufhetzen liess. Ich vermute, das kam aus der Grünen Greifswalder Ecke.

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  3. Anonym29.11.10

    Nachtrag: selbst wenn es so wäre, die OZ blamiert sich immer wieder und schreibt grosskotzig vom journalistischem Selbstverständnis und weiss nicht einmal, was das ist.

    Klatsch, Tratsch Blabla....

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  4. "Ich glaube nicht, dass die OZ selbst den Tierparkchef anpinkeln wollte"

    Ich schrieb: hat anpinkeln lassen. Die OZ hat sich, wenn Sie so wollen, missbrauchen lassen, um die Seite zu füllen.

    @Edward:
    "die Greifswalder Redaktion seit einiger Zeit versucht, investigativ tätig zu werden"

    Das bezweifle ich zu 100 Prozent. Einfach mal hier nachlesen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Investigativer_Journalismus

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