21. September 2010

Mutmaßungen aneinandergereiht und verkauft

Na klar, solch eine Schlagzeile über einer Blickpunktseite zieht an:
Ehedrama endet im Kugelhagel
Nur dass die Schlagzeile völlig übertrieben ist. Weil ich in meinem Leben sowohl Hagel als auch Kugelhagel erlebte, also vergleichen kann, fliegen Kugeln (die natürlich keine Kugeln sind) hageldicht, wenn viele Menschen zugleich mit Schnellfeuerwaffen Dauerfeuer schießen. Das ist aber in dem Fall nicht passiert.

Ob es ein Ehedrama war, das die Frau mit mehreren Tötungen beendete, bleibt fraglich, wie so vieles an der Geschichte. Warum trotz haufenweiser Mutmaßungen eine Blickpunktseite gefüllt wurde?
Klar:
Antrainierte Sensationslust der Leser nutzen,
total übertreiben, aufbauschen um jeden Preis, um die Geschichte überhaupt zu einer Geschichte zu machen,
und ganz wichtig, blitzschnell eine Seite mit Agenturmaterial füllen.

Der Text beginnt mit diesen Selbstverständlichkeiten, mit nachrichtenfreiem Geschwafel:
Das St. Elisabethen-Krankenhaus in der Innenstadt von Lörrach ist noch immer abgeriegelt, die Polizei sucht nach Spuren. Teil für Teil wird das Puzzle zusammengesetzt.
Da spielt es keine Rolle, dass fast alles unklar ist in dem Fall:
„Wir setzen die Spuren und Erkenntnisse zusammen und versuchen, uns daraus ein Bild zu machen“, sagt Polizei-Einsatzführer Michael Granzow. ...
Schon wieder wird gepuzzelt, versucht, das Geschehen zu erklären.
Ist das schon wieder des Meldens wert? Ist das nicht die normale Tätigkeit der Polizei?
„Ganz Lörrach steht unter Schock“, sagt die Oberbürgermeisterin ...
Das bezweifle ich, denn es ist Kammschererei, sonst nichts.

Und damit es noch langweiliger und belangloser Text wird, eine Wiederholung einer Wiederholung:
Unterdessen setzt die Polizei weiter Puzzleteile zusammen. ...
Doch es wird nicht nur mit Wiederholungen gelangweilt, sondern es wird gemutmaßt und dafür Geld von den Lesern verlangt:
Fest steht wohl, dass die 41-Jährige zunächst ihren von ihr getrennt lebenden Mann in ihrer Rechtsanwalts-Kanzlei erschoss und anschließend ihren Sohn tötete — wie sie das tat, ist noch unklar. ...
Fest steht wohl bedeutet nichts als: Es steht nicht fest. Das ist Vortäuschen von Inhalt, Vortäuschen von Fakten, Vortäuschen von Qualitätsjournalismus. Es ist wertlos.
Weiterhin ist unklar, weshalb die Frau im Anschluss an die Tat in das nahe gelegene Elisabethenkrankenhaus ging. ...
Weshalb die Frau das katholische Krankenhaus ansteuerte, bleibt fraglich. ...
Hallo! Für diese Aneinanderreihung von Mutmaßungen haben Sie Geld ausgegeben und Lebenszeit vergeudet, denn nun sind Sie genauso schlau wie zuvor.

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