1. Juli 2010

Halbe Wahrheit lokal als ganze verkauft

Endlich, endlich, endlich nach Monaten regierungsergebener, leserverblödender Zahlennachbeterei, heute auf der Wirtschaftsseite:
Dann frage ich mich, ob das in den vergangenen Jahren niemand wusste und warum in verschiedenen Lokalredaktionen die Zahlen, die die wahren Verhältnisse bis zur Unkenntlichkeit verschönen, auch heute wieder wie besoffen nachgebetet werden.
... Erstmals konnte der Leiter der Kieler Regionaldirektion der Arbeitsagentur für Mecklenburg-Vorpommern weniger als 100 000 Arbeitslose vermelden. 37 Erwerbslose unterhalb der Grenze zur Sechsstelligkeit weist die Juni-Statistik aus. Goecke: „Wir merken, dass die Konjunktur anzieht.“ 
Achja? Warum ließ sich der Aufschreiber einen bildlichen Bären aufbinden und schrieb den Unsinn auch noch auf, wenn er im selben Text ganz unten mitteilt?:
Ein Großteil des Juni-Rückgangs beruht auf dem Ausscheiden 1200 Älterer ...
Nanu, doch nicht die anziehende Konjunktur?
Das meine ich mit dem Unterschied zwischen Aufschreiberei und journalistischer Tätigkeit.
Vor allem auf dem Bau gibt es mehr zu tun — dank Konjunkturpaket, und weil im langen Winter viel liegen blieb, was jetzt nachgeholt wird.
Das ist auch  bitter nötig, denn im 1. Quartal waren 23,3 Prozent weniger Erwerbstätige in der Bauwirtschaft in M-V gezählt worden, als im Vergleichsquartal 2009.
... Die monatliche Statistik zeigt allerdings nur die halbe Wahrheit. Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und Linkspartei gehen davon aus, dass in Mecklenburg-Vorpommern in Wirklichkeit doppelt so viele Menschen Arbeit suchen wie in der offiziellen Zahlensammlung genannt werden. ...
Dann folgen Hinweise auf die versteckte Arbeitslosigkeit, die ich seit Jahren predige.

Doch im nächsten Monat werden wie eh und je die Zahlen nachgeplappert, womit die OZ dann wieder auf ihrem Niveau angelangt ist. Das kann ich voraussagen, weil ich in fünfeinhalb Jahren schon ein Mal beobachtete, dass die Wertlosigkeit der Arbeitsmarktzahlen von der OZ bemerkt worden war, was sie nicht daran hinderte, anschließend wieder monatlich Arbeitsmarktschönschriften an Sie zu verkaufen.

Also freuen Sie sich schon heute auf den Käse im nächsten Monat. Da weiß man (die Leser), was man hat. Schließlich bezahlen Sie ja die OZ.

Die in etwa tatsächlichen Arbeitsmarktverhältnisse für ganz D finden Sie hier.

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