25. Juli 2009

Peinliche Eigenwerbung (update)

Vor einem Jahr hat sie sich schon einmal gefreut, nun schon wieder:
Die OZ begrüßt 22 000 neue Leser
Die OSTSEE-ZEITUNG freut sich über 22 000 neue Leser! Insgesamt wird die OZ jetzt täglich von 375 000 Menschen gelesen. Dies ergab die Media-Analyse 2009, die die Reichweiten deutscher Zeitungen jährlich untersucht. Damit wächst die OZ gegen den Trend. ...
Wenn in der OZ "jetzt" steht, sollten Sie sehr vorsichtig sein, denn "jetzt" ist in der OZ stets nur eine Zeitlang gleichbedeutend definiert. Die Meldung besagt nicht, wann die 22000 Leser denn Leser wurden. Sie besagt auch nicht, dass es Daten aus einer Befragung, also einer Stichprobenanalyse sind. Alles Weitere ist hier zu erfahren und Sie werden sehen, es geht nicht um Tatsachen sondern um Wahrscheinlichkeiten, die natürlich mit statistischen Fehlern behaftet sind, die selbstverständlich auch nicht genannt wurden.

Wichtiger ist, dass Sie verführt werden, nicht zwischen Lesern und Käufern zu unterscheiden. Nicht jeder Leser ist ein Käufer. Das ist sehr einfach zu erkennen, wenn Sie hier in der Tabelle nachlesen.(Zum Vergrößern draufklicken.)

Sie können leicht schlussfolgern, dass vielleicht mehr Leser sicher weniger Exemplare der OZ kaufen, sonst nichts. Wenn sich die OZ schon darüber freut, ist sie ganz unten angekommen.
Die OZ wächst also nicht, wie in der Meldung rotzfrech behauptet, sondern schrumpft unaufhörlich, nachweisbar seit 1998. Die sog. Reichweite ist dabei unerheblich, weil eine große Reichweite nicht den Umsatz erhöht.

Wie die knapp sechs Prozent mehr Leserschaft errechnet wurden, verschweigt die OZ also. Ebenso erfahren Sie nicht, mit welcher Leserschaft zu welchem Zeitpunkt oder -raum die 22000 neuen Leser verglichen wurden.
Fakt ist, dass die OZ im 2. Quartal verglichen mit jedem 2. Quartal der Vorjahre wiederum an verkaufter Auflage einbüßte, im Verhältnis zum 2. Quartal 2008 etwa fünf Prozent. Das nennt die OZ Wachstum, verkündet am 23. Juli auf der Titelseite.

Wenn die Redaktion es nicht schafft, das Ergebnis der Mediaanalyse über das eigene Produkt verständlich und nachvollziehbar zu schildern, wie sollen Redakteure es dann schaffen, über Ereignisse zu berichten, die sie nicht selbst erlebten? Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an der Berichterstattung der OZ grundsätzlich zu zweifeln, wie ich es schon seit Jahren tue.

2 Kommentare:

  1. Robert26.7.09

    "Die sog. Reichweite ist dabei unerheblich, weil eine große Reichweite nicht den Umsatz erhöht."

    Aber werden damit nicht auch die Anzeigenpreise errechnet? Die sind doch nicht ausschließlich von der Auflage abhängig.

    AntwortenLöschen
  2. Leider weiß ich nicht, wie die Anzeigenpreise für die OZ zustande kommen. Richtig ist, und da revidiere ich meinen Eintrag, dass auch die Reichweite einen Einfluss hat. Nur welchen, weiß ich nicht; das weiß nur der Verlag.

    Der kann das Verhältnis Auflage und Reichweite für die Preisgestaltung frei nutzen, um die Anzeigenpreise zu ermitteln, sagt jedenfalls der Öffentlichkeitsarbeiter der IVW (http://daten.ivw.eu/index.php).

    Extrem theoretisch könnte die OZ nur 10000 Zeitungen pro Tag verkaufen statt mehr als 150000, die sich 400000 Leser statt mehr als 375000 teilen. Wäre dann ein eben solcher Anzeigenpreis zu erzielen wie bisher?

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google