9. Juni 2010

Über Hochschreiberei und Volksverblödung

Ich wollte nichts zu dem sinnlosen Geschwätz über die Kandidaten für ein überflüssiges Amt schreiben. Doch nun platzte mir sprichwörtlich der Kragen.

Im Kommentar des stv. Chefredakteurs ist zu lesen:
Luc Jochimsen kandidiert für die Linkspartei zur Bundespräsidentenwahl
Zeigt die Linke Größe?
Sie werden gleich merken, was für eine volksverblödende Frage das ist:
... Der Rostocker Pastor Joachim Gauck, dem breite Sympathie aus allen Lagern entgegenschlägt, ist für die alte Garde der Linkspartei nicht wählbar. 
Warum er für die Linken nicht wählbar ist, weiß der Autor ganz genau:
Als Chef der Stasi-Akten-Behörde hat Gauck jahrelang direkt die Art und Weise der Aufarbeitung gesteuert, die von Linkspartei-Soldaten abgelehnt wird. Die Linke musste also einen eigenen Kandidaten bringen, um der Basis zu signalisieren, wir laufen Gauck nicht blind hinterher. ...
Um es vornehm auszudrücken: Das ist Quatsch, wird Ihnen aber zum Kauf angeboten.

Nun das mit der Größe:
Aber im Umkehrschluss zu NRW könnte die Linke jetzt Größe zeigen und einen Mann mitwählen, der in Ost wie West hohe Anerkennung genießt und schon als „Präsident der Herzen“ gehandelt wird. ...
Der von Medien wie der OZ dazu hochgeschrieben wird (wie einst Obama), weil deren Medienvertreter ausblenden, was zur Vita des Pastors gehört. Dazu gleich mehr.

Hätte der Autor zur Kenntnis genommen, was die OZ heute an Gründen für die Entscheidung der Linken veröffentlichte, hätte er den Lesern seine Phantasie nicht anbieten können. Die OZ berichtete nämlich:
... Der einstige Chef der Stasi-Unterlagenbehörde sei „nicht mal im Ansatz ein Linker“. Weder zum Krieg in Afghanistan noch zu den Hartz-Reformen oder der Rente mit 67 habe sich der frühere Rostocker Pfarrer geäußert. ...
Nach dem kopflosen Rücktritt von Horst Köhler, den Jochimsen kritisierte, hatte sie jedoch gehofft, dass Kanzlerin Angela Merkel alle Fraktions- und Parteichefs zum gemeinsamen Nachdenken über einen überparteilichen Kandidaten einladen würde.

Hätte man sich bei der Gelegenheit auf den ostdeutschen Bürgerrechtler und Wittenberger Pfarrer Friedrich Schorlemmer verständigt, hätte Jochimsen ihn auf jeden Fall gewählt. ...
Zum Schluss meinte Jochimsen dann doch noch zu Gauck, der habe einen anderen Freiheitsbegriff als sie. Bei Gauck schlössen sich Freiheit und ein fürsorgender Staat aus. ...
Was hat das mit den Stasi-Unterlagen zu tun? Warum lassen sich OZ-Lerser solch einen Kommentar dazu gefallen?

Nun zu Gauck, damit vielleicht einigen, vom volksverblödenden Jubel Angesteckten, das Jubeln vergeht:

... Gauck ist auf dem rechten Auge blind – anders ist es kaum zu erklären, dass er zwar den anerkannten Bürgerrechtler Stefan Heym vollkommen ungerechtfertigt in die Nähe der Stasi rückte, einen echten Systemopportunisten wie Dieter Althaus aber nie öffentlich kritisierte. Da liegt der Verdacht nahe, dass es Gauck weniger um die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, sondern vielmehr um die Instrumentalisierung der DDR im Zuge eines Kreuzzugs gegen linke Politik geht.
Der falsche Mann zur falschen Zeit?

