3. November 2009

Hochschreiberei

Auf der Landesseite erklärte Ihnen ein Redakteur, was er unter rasant versteht:
Schweinegrippe erwischt in MV vor allem die Kinder
Die Ausbreitung der Schweinegrippe gewinnt in Mecklenburg-Vorpommern rasant an Fahrt. Bis Sonnabend waren landesweit 373 Personen an der neuen Grippe erkrankt - das sind 100 neue Fälle in einer Woche. ...
100 neue Fälle, wobei M-V immer noch 1,66 Millionen Einwohner hat.

Liebe Leser,
was der Redakteur Ihnen zu Beginn des Berichtes vermittelte (die rasante Ausbreitung), war keine Tatsache, sondern die Meinung des Redakteurs, könnte also mit der Überschrift "Kommentar" oder direkt auf der Meinungsseite veröffentlicht werden, hat jedoch in einem Bericht nichts verloren - Hochwertjournalismus nach Art der OZ. Was der Redakteur als rasant (auffallend schnell; den Eindruck von Schnelligkeit vermittelnd; stürmisch) ansieht, ist für manche Leser belanglos, also nicht einmal des Aufschreibens und schon gar nicht des Bezahlens wert.

Auch verbreitet die OZ, sozusagen ohne zu zucken, diese abenteuerliche Rechnung:
"Rein statistisch ist in Mecklenburg-Vorpommern mit Toten zu rechnen", sagte Emil Reisinger, Professor für Infektionskrankheiten von der Uni Rostock. Bei einem von 200 Fällen ende die Ansteckung tödlich, so Reisinger. Bundesweit starben allerdings erst sechs Menschen an der Schweinegrippe, bei fast 30 000 Infizierten.
Sechs von 30000 sind 0,02 Prozent. Das ist das bisherige Ergebnis; Reisingers 0,5 Prozent sind Kaffeesatzleserei und das 25-Fache.

Nicht nur nebenbei: Alle sechs Toten hatten Vorerkrankungen! Das führt mich zu dieser Unterstellung (Es geht um Todesfälle, die Ihnen die OZ vorenthält, nach Impfungen in anderen Staaten):

Wenn schwerkranke Menschen zusätzlich H1N1-positiv sind (was immer das auch heißen mag) und versterben, dann war es das böse Virus und nicht die schwere Vorerkrankung. Wenn dagegen ein schwerkranker Mensch gegen H1N1 mit Pandemrix geimpft wird und danach stirbt, dann war es nicht etwa die Impfung, sondern die schwere Vorerkrankung. Wenn ein Mensch kurz nach einer Impfung stirbt, dann hat es automatisch nix mit der Impfung zu tun, weil ja sowieso eine bestimmte Anzahl von Menschen dieses Alters jeden Tag stirbt und der zeitliche Zusammenhang somit Zufall sein muss. 

Kümmerte sich die OZ, statt etwas hochzuschreiben, doch um Themen, die wirklich von Belang sind, und das nicht erst seit 2009, informierte sie ihre Leser, wie viele Menschen in dem selben Zeitraum in Krankenhäusern an den Folgen mangelhafter Hygiene starben und was dagegen unternommen und unterlassen wird.

Im Übrigen erhalten Sie hier kostenlos tatsächlich hochwertigen Hintergrund statt Scheininformationen:

Schweinegrippe: Höchste Warnstufe

Die Angst vor der Schweinegrippe geht um - und beschert Pharmakonzernen Milliardenprofite. Viele Experten macht das skeptisch: Die Pandemiegefahr halten sie für eine Inszenierung der Industrie - und das Virus sogar für nützlich. ...

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