20. Oktober 2010

Meinung als Tatsache verkauft - Journalismus sechs minus

Greifswalder Zeitung:
Immer mehr Greifswalder entsorgen ihren Müll illegal
Stimmt das? Möglich ist es, aber bewiesen ist es nicht, auch nicht im Bericht:
Immer mehr Greifswalder entsorgen illegal ihre Abfälle, vielfach keine hundert Meter Luftlinie vom Wertstoffhof der Greifswald Entsorgung (GEG) entfernt. Besonders schlimm ist es jedes Jahr im Frühjahr und Herbst. ...
Die Wiederholung macht es auch nicht glaubhafter, diese auch nicht.
Doch vielen (Wie vielen?) Hansestädtern ist selbst dieser kleine Obolus zu viel, sie schmeißen ihren Dreck lieber in die Landschaft. ...
„Mich erreichen zum Glück immer wieder E-Mails und Anrufe, dass sich Leute Nummernschilder gemerkt haben. Oder ich finde direkt im Müll Hinweise auf den Verursacher. Das hilft, Umweltfrevler mit einem saftigen Bußgeld zu belegen“, sagt der Chef der Unteren Abfallbehörde. ...
Wie viele sog. Umweltfrevler mussten in welchem Zeitraum ein Bußgeld zahlen, und wie saftig waren die Bußgelder? Fragen Sie die Autorin. Sie sollten sie fürs Nachfragen, nicht fürs Nachplappern bezahlen.
Das Grundübel des Artikels ist, dass eine Meinung als Tatsache verkauft wird:
Immer mehr Greifswalder 
Es kam weder den Müllmenschen, denen sie nachplapperte, noch ihr selbst in den Sinn, zwischen Müllmenge und Zahl der Entsorgenden zu unterscheiden. (Eine größere Müllmenge heißt nicht zwingend, dass mehr Menschen Müll entsorgt haben. Rein theoretisch könnte es sogar nur ein sog. Frevler sein. Jedenfalls fehlt für die Behauptung immer mehr jeglicher Beweis.)
Wer das nicht kann, kann zwar Redakteur in der kritischen Hochwertzeitung sein, bleibt aber Nachplapperer. Das halte ich für einen Unterschied zum Journalisten.

1 Kommentar:

  1. Anonym21.10.10

    Reißerische Überschriften und dann kommen überall nebulöse Fakten, wie bei der "Bild" eben.

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