Joachim Gauck ist ein Bürgerlicher, wie er im Buche steht. Er ist bekennender Transatlantiker, ein Mann der Kirche, der nicht nur den “Vertriebenen” treu zur Seite steht, sondern auch Schröders Agenda 2010 über den grünen Klee lobte, die Hartz-IV-Montagsdemonstrationen in Leipzig als “töricht und geschichtsvergessen” geißelt und jede Regierungsbeteiligung der Linken stets ablehnte. Ein Mann, der sich heute über “eine vor 20 Jahren nicht vorstellbare antikapitalistische Welle in Deutschland” beklagt, ist jedoch ungeeignet, in Zeiten wie diesen zu versöhnen und nicht zu spalten. Die Linke ist vor allem im Osten längst eine Volkspartei und ihre Kernpositionen finden quer durch alle Schichten auch im Westen Zustimmung. ...

Ich habe anderswo, dort, wo sich Leute nicht verblöden lassen, einen Kommentar dazu hinterlassen:

Weg mit einem Amt, das überflüssig ist wie einst der Kaiser, nur Geld kostet und das das Vergeuden von Gehirnschmalz und Lebenszeit provoziert, nämlich der Kommentarschreiber, der Artikelschreiber und der Leser.

Es wäre nötig, über so vieles Wichtiges zu debattieren. Stattdessen wird sich das Maul zerrissen über das Für und Wider dieses und jenes Kandidaten für ein Amt, das nichts bewirkt, für das jeder geeignet ist, der ein wichtiges Gesicht machen kann und Reden vom Blatt ablesen, besser noch auswendig nachplappern kann. Achso, Flugangst darf er nicht haben und muss mit der vielen unverdienten Kohle zurechtkommen bis ans Ende seiner Tage.

Ganz nebenbei bemerkt: Es hat sich noch jemand um das Präsidentenamt beworben. Fragen Sie mal in der OZ nach.

8 Kommentare:

  1. Anonym9.6.10

    Ob die OZ es einmal fertig bringt, den ganzen Filz aufzudecken?!

    Ob Gauck oder Wulff, etwas vorgaukeln werden sie und uns gewohnter Weise, genau wie Köhler.

    Ob Gauck, als Mitglied der Atlantik Brücke oder Wulff, als Mitglied im Andenpack(t).

    Diese Leute tanzen auf der schwarzen Bühne mit den finstersten Gestalten dieser Welt.

    Wer mehr wissen möchte, auf Wikipedia kann man alles lesen und dazu noch

    "Ein sauberer Verein-Die Atlantik-Brücke"

    von Richard Schapke

    Nun weiss ich ganz genau, was Gauck mit seiner Freiheit meint.

    Die Freiheit, andere Länder zu plündern.
    Es geht ja um Wirtschaftsinteressen, wie Köhler sich verplappert hat, dieser Kriegsheld.

    Man staune nur, wer sich so auf dieser Bühne tummelt:

    K. Diekmann - Bild
    Jürgen Großmann - RWE
    Eckard v. Klaeden - CDU
    Katrin Göring-Eckarddt - Grüne
    G.Westerwelle- der Mövenpickbaron und Kriegserklärer an die Ärmsten
    Helmut Kohl
    zu Guttenberg
    Rudolf Scharping SPD
    Cem Özdemir - B90/Grüne
    Helmut Schäfer - FDP
    Helmut Schmidt - Altbundeskanzler SPD

    noch viel mehr, aber keiner von den

    Linken.

    Alles Geier aus den Grosskonzernen und Banken.

    auch Thomas Middelhoff.

    Ich soll ja nicht mehr jeden Tag über die "BB" schreiben, aber jeden Tag finde ich sie irgendwo wieder.

    So, ob nun Gauck oder Wulff, das böse Spiel geht weiter.
    Da hat sich die Opposition genau den Richtigen ausgesucht, der genau die Interessen der gierigen Geier vertritt.

