5. November 2009

Krieg in Afghanistan

Der Oberbevollmächtigte der Zivilkräfte in der Provinz Zabul, Afghanistan, Matthew P. Hoh, erklärte seinen Rücktritt. Das Rücktrittsschreiben ist sehr aufschlussreich und zeigt, was aus Sicht des Zurückgetretenen in Afghanistan passiert.

Während die OZ über das Wort Krieg und Herrn Zu schwadronierte und dafür Geld verlangte, haben andere Leute das Schreiben ins Deutsche übersetzt und ins böseböse Internet gestellt, wo Sie es kostenlos lesen können. Während die OZ Wertloses mit falsch gewählter Schlagzeile verkaufte, erhalten Sie hier wertvolle Informationen kostenlos.

... Während meines fünfmonatigen Dienstes in Afghanistan habe ich allerdings jegliches Verständnis und Vertrauen in die strategischen Ziele der US-amerikanischen Präsenz in Afghanistan verloren. ... Ich kann weder den Wert noch den Nutzen von immer weiteren amerikanischen Opfern und der anhaltenden Unterstützung für die afghanische Regierung in diesem Krieg erkennen, der in Wahrheit nichts anderes als ein nunmehr 35 Jahre anhaltender Bürgerkrieg ist. 

In diesem Herbst jährt sich der Beginn der amerikanischen Operationen in Afghanistan zum achten Mal. Im kommenden Herbst wird die US-Armee ebenso lange im Land stationiert sein wie einst die Rote Armee. Wie die Sowjets erhalten wir einen scheiternden Staat am Leben und propagieren eine Ideologie und ein Regierungssystem, das die Leute weder kennen noch wollen. ...

Die Versäumnisse der afghanischen Regierung, vor allem in Anbetracht der von amerikanischer Seite erbrachten Opfer an Menschenleben und Dollar, sind gewaltig und nehmen immer noch weiter zu:

- Offenkundige, unverfrorene Bestechung und Korruption

- Ein Präsident, zu dessen Vertrauten und engsten Beratern Drogenbarone und Kriegsverbrecher zählen, die sich über unser Rechtsstaatsprinzip und unsere Bemühungen in Sachen Drogenbekämpfung lustig machen

- Ein System aus Provinz- und Bezirks-Anführern, das sich aus politischen Strippenziehern, Opportunisten und Machthabern zusammensetzt, deren Zusammenarbeit allein auf unseren Verträgen zur Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe basiert und sich auf diese beschränkt und die keinerlei politisches oder ökonomisches Interesse an ernsthaften Versuchen zur Aussöhnung zu haben scheinen.

- Die jüngste, von Betrug bestimmte und von einer niedrigen Wahlbeteiligung korrumpierte Wahl, die unserem Feind einen enormen Sieg bereitet hat. Dieser ruft nun zu einem allgemeinen Boykott auf und stellt in der ganzen Welt die militärische, wirtschaftliche und diplomatische Unterstützung unserer Regierung für die handlungsunfähige und illegitime afghanische Regierung in Frage.

Unsere Unterstützung einer solchen Regierung in Verbindung mit einem mangelnden Verständnis der wahren Natur des Aufstandes, erinnert mich in erschreckender Weise an Süd-Vietnam, wo wir ebenfalls auf Kosten des inneren Friedens unseres Landes eine unbeliebte und korrupte Regierung gegen einen Aufstand unterstützten, dessen nationalistische Dimension wir in arroganter Weise missverstanden, da wir den Konflikt nur vor dem Hintergrund unserer Ideologie des Kalten Krieges begreifen konnten. ...

Nicht zu vergessen: Die deutsche Regierung kennt natürlich das alles schon lange und schickt dennoch Soldaten dorthin, die die afghanische Regierung unter Einsatz ihres Leben schützen. Hinzu kommen die verpulverten Steuermilliarden. Es ist bedrückend, das sich eine Mehrheit der Deutschen das immer noch gefallen lässt.

Beinahe noch vergessen: So und nicht wie Ihnen vom sog. Hochwertblatt untergejubelt werden sollte, liest es sich, wenn von Krieg geschrieben wurde:

Hier geht es vielmehr um einen Krieg auf den unsere Männer und Frauen von unserer militärischen, zivilen und politischen Führung nicht angemessen vorbereitet wurden.

1 Kommentar:

  1. Anonym5.11.09

    Bleibt jetzt nur zu hoffen, dass dem Oberbevollmächtigten viele, viele folgen.

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