1. Dezember 2009

Wie die OZ Leute zu ausgewiesenen Experten für Überflüssiges macht

Themen können abgehandelt werden, dass sich Leser fragen, was das Ganze soll, außer Spalten zu füllen. Ein Beispiel:
Uni hat hohen Stellenwert - der Titel Hansestadt nicht
Oberbürgermeister Artur König ist davon überzeugt, dass ein Leitbild nach innen wie außen wichtige Funktionen erfüllt. Nach innen, weil es Hauptlinien aufzeigt, an denen sich städtische Politik orientieren muss, nach außen, weil es dazu beiträgt, Greifswald mit all seinen Stärken zu vermarkten.
Nach innen, weil es Hauptlinien aufzeigt. Ich komme darauf zurück. Nach außen zwecks Vermarktung, womit das einzige Ziel des Quarkes definiert ist.
Greifswald könne nicht gleichzeitig Gesundheits-, Kultur -, Fahrrad- und Sportstadt sein, sondern müsse sich schon auf zwei oder drei Hauptlinien begrenzen, meint König. Aus diesem Grund finden zurzeit 30 Expertengespräche statt.
Natürlich kann Greifswald das alles sein. Nur kann und will sich das niemand merken.
Normal finde ich das nicht, 30 sog. Expertengespräche zu führen (Die müssen Zeit haben!), weil Geld zum Fenster hinausgeworfen wird, damit des Oberbürgermeisters Überzeugung bestätigt wird.
Zusätzlich wurden auf einer Leitbild-Auftaktveranstaltung am 21. Oktober in der Universität 200 Fragebögen ausgeteilt, auf denen Bürger die wichtigsten sogenannten Alleinstellungsmerkmale ihrer Stadt ankreuzen sollen. ...
Die Uni ist die Stadt? Raten Sie doch mal, was den Universitätsangestellten wichtig ist. Richtig:
Als wichtiges Alleinstellungsmerkmal sehen über 50 Prozent der Befragten die Universität an.
Das hätte ich ohne Befragung herausgefunden.
Unzufrieden äußerten sich Oberbürgermeister und Prognos-Mitarbeiter Winter gestern darüber, dass es bislang nicht gelungen ist, die breite Masse der Bevölkerung an der Leitbild-Entwicklung zu beteiligen. Auf einer am 21. Oktober veröffentlichten Mailadresse sei bislang nur eine Mitteilung eingegangen, so der Prognos-Mann.
Das wird auch so bleiben. Der ganze Quatsch geht den meisten Bürgern der Stadt meilenweit am Arm vorbei. Sie haben nämlich nichts davon; im Gegenteil, der Stadt wird Geld entzogen und für dieses sinnlose Projekt ausgegeben.

Um auf den Beginn meines Eintrages zurückzukommen: Das Leitbild erfüllt nach innen keine einzige Funktion. Es ist mit seinen Hauptlinien nach innen zu 100 Prozent überflüssig. Das kann der OB natürlich nicht zugeben, denn dann ergäben sich Fragen nach der Geldausgabe (60000 Euro). Zumindest hätte der OB gefragt werden müssen, was sich denn in der Stadt geändert habe durch das bisherige Leitbild, das kaum jemand kennt, denn:
Auch das alte Leitbild, welches Greifswald bereits vor zehn Jahren entwickelte, sei heute noch vielfach unbekannt, räumte König ein.
Warum wohl?
Gründe sehen er und Winter vor allem in der Tatsache, dass Beratungen der seit Jahren auch existierenden Arbeitsgruppen oft als "Closed shops" und nicht als öffentliche Diskussionsforen, zu denen jeder herzlich eingeladen ist, wahrgenommen werden.
Solch einen Blödsinn lässt sich der Lokalchef erzählen und lässt ihn auch noch an die Leser verkaufen.
OB und sonstwer können zu noch so vielen offenen Foren einladen. Die Masse interessiert es nicht, ob Greifswald als Fahrrad- oder Kulturstadt deklariert wird, weil es ihr nichts bringt.

Beinahe hätte ich diesen Quatsch vergessen:
Interessant dürfte nun noch sein, wie sich ausgewiesene Experten (Rektor, Unternehmenschefs, Wissenschaftler OB, Mitglieder der Bürgerschaftsfraktionen) in den Befragungen dazu äußern.
Wenn das Thema an sich kaum jemanden interessiert, warum sollte die Meinung dieser Leute wohl interessieren (und warum steht es dann in der Zeitung)? Und woher weiß der Autor, der Lokalchef, dass die Genannten ausgewiesene Experten sind? Er macht sie einfach dazu.

1 Kommentar:

  1. Anonym6.12.09

    http://www.webmoritz.de/2009/12/01/fortschreibung-des-leitbildes/

    Besser als OZ-Artikel!

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