4. August 2010

Episch schöngeschrieben

Was die Greifswalder Zeitung episch ausbreitet und schönschreibt:
Frisches Gemüse für die Tafel
Die Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung mbH (ABS) versucht sich neuerdings im Gemüseanbau — für einen guten Zweck.

Denn die frische Ware ist nicht für den offiziellen Handel bestimmt, sondern kommt allein den Nutzern der Greifswalder Tafel zugute. 
Das allein ist falsch, wie im Text nachzulesen ist. Dazu später.

Was ich mit epischer Breite, dem Sommerloch angepasst, meine:
Die ersten Ernteergebnisse sind erfolgversprechend: große Zucchini und Gurken, lange Bohnen, dicke Kohlrabi und Zwiebeln, beachtliche Kürbisse. Dreimal wurde bereits geliefert. Außerdem wird das Obst, vorwiegend Äpfel, der auf dem Gelände vorhandenen Bäume ebenfalls zur Tafel gebracht.
Jetzt aufgepasst:
Und es wird Kohl angebaut, der an den Greifswalder Heimattierpark als Futter geliefert wird. ...
Das hieße, würde der Text der Wahrheit entsprechen, dass der Tierpark stets das Futter von der Tafel geliefert bekommt. Aber mit solchem Detail gibt sich die Autorin nicht ab. Übrigens ist in dem Satz möglicherweise eine Missbrauch der sowieso missbrauchten Ein-Euro-Sklaven erkennbar. Dazu müsste bekannt sein, woher der Tierpark sonst sein Futter bezieht. Noch so ein Detail, dem die Autorin keinen Buchstaben widmet.

Stattdessen wird kritisch hochwertig berichtet schöngeschrieben:
„Es macht großen Spaß“, versichern sie (Drei Ein-Euro-Sklavinnen, die im Chor gesprochen haben müssen, glaubte ich der Autorin.) und legen lachend die frisch geernteten Zucchini in eine Kiste. ...
Und zum Schluss noch dies:
Er zeigt sich erfreut, dass die Arge die Idee der ABS mitgetragen hat, „denn die Maßnahme hat einen hohen Grad an Gemeinnützigkeit“, argumentiert er.
Wie bitte? Hoher Grad an Gemeinnützigkeit? Entweder ist z.B. die Futterlieferung für den Tierpark gemeinnützig oder nicht. Aber wozu nachfragen? Das hat kein Redakteur bisher getan, wenn es um die ABS ging, könnte sich ja nur um eine läppische Rechtswidrigkeit handeln, die die OZ bildlich in den Himmel hebt.

Nachtrag, 5. August:

Warum die ABS Greifswald ein Kontrollorgan benötigt

4 Kommentare:

  1. Anonym4.8.10

    Wie bitte, Sklaven der ABS sollen gesagt haben: Es macht Spass.

    Habe ich das richtig verstanden?
    Die ABS hat einen Acker und lässt ihn von 1,-Eurosklaven bestellen und lässt ernten?

    Sollen das Arbeitsbeschäftigungsmassnahmen sein?

    Dieses Gemüse bringen sie dann zur Tafel?!

    Arme sorgen für Arme oder wie?

    Was hat die ABS davon oder kassiert sie jede Menge Kohle?

    Achja, sie muss ja nicht kontrolliert werden, diese ABS mit der "weissen Weste"

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  2. Vor allem: So entsteht eine weitere Parallelgeselschaft.

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  3. Anonym4.8.10

    "...große Zucchini ..., lange Bohnen, dicke Kohlrabi ...und ... beachtliche Kürbisse..."

    ich kann gar nicht so viel davon fressen, wie ich kotzen möchte über so eine grenzdebile, unkritische und unreflektierte schreibe!

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  4. Anonym6.8.10

    ABS = Ausbeutung bis Sklavenhaltung

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