26. September 2009

Parolen statt brauchbarer Hinweise

Allen wahlunwilligen Lesern versuchte die OZ ein schlechtes Gewissen einzuschreiben, damit sie doch wählen gehen. Das ist unverschämt. Statt die Entscheidung jedem selbst zu überlassen, mischt sich die Zeitung in Ihr Privatleben ein.

Andererseits liefert das selbsternannte Hochwertblatt Wahlwilligen keine Entscheidungshilfe, auf die ich sogar als Nichtwähler hinweise:

3. Fünf-Prozent-Hürde: Wenn Sie das Scheitern des möglichen Koalitionspartners der von Ihnen politisch präferierten Partei an der Fünf-Prozent-Hürde befürchten: möglicherweise Stützstimme an diese Partei (Hebeleffekt, siehe Zweitstimme)

4. Grundmandatsklausel: Wenn Sie das Scheitern einer Partei an der Grundmandatsklausel befürchten (siehe Erststimme):

* für Anhänger: Erststimme an diese Partei
* für Gegner: Erststimme an chancenreichsten Gegenkandidaten (siehe Erststimme)

Lieber lässt die OZ auf der schwachbrüstigen Kultur/Medienseite einen sog. DDR-Oppositionellen in epischer Breite schwadronieren:
Anstöße und Erinnerungen für Nichtwähler
... Früher, in der DDR, bestand die eigentliche Nein-Stimme sowieso in der Nichtwahl. Ungehorsam drückte sich darin aus, erst 17.00 Uhr im Wahllokal zu erscheinen. ... (lächerlich)
Energische Nein-Wähler brachten Kugelschreiber und Lineal selbst mit.

Die Wahlkabine zu betreten war schon Protest und der Wahlleiter notierte die Personen unauffällig. ...
Dem Einst-Oppositionellen ist entgangen, dass es Menschen gab, die offen - also, ohne die Kabine zu betreten - mit eigenem Kugelschreiber und Lineal Namen für Namen durchstrichen. Er weiß es nicht, weil er sich nicht traute und auch niemanden kennt, der das wagte. Ich gehörte zu jenen, die sich 1989 genau das trauten, und ich war kein Oppositioneller, Menschenrechtler usw., und es war mir scheißegal, ob jemand etwas notierte oder nicht.

Nichts aber auch gar nichts haben wir Nein-Stimmer erreicht. Ich wählte noch ein Mal. Seitdem habe ich ein für alle Mal die Nase voll von der Wählerei, die keine ist. Es ist naiv, alle vier Jahre wieder zu glauben, jetzt aber wähle ich die Richtigen, die sich um unsere Anliegen als Bürger kümmern. Die Leute, die Ihnen in den vergangenen Wochen mit Kugelschreibern, Luftballons und Parolen hinterherliefen, sich auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen anbiederten, wollen, werden sie gewählt, in den nächsten Jahren möglichst nichts mehr von Ihnen hören und sehen.

Lieber helfe ich, so gut ich kann, der Bürgerinitiative gegen die Giftschleuder am Bodden - mit Aufklärung, Spenden und dem Bekenntnis gegen das Kraftwerksprojekt. Dass das sein muss, zeigt schon, was mit der parlamentarischen Demokratie gemeint ist: Volk, du hast gewählt. Jetzt halts Maul. Deine einzige Aufgabe ist jetzt, Steuern zu zahlen.

1 Kommentar:

  1. Anonym27.9.09

    Die Kohlekraftwerksgegner schätzen Deine Unterstützung sehr und sagen Danke.

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