7. April 2010

Auf dem Weg zum Anzeigenblättchen

Das soll eine journalistische Leistung sein:
Note „Sehr gut“ fürs Reich der Sinne
Seit Kurzem gibt es ein „Reich der Sinne“ in den Romantik-Seehotels des Kaiserbades. Das „Kinnaree Spa“ (Kinnaree bedeutet „Vogelfrau“, Spa steht zu Deutsch für: Gesundheit durch Wasser) „entführt die Besucher mit original in Thailand gefertigten Ausstattungselementen in eine andere Welt“, verrät Direktionsassistentin Birgit Hanusch. Hinter dem Begriff verbergen sich uraltes asiatisches Heilwissen und Rituale, die als Grundlage für viele moderne europäische Heilverfahren dienen.

Im kombinierten Massage- und Baderaum finden sich außerdem auch noch Sauna und ein Kuschelraum. Im asiatischen Ruheraum kann sich der Gast von der Massagetherapeutin einen Tee reichen lassen.

Zwischen beiden kann der aufmerksame Besucher das Relief der „Vogelfrau“ betrachten.

Direktionsassistentin Bärbel Hanusch wusste erfreut zu berichten, dass „das Haus vor einigen Wochen vom deutschen Wellnessverband mit der Zertifika ‘Sehr gut‘ ausgezeichnet wurde."
Da kann jedes Anzeigenblättchen mithalten und verlangt noch nicht einmal Geld vom Leser. Das ist Aufgeschriebenes ohne auch nur einen Millimeter Abstand zum Gegenstand des Schreibens, reine Reklame, wie ich sie aus der Usedom-Zeitung, vom Autor sowieso, gewohnt bin - oder eben kritischer Hochwertjournalismus nach Art des Hauses.

Das Schlimme daran ist, dass die tatsächlichen Probleme der Insel immer weiter in den Zeitungshintergrund rücken, geschweige denn, dass sie journalistisch durchdrungen und aufbereitet werden, wie z.B. dieses:
Usedom-Haus spaltet die Region
Ob die Region gespalten wird, sei dahingestellt, doch:
... Dieser Plan führt Usedom nicht zusammen, das Vorhaben spaltet die Region und lenkt ab von den eigentlichen Problemen, die dringlich zu lösen sind: Verkehrschaos, einschließlich Karnin. ...
Das Problem sitzt bildlich noch tiefer, dort, wo entschieden wird, immer noch mehr Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen zu bauen.

Ganz nebenbei: Mich würde interessieren, mit wie viel Geld allein aus dem Landeshaushalt seit 1992 (Fördermittel) auf der Insel Usedom Ferienunterkünfte aller Art gebaut wurden - nur damit Sie wissen, wofür Sie Steuern bezahlen.

Andere wichtige Themen wurden auch in dem Leserbrief genannt, nicht zum ersten Mal:
Pflege und Sicherung der Schullandschaft. Eine einheitliche Kommunalstruktur. Ausbau und Sicherung der bestehenden einzigartigen Einrichtungen: HTM Peenemünde, ONH-Atelier, Kunstpavillon Heringsdorf, Schloss Stolpe. ...
Doch die Redaktion nimmt sich dieser Themen ungern an, denn damit ist nicht leicht Seitenfüllen. Andererseits ist wird das Blatt so natürlich entbehrlich.

1 Kommentar:

  1. Anonym7.4.10

    Hach, was muss das für ein nobles Hotel.

    Romantik-Seehotel

    Massage - und Baderaum

    Sauna und Kuschelraum.

    Man könnte vermuten, dahinter verbirgt sich ein Belustigungs... für Liebhaber der Asiaten.

    oder einfach nur

    ein Puff.

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