17. September 2009

Kaffeesatz statt Fakten

Die OZ veröffentlicht erneut eine Kaffeesatzleserei statt Fakten zu vermitteln:
OECD: Düstere Aussichten für Arbeitsmarkt
Deutschland und zahlreiche andere Industrienationen müssen wegen der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise der Nachkriegszeit mit dramatischen Folgen für den Arbeitsmarkt rechnen. Im zweiten Halbjahr 2010 sei in den 30 OECD-Mitgliedsländern trotz positiver Konjunktursignale mit 57 Millionen Arbeitslosen zu rechnen ... In Deutschland wird die Arbeitslosenquote nach OECD-Schätzung im vierten Quartal 2010 auf 11,8 Prozent steigen.
Fakten sind dies:

Neue Horrorzahlen aus der Gewerblichen Wirtschaft im Juli: Beschäftigung -3.9 %, Arbeitsstunden -10,4 %, Lohn- u.Gehaltssumme -7,5 %

Das Statistische Bundesamt meldet heute katastrophale Zahlen zur Lage der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland im Juli: Beschäftigung -3.9 %, Arbeitsstunden -10,4 %, Lohn- u.Gehaltssumme -7,5 %, Entgeld pro Beschäftigten -4,3 % (Abb. 04009).

Für den Zeitraum Januar bis Juli ergeben sich gegenüber Vorjahr:
Beschäftigung -1,7 %, Arbeitsstunden -10,0 %, Lohn- u.Gehaltssumme -5,7 %, Entgeld pro Beschäftigten -3,7 % (Abb. 14711). Damit hat sich die Situation bis Juli 2009 immer weiter verschlechtert.
Sowohl die Arbeitsstunden, wie das Arbeitsentgeld sind stark zurückgegangen (Abb. 14710, 14712).

Da die gewerbliche Wirtschaft noch vergleichsweise gut bezahlt und mehr Tarifbindung hat, dürfte die Gesamtsituation in der Gesamtwirtschaft noch schlechter sein. Ein so starker und ungebremster Abriß der Arbeitseinkommen muß sich in der privaten Nachfrage und damit in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung krisenhaft niederschlagen.
...

Er müsste sogar die Berichterstattung von Medien wie die OZ beeinflussen. Tut er aber nicht. Statt dessen teilt die OZ schönschreibend den Quark eines Ober-Einzelhändlers mit.
Dazu aus einem Kommentar:

Meldungen, die wirklich nicht zusammenpassen

Nun werden wir jeden Tag mit der gleichen frohen Botschaft eines Endes der Krise bombardiert, von Merkel bis Obama und Bernanke. ...

Überall gehen die Menschen auf die Ausgabenbremse oder müssen das tun. Der deutsche Einzelhandelsumsatz lag saison- und preisbereinigt im Juli um 2,4 % unter dem Wert von 2007. ...
Immer mehr Arbeitslosigkeit und fallende Arbeitnehmereinkommen sind das absolute Gegenteil eines Endes der Krise. Gerade Politiker, die von ihren Wählern ernst genommen werden wollen, sollten das begreifen. Und die Treueschwüre der Leitung großer Unternehmen an die Bundesregierung, Entlassungen aufzuschieben, gelten ohnehin nur bis zu den Wahlen.

Das mit den Politikern, die von den Wählern ernst genommen werden wollen, teile ich nicht. Es ist genau umgekehrt: Viele Politiker gehen derart arrogant mit den Wahlwilligen um, dass es Ekel erzeugen müsste. Übrigens schauen viele Medien diesem Treiben einfach zu, statt es aufzudecken, zu benennen und dem ein Ende zu machen, indem z.B. solch ein Käse nicht mehr veröffentlicht wird, oder indem Medien kritisch eine Regierungsbilanz ziehen, bevor die Minister und ihre Sprachrohre den sog. Hauptstadtjournalisten diktieren, wie gut sie regiert haben.
Was dabei herauskäme, wäre Hochwertjournalismus.

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