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  2. Manfred Peters9.6.10

    Sicher würde Gauck als Bundespräsident als erstes vorschlagen, alle ehemaligen DDR-Bürger einem Inquisitionsverfahren zu unterwerfen. Denn nur er und ein halbes Dutzend andere „Widerstandskämpfer“ haben, wenn man sein dauerndes Geschwafel ernst nimmt, die DDR unbefleckt überstanden.
    Schade nur, dass sich die Grünen einer solchen unseligen Allianz anschließen.
    Übrigens, Georg Schramm hat sich gestern in „Neues aus der Anstalt“ bereit erklärt zu kandidieren.
    Das Video mit seiner fiktiven Begrüßungsrede und Bewerbungsbegründung in der ZDFmediathek ab 11:50 zu finden. Die ganze Sendung ist zu empfehlen.

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  3. Anonym9.6.10

    Stimmt, aber irgendwo hier im Blog stand es schon mal.

    Es muss ein, ja ich weiss nicht, was für ein Gefühl sein, diese Macht und dann ist man wohl machtgeil und will ganz oben mitquaken und wirft alle seine menschlichen Werte über Bord.

    Ich kenne ein schönes Sprichtwort:

    Die Macht ist immer lieblos,

    aber die Liebe niemals machtlos.

    Das hört sich so gut an, hilft aber auch nicht weiter.

    Es herrscht die Macht und nicht die Liebe, leider Gottes.

    Dann frage ich mich, wo sind unsere Künstler, die früher so herrliche Lieder gesungen haben.

    Gerade in der heutigen Zeit wäre es so wichtig.

    Eine Nicole mit ihrem ein bisschen Frieden

    oder das Unikum Odo Lindenberg mit seinem Lied

    Wozu sind Kriege da.

    Stattdessen kommt eine Lena, ein BB-Ableger mit einem Blödsinn, wie lackierte Fingernägel, Reizwäsche und Haarstyling für den Schwarm.

    Hilfe, wenn das Europa bejubelt...

    So geht die Volksverblödung weiter.

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  4. "Ob die OZ es einmal fertig bringt, den ganzen Filz aufzudecken?!"

    Nein, sie wird es nicht fertigbringen. Hat die OZ jemals etwas aufgedeckt?

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  5. @ Herr Peters:

    Ich empfehle die Sendung mit Schramms grandiosem Abgang (Schade!)ebenfalls.

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  6. Anonym9.6.10

    @Lupe,
    hat die OZ jemals etwas aufgedeckt?

    Nee, hat sie nicht, sie hat zugedeckt.

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  7. Anonym9.6.10

    Und dann gucken alle wieder dumm aus der Wäsche und fragen sich, warum die Wahlbeteiligung so gering ausfällt.


    freie Wahlen...

    Was ist das für eine Wahl, wenn ich wähle und habe doch keine Wahl?!

    Was diese Marionetten wohl im stillen Kämmerlein aushecken...

    Erkannt.

    Das Volk darf wählen, aber es bleibt alles beim Alten und darf nur noch Schlimmer werden.

    Diese Marionetten sollen sich mal alleine verarschen.

    Ohne mich.

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  8. Anonym10.6.10

    Gauck? Der "Pfarrer Gauck"?

    Gauck steht für Hartz IV

    Gauck befürwortete den Krieg gegen den Irak - Blut für Öl

    Gauck befürwortet den Krieg gegen Afghanistan - Blut für die Wirschaft und die Opiumernte

    Gauck, der Pfarrer, soll er nicht Gottes Worte verkünden?

    Wenn jemand christliche Werte beschmutzt, dann Pfarrer Gauck, der Gauckler.

    Auch wenn ich mit der Kirche nichts am Hut habe:

    "Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe."

    Da hat die Opposition dem Volk den richtigen vor die Nase gesetzt.
    Nun weiss ich auch, was die Opposition will.

    Pfui Teufel, Pfarrer Gauck.

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