11. Oktober 2009

lupes Lesetipp

Mit ihrer Rubrik, was vor 20 Jahren in der OZ stand und was nicht, zelebriert die Redaktion eine Scheinauseinandersetzung mit ihrer Rolle vor 20 Jahren. Das ist piefig, feige (siehe Umgang mit Berichtigungen), geht an der Sache voll vorbei und ist eben deshalb typisch für das Blatt.

Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie bitte dieses Interview mit Bärbel Bohley, etwas, was die OZ nicht anbietet. Warum sie es nicht tut, habe ich versucht, so zu erklären:

Ostsee-Zeitung
agenturabhängig, unternehmerfreundlich, CDU-nah und regierungsergeben


Über eines der Tabu-Themen der OZ, die Rolle der Nichtwähler, sagte sie:

... Wenn der Widerstand sich darauf beschränkt, alle vier Jahre irgendwo sein Kreuzchen zu machen, wird sich nicht viel ändern. Doch leider haben die Bürger in unserer Demokratie viel zu wenige Möglichkeiten, sich an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Das Volk darf bei uns ja nicht mal den Bundespräsidenten wählen. Deshalb bröckelt auch die Zustimmung zur Parteiendemokratie. An der Bundestagswahl haben sich nur 72 Prozent der Wähler beteiligt, so wenige wie noch nie.

Im Osten ist die Zustimmung zu unserem politischen System besonders gering. 42 Prozent der Ostdeutschen sind nach einer aktuellen Umfrage "unzufrieden" oder "sehr unzufrieden" mit der Demokratie.
Das überrascht mich nicht. In Bosnien, wo ich zwölf Jahre lebte, habe ich Ähnliches bemerkt. Die Menschen dort hatten große Hoffnungen für ihre demokratische Zukunft. Aber dann wurde ein System installiert, das wesentlich weniger Möglichkeiten der Teilhabe bot, als sie erwartet hatten. Wir tun so, als wäre unsere Demokratie perfekt, und übersehen dabei, dass viele Menschen gute Gründe haben, sich von dieser Demokratie nicht vertreten zu fühlen.

20 Jahre nach dem Mauerfall scheinen die Menschen abgestumpft zu sein.
Das glaube ich nicht. Ist es wirklich unpolitisch, nicht zur Wahl zu gehen? Diese Frage wird viel zu selten diskutiert. Ich halte es für ein hochpolitsches Verhalten, sein Wahlrecht nicht auszuüben. Viele Wähler haben einfach keine Lust mehr, an diesem Kasperltheater teilzunehmen. Das ist eine Form des passiven Widerstands. ...

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