14. September 2009

Tränenreiche Lesung

Eine Schelsky-Seite gönnte die OZ ihren Lesern; kostenlos online zu lesen. Doch dabei ergaben sich einige Fragen, allerdings erst, nachdem ich mir die Tränen von den Wangen und den Rotz unter der Nase weggewischt hatte, denn dies auf der Titelseite war doch zu rührend:
Schelsky: Familie füttert mich durch
Das Landgericht Nürnberg verurteilte ihn zu viereinhalb Jahren Gefängnis. 28 Monate verbrachte Wilhelm ...
Ich finde es nicht erstaunlich, dass der Mann in der OZ eine Seite zur Rechtfertigung erhielt. Erstaunlich ist jedoch, dass die OZ das Revisionsverfahren nicht abwartete.

Es ist unglaublich: Nach all seinen Auslassungen im OZ-Interview ist Schelsky ein Opfer, das nur Gutes wollte und nur Gutes tat, das elend missbraucht wurde, um den Siemens-Skandal aus den Medien zu bekommen, ist nun jemand, der am Hungertuch nagen muss - Entschuldigung, kleine Pause, Tränen versperrten schon wieder meinen Blick.

Das Interview ist so getitelt:
Siemens-Affäre: Jetzt redet Schelsky
Natürlich ist das Quatsch. Er hat schon eine Menge geredet und Gegenrede empfangen, nur eben nicht in der OZ. Überhaupt sind die Informationen der OZ über den Prozess sämtlich aus zweiter Hand. Und Schelsky-Freund Kuli-Uli fragte auch niemand mehr, nachdem Wahlkampfgeschenk-Angelegenheit bekannt geworden war. Er wurde für die OZ zur Unperson nachdem er zuvor alles, aber auch alles in der OZ ablassen konnte und der Greifswalder Lokalchef ihn hofiert hatte. Das ist Hochwertjournalismus nach Art der OZ.
Die Schlagzeile hätte übrigens sehr gut in die BILD gepasst.

Würde ich Schelsky glauben (Das war jetzt ein Witz.), müsste ich schon wieder heulen:
OZ.DE: Die Handyrechnungen für Ulrich Adam im Wert von mehr als 11 000 Euro haben Sie damals trotzdem bezahlt.

Schelsky: Es ging einfach darum, dass ich dem Abgeordneten Adam ein Handy schmackhaft machen wollte - und zwar als Freund. Er tat sich zu Anfang, als die Dinger eingeführt wurden, schwer damit. Und deshalb habe ich ihm ein Handy in die Hand gedrückt. Nach dem Motto: Jetzt will ich, dass du damit mal umgehst und übst. Und diese Rechnungen sind dann mit Sicherheit als Kosten bei mir gelaufen. Aber mit einer Handyrechnung bestechen Sie keinen Bundestagsabgeordneten.
Schelsky stellt den Bundestagsabgeordneten Adam als kleines Dummerchen dar, dem er als auskennerischer Freund das Telefonieren mit dem Handy beibringen wollte. Sollte das stimmen mit dem Dummerchen, das bei einem (hohen) Minutenpreis von 50 Cent 22000 Minuten telefonierte (das sind mehr als 15 Tage ununterbrochenes Telefonieren), um das mit dem Handy zu begreifen? Schelsky jedenfalls kann das einfach so in der OZ zum Besten geben. Dabei dürfte das mit dem Dummerchen nicht stimmen; oder kann jeder Heini all diese Funktionen zugleich ausüben (Danke für das Heraussuchen an den Blogleser!)?:

Ordentliches Mitglied im
Verteidigungsausschuss

MITGLIEDSCHAFT IN GREMIEN

* CDU-Fraktionsvorstand
  • Arbeitsgruppe Verteidigungspolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • Bundesfachausschuß Außen- und Sicherheitspolitik
  • Parlamentarische Versammlung des Europarates
  • Parlamentarische Versammlung der WEU (Western European Union)
  • Deutsche Delegation der Ostseeparlamentarierkonferenz
  • Beirat bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
  • Gesprächskreis Küste der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
  • Mitglied des Vorstandes der EAS (Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung in der Bundesrepublik Deutschland e.V.)
  • Stellvertretender CDU-Vorsitzender des Landes Mecklenburg-Vorpommern
  • Stellvertretender Vorsitzender des Beirates für Kernenergiefragen des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Nunja, die OZ-Redakteure haben weder Schelsky noch sich gefragt, Adam sowieso nicht, ob das wohl so ist mit dem Dummerchen.

Und was ist damit?:
OZ.DE: Haben Sie von selbst an die CDU gespendet oder sind Sie gebeten worden?

Schelsky: Ich habe im Wesentlichen von selbst gespendet.
Und was ist mit dem Unwesentlichen?
Was bedeutet Wesentliches in Schelskys Sprachgebrauch? Keine Ahnung; die OZ-Redakteure fragten nicht nach.
Ich habe Geldspenden gemacht, die sind alle korrekt als Parteispenden gemeldet worden. Und das, was Ulrich Adam zum Ärger wurde, ist noch blöder, als es in den Medien berichtet wurde. Also, ich habe einmal, warum kann ich heute nicht mehr sagen, Sachspenden gemacht - Kugelschreiber, Bildchen, alles das, was im Wahlkampf benötigt wird. Das habe ich herstellen und als fertige Artikel schicken lassen. Als Geschenk! Ich hatte in einem Leben nicht gelernt, dass ich zu einem Geschenk auch gleich die Rechnung beilegen muss. Adam konnte gar nicht wissen, wie hoch der Gegenwert war.
Und das Dummerchen Adam hat auch nicht gefragt, waren ja nur lumpige 70000 Euro.

Noch eine kleine Pause, in der ich Tränen um den missverstandenen Schenkfreudigen weinte, bis mir einfiel, um wie viel Geld es ging und ich mir die Frage stellte, woher Schelsky es nahm, die 70000 Euro für Kugelschreiber, Bildchen, für Adams Wahlkampf.

Und nun frage ich mich, warum das alles, warum diese Reinwaschung so kurz vor der Wahl? Könnte es diese Passage sein:
OZ.DE: Haben Sie trotzdem Fehler gemacht, die Sie im Nachhinein bereuen?

Schelsky: Vielleicht hatte ich zu zu vielen Menschen zuviel Vertrauen.
Ansonsten ist der Mann fehlerfrei, also auch in Sachen Kuli-Uli und CDU. Ich genehmige mir noch einen Doppelbächlein von Tränen des Mitleids.

Mir fällt ein, dass die CDU als Nachfolger für Kuli-Uli einen Herrn Lietz im Bundestag haben will (Hoffentlich kann der wenigstens mit dem Handy umgehen, denn von Schelsky, dem Hungerleider, ist ja nun nichts mehr zu erwarten.). Da trifft es sich gut, wenn die Reinwaschung kurz vor der Bundestagswahl in der OZ stattfindet.

2 Kommentare:

  1. Anonym14.9.09

    Hallo Lupe, schade um die vergossenen Tränen...

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  2. Anonym14.9.09

    Junge, nachdem ich das Interview von dem Onkel gelesen habe, war mir ganz schön übel.

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