14. August 2009

Vorsicht, Manipulation per Schönschrift

Es ist für einen Romanschreiber Voraussetzung des Schreibens, seinen Lesern vorzugaukeln, was sie lesen sei tatsächlich passiert. Statt fairer Berichterstattung finde ich jedoch Anzeichen von Manipulation, für die Sie Geld ausgaben.
Es geht um nicht belegte Behauptungen:
Gaststätten haben Talsohle erreicht
Der Autor kann dies nicht belegen. Das Zitat, das in der Schlagzeile verkürzt wurde, lautet nämlich:
Jedoch: "Die Talsohle dieser Entwicklung haben die Betriebe jetzt scheinbar erreicht, tiefer geht es wohl nicht mehr" ...
Möglichkeits- und Wirklichkeitsform unterscheiden sich grundlegend. In der Schlagzeile wurde die Möglichkeit zur Wirklichkeit umgedichtet, Geschichtenerfinder tun so etwas, Journalisten nicht. Das ist Schönschreiberei.
So hatten die Restaurants und Cafés bis 2006 jährlich noch zweistellige Umsatzrückgänge zu beklagen gehabt. In den letzten zwei Jahren ging der Umsatz dann jeweils nur noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Stellen Sie sich vor, es sei tatsächlich eine Umsatzminimum erreicht. Wie viele Jahre würde es dauern, bis z.B. der Umsatz des Jahres 2000 erzielt werden könnte?
Nun zum Textbeginn:
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes bis Mai 2009 machen Mut: Zum Mai 2008 gibt es ein Umsatzplus von 0,8 Prozent.
Wem machen 0,8 Prozent Mut? Dem Autor? Den Lesern? Wie viele Prozente sind es bis zum Umsatz von 2000?
... die Hotels und Pensionen sind ausgebucht - aber deren Restaurants und Gaststätten nicht. Der Grund: Die Urlauber sehen aus Sparsamkeit intensiver auf die Preise von Gerichten und Getränken. Und speisen woanders. ...
Das mit der Sparsamkeit ist eine weitere unbewiesene Behauptung. Ist es wirklich die Sparsamkeit oder ist es einfach Geldmangel, dass sich Urlauber Ferienwohnungen mieten und dort essen und trinken, was sie zuvor im Supermarkt gekauft hatten? Der Unterschied zwischen Geldmangel und Sparsamkeit ist riesig, passt aber nicht in die Schönschrift, denn wenn die Lohn- und Gehaltssumme in D deutlich abgenommen hat, woher sollen die Gäste kommen, die in Zukunft mehr verzehren?

Auch im Kommentar las ich solch eine Passage:
Bei den Urlaubskosten äußert sich die momentane Unsicherheit der Menschen sehr direkt.
Ich behaupte, weil auch das mit der Unsicherheit unbewiesen bleibt, dass der verringerte Umsatz in den Gaststätten nichts mit Unsicherheit, viel mit Geldmangel zu tun hat. Die Auffassung des Autors entbehrt auch der Logik, denn im Bericht stand:
So hatten die Restaurants und Cafés bis 2006 jährlich noch zweistellige Umsatzrückgänge zu beklagen gehabt. In den letzten zwei Jahren ging der Umsatz dann jeweils nur noch um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Soso, waren es nicht Jahre des von der OZ hochgejubelten Aufschwungs, die vergangenen zwei Jahre (nicht die letzten, dann gäbe es nämlich kein 2010 und folgende Jahre mehr)? Jetzt soll ausgerechnet Unsicherheit der Grund dafür sein, dass ein geringes Plus verzeichnet wurde? Und nun soll es aufwärts gehen? Wer kann mir das erklären?

Noch eines gebe ich zu bedenken: Die Qualität der Speisen in Gaststätten. Ich habe ein paar Selbstversuche auf der Insel hinter mir. Meine Erfahrung: Gut und schlecht halten sich die Waage, wobei das Gut meist soooo gut nun auch wieder nicht war. Wenn ich dann bedenke, für trockengebratene 200 Gramm Fleisch 17 Euro hergeben zu müssen, brate ich in Zukunft selbst - ein Kilogramm, das Fünffache. Es wäre eine Aufgabe, die Qualität der Speisen im Verhältnis zu deren Preisen zu prüfen statt schönzuschreiben.

Im Übrigen bin ich dankbar für jeden Hinweis auf Gaststsätten in Heringsdorf, in denen sehr gute Speisen serviert werden.

1 Kommentar:

  1. Anonym14.8.09

    Ein Behälter, in dem jede Menge heisses und manchmal auch schon etwas älteres Fett blubbert stand in einem winziges Küchenkabuff, in dem man sich kaum drehen und wenden konnte. In diesen Behälter legte man dann tiefgefrorene Fleischstücke (Massenware aus der Plastetüte, bestimmt von Stöver) und warf Pommes Frites hinein und ruck zuck war ein Gericht fertig zum Servieren. Noch ein bisschen Grünzeug oder Tomate oder Gurke dazu und der Teller konnte mit etwas Geschick ganz appetitlich aussehen.

    Alles frisch zubereitet war auf der Speisekarte zu lesen und der Preis auch dementsprechend.

    Naja, was nun frisch ist oder nicht, darüber kann man streiten.

    Frisch vom Fleischer oder frisch aus der Tiefkühltruhe....,
    danach fragen die Gäste aber nicht und wenn doch, ist selbstverständlich alles frisch zubereitet.

    Eine kleine Plauderei aus meiner Erfahrung.

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