31. März 2009

Schönschrift des Monats

Heute erfuhren es auch die Bunkerbewohner unter den OZ-Lesern:
Abgang unter Tränen
In einem Berliner Edelhotel, wo sonst Hollywood-Stars gefeiert werden, inszenierte sich der Bahnchef zum letzten Mal. Er legte eine gute Bilanz vor, wies alle Vorwürfe wegen der Datenaffäre zurück. Ein Rückzug im Groll. ...
Wobei es unerheblich ist und kaum jemandem Mitleid abringen dürfte (außer dem Schlagzeilenerfinder), ob jemand unter oder über, mit oder ohne Tränen abging.

Zu der guten Bilanz komme ich gleich, denn auch im Kommentar war zu lesen:
In den fast zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bahn hat sich Hartmut Mehdorn stets durch zweierlei ausgezeichnet: Er war so erfolgreich wie umstritten. Sein gestriges Ende passt zu dieser Karriere. Noch einmal konnte der für seinen ruppigen Führungsstil berüchtigte Manager eine Geschäftsbilanz vorlegen, die sich sehen lassen kann.
Es folgen weitere Hymnen auf Mehdorns tolle Erfolge.
Wie