3. Juni 2010

Sternstunden-Kommentar

Was in anderen Medien und Blogs völlig normal ist, ist für die OZ eine Sternstunde, weil es so selten vorkommt und sich dann um so mehr von dem elenden, wertlosen Nachgeplappere abhebt. Klare Kritik, heute zum Merkel-Märchen, wir hätten über unserer Verhältniss gelebt und müssten nun alle sparen (was sowieso Quatsch ist, denn es werden nicht alle sparen müssen).

Wie ich hier am 29. Mai anmerkte, war ein Berliner OZ-Zuarbeiter völlig auf dem sog. Holzweg, als er das Märchen weiterspann:
Jahrzehntelanges Über-die-Verhältnisse-Leben hat einen gigantischen Schuldenberg aufgetürmt — und ist die eigentliche Ursache für die Euro-Krise. ...
Heute nun aus der Lübecker Zuarbeiterredaktion der Sternstunden-Kommentar:
... Doch wenn unser Land schon eine Spardebatte führen muss, dann bitte ehrlich. (Ich hoffe (Mangel an Wissen), in der OZ wird das nun endlich getan, eine Debatte geführt, Hintergrund angeboten, damit OZ-Leser wenigstens erkennen, dass und wie sie von Marionetten-Merkel und Co. an der Nase herumgeführt werden.) Die formelhafte Worthülse, wonach „wir über unsere Verhältnisse gelebt“ hätten, verstellt nur den Blick auf die wahren Verursacher dieser Krise. Nicht die Investmentbanker mit ihren Milliardenboni, nicht die Spekulanten, die nach ihrer Rettung zum Dank das europäische Sozialstaatsmodell attackierten, nicht die Politiker, die an die „systemrelevanten“ Banken Freibriefe fürs Zocken mit unseren Ersparnissen ausstellten — nein, alle Bürger sollen plötzlich schuld an der größten Staatsmisere seit 1945 sein.
Schuld, obwohl hierzulande seit Jahren — ganz im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Staaten — die Reallöhne gesunken sind, die Hartz-Reformen das reiche Deutschland ins Mittelfeld bei den Sozialleistungen rutschen ließen, die Einkommen der Gering- und Durchschnittsverdiener wie in kaum einem anderen Industriestaat mit Sozialabgaben belastet sind, der Staat sich durch allzu üppige Steuergeschenke an Unternehmen selbst arm gemacht hat. Nein, die meisten deutschen Arbeitnehmer haben wahrlich nicht über ihre Verhältnisse gelebt. ...
Und auch sonst finden Sie alles wieder, was Sie am 29. Mai in meinem Kommentar zur Kammschererei lesen konnten. Aber immerhin, es steht wenigstens einmal in der OZ, klar und deutlich.
Danke, Herr Burmeister, auch wenn Sie dem Kollegen im chicen usw. bildlich einen Tiefschlag versetzt haben!

1 Kommentar:

  1. Anonym3.6.10

    Endlich mal, es kommt ein Eintrag, obwohl viel zu spät, also halte ich Ihr Lob für nicht gerechtfertigt.
    Nun muss sich doch jeder fragen:
    Was haben wir damit zu tun?
    Jeder ALG II-Empfänger, dem förmlich das letzte Hemd vom Ar.. gerissen wird, an welcher Stelle haben diese Menschen über ihre Verhältnisse gelebt?
    Jeder Arbeitsnehmer mit kümmerlichen Löhnen,
    jede Kommune, die wieder den Rotstift ansetzen muss.
    Da kann sich doch jeder Bürgermeister nur an den Kopf fassen.

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