Falsch verwendet wurde der Begriff Lagerstätte auf der Titelseite, wahrscheinlich vom Sonntagsdienst erfunden, denn im Text auf der Landesseite wird er nicht als sinnverwandtes Wort für Endlager missbraucht.
Auf der Titelseite war diese Spekulation statt einer Nachricht zu lesen:
Atommüll-Endlager in MV?
Eine Lagerstätte für Deutschlands Atommüll könnte im Nordwesten von Mecklenburg-Vorpommern entstehen. ...Das halte ich für ausgeschlossen, die Nachrichtenagentur ebenso, deren Text auf die Landesseite kopiert wurde, denn aus dem Atommüll kann keine Lagerstätte entstehen. Sie aber haben es der OZ mit dem Erwerb der Zeitung im wahrsten Sinne des Wortes abgekauft.
Wer nur ungefähr weiß, was eine Lagerstätte ist, wird durch die Wortwahl beeinflusst: Eine Lagerstätte, etwas ganz Natürliches, kann nichts Schlimmes sein. Er wird es nicht sofort denken, doch wenn er mehr zum Thema erfährt, wird quasi im Hinterkopf dieses Ungefährliche, weil doch so natürlich Entstandene, eine Rolle spielen.
Ich halte die hoffentlich nur missglückte und nicht gewollte Wortwahl für tückische Leserverdummung.
Mich erinnert das an die sog. Berichterstattung über das geplante Kohlekraftwerk am Bodden, nur dass ich hier nicht ungewollte Wortwahl vermute.
Interessant ist auch, dass der eigentliche Kern des Artikels, die atomare Schweinerei, die gerade vorbereitet wird, im Text aber nicht in der Schlagzeile vorkommt, denn viel wichtiger ist das Naheliegende:
Aber auch ohne Endlager werden demnächst Castor- Transporte nach MV rollen. Ab 2010 sollen im ehemaligen Kernkraftwerk Lubmin Rückstände aus der früheren Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe eingelagert werden. Die Grünen aus Greifswald werfen der bundeseigenen Energiewerke Nord GmbH (EWN), Betreiber des Zwischenlagers, vor, bereits jetzt klammheimlich ein Endlager an der Ostsee zu errichten.Die Redaktion sollte sich endlich daran erinnern, dass die Grünen und Umweltverbände Anfang der 90-er Jahre vergeblich darauf hinwiesen, dass das Atommüllager bei Lubmin von Anfang an zu groß bemessen war und sich der Verdacht längst bestätigt hat, dass Material aus anderen Atomkraftwerken eingelagert wird. Warnungen der Verbände, das Kohlekraftwerk betreffend, sollten ernst genommen und nicht mit dem Verbreiten von Lügen niedergehalten werden.
Rund eine Tonne flüssige Spaltprodukte soll ab September in Karlsruhe in sogenannte Glaskokillen eingegossen werden - und die seien "endlagerfähig", wirbt die EWN.Viele Leser werden in 40 Jahren tot sein und können nicht prüfen, ob die Glasblöcke weiterhin in Lubmin in einer Blechbaracke lagern. Für sie ist es ein Endlager.
EWN-Sprecherin Marlies Philipp weist die Vorwürfe zurück: "Die Genehmigungsdauer beträgt 40 Jahre." Nach Ablauf der Frist müssten die fünf Castoren mit den Glasblöcken in ein Endlager gebracht werden - um dort eine Million Jahre lang ihre Strahlung abzubauen.
Nur nebenbei: Wie viel der Strahlung wird in einer Million Jahren abgebaut sein? Keine Nachfrage durch die Redaktion. Welche Spaltprodukte werden eingelagert? Wie viel beträgt deren Halbwertszeit? Wie lange dauert es tatsächlich, bis die Strahlung ungefährlich gering ist?
Wer schreibt einen aufklärenden Kommentar dazu, denn ich habe zu wenig Ahnung davon?
Wer auch nur annähernd eine Ahnung von geologischen Prozessen hat (also niemand in der OZ), weiß, was in solch einem Zeitraum alles passieren kann. Insofern ist es lächerlich, daran zu glauben, ein sicheres Endlager wo auch immer zu finden.
Dass die OZ aus dieser Sache keine Blickpunktseite macht, ist auch typisch für das Blatt, dass hier zu Hause zu sein vorgibt.
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