12. August 2009

Womit die OZ sich nicht aufhält

Das Sommerloch muss fast unendlich tief sein, dass die OZ endlich wieder indirekt Impfpropaganda betreiben muss, wie durch einen bedingten Reflex:
Tests klären Verträglichkeit
Ein neuer Impfstoff gegen die Schweinegrippe wird seit gestern am Universitäts-Klinikum Rostock getestet. ...
Hat die OZ auch nur annähernd so ausführlich über Tests anderer Impfstoffe oder Medikamente am Klinikum Rostock berichtet? Nicht? Warum dann über diesen? Oder testen die Mitarbeiter dort erstmalig Impfstoffe? Warum also wird so ein Gewese davon gemacht? Klar, um zu zeigen: Das ist total wichtig für alle Leser und - nicht zu vergessen - es füllt die Zeitungsspalten. Kein Wort verliert die OZ darüber, wie viel Geld das Klinkum vom Pharmaunternehmen für das Testen erhält. Ist auch total unwichtig.

Auf der einen Seite zu schreiben, die Grippe verlaufe meist leicht und andererseits solch ein Theater zu veranstalten, kann mit versteckter Propaganda und Themennnot erklärt werden.

Auch dies wäre der Nachfrage wert gewesen (Kommentar von Adrachin· 12.08.09 · 18:16 Uhr und folgende):

... Es stimmt schon, dass der H1N1 Impfstoff auf Grundlage der Musterzulassungen fuer H5N1 hergestellt wird. Aber H5N1 ist ja kein saisonaler Impfstoff, sonder ein Pandemischer, der noch nie in groesserem Umfang getested wurde. Ebenso gibt es keine "breite Daternbasis", wie Frau Dr. Stoecker vom PEI nicht muede wird immer wieder ueberall zu beteuern, ueber die Anwendung der Adjuvansien, welche den Pandemischen Impfstoffen beigefuegt werden.

Hier noch ein Zitat zu Adjuvanzien aus berufenem Munde:

Zitat:
Die Verstärkung der Immunogenität von Impfstoffantigenen durch Verwendung eines Adjuvans birgt jedoch stets das Risiko einer schlechteren Verträglichkeit in sich und erfordert eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Bewertung.
Die Auswahl eines geeigneten Adjuvanssystems für pandemische Influenzaimpfstoffe ist daher eine große medizinische Herausforderung. Im Idealfall hat ein Adjuvans-system die Kapazität, die gegen das Zielantigen gerichtete Immunantwort signifikant zu verstärken, in dem es eine ausgewogene Immunantwort des humoralen und des zellulären Immunsystems induziert. Auf keinen Fall sollte ein Adjuvans eine ansonsten akzeptable Immunantwort in Richtung einer allergischen oder entzündlichen Immunreaktion verschieben, die – im ungünstigsten Fall – bei Kontakt mit dem pandemischen Influenzavirus zu einer immunpathologischen Reaktion führt, d.h., eine infektionsbedingte Erkrankung würde verschlimmert, anstatt diese abzumildern oder zu vermeiden. ...

Quelle:
Herrn Dr. Michael Pfleiderer, Paul-Ehrlich-Institut, Langen (E-Mail: pflmi@pei.de).
Epidemiologisches Bulletin
3. November 2006 / Nr. 44

2 Kommentare:

  1. Anonym12.8.09

    "Kein Wort verliert die OZ darüber, wie viel Geld das Klinkum vom Pharmaunternehmen für das Testen erhält. Ist auch total unwichtig."

    Im Prinzip ist es wirklich nicht *so* wichtig. Denn Tests dieser und ähnlicher Art sind an Krankenhäusern z.B. üblich. Die dafür gezahlten Gelder verbleiben meist beim Krankenhaus, die Probanden dort erhalten üblicherweise nichts.

    Solche Tests sind praktisch in der Finanzierung eines Krankenhauses fester Bestandteil. Interessant wäre dieser Aspekt beim im Blogpost genannten Test m.E. erst, wenn eine Bezahlung hierfür in unüblicher Höhe erfolgen würde.

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  2. Interessant wäre der Aspekt ...

    Nur können die Leser das nicht nachvollziehen, da ja nichts darüber geschrieben steht.
    Die Autorin gab sich auch in einem Interview zum Thema damit zufrieden zu erfahren, dass die Testpersonen eine "Aufwandsentschädigung für Fahrtkosten" erhalten. Ich wundere mich sehr, dass Leute sich als Versuchskaninchen hergeben, ohne etwas dafür zu bekommen. Manch Redakteur ist allzu leicht zufriedenzustellen.

    Achso, sog. Ein-Euro-Jobber erhalten für eine Stunde etwa 1,50 Euro Aufwandsentschädigung, wobei die Fahrkosten enthalten sind.

    Und noch etwas: Was ist mit den Anmerkungen im Eintrag?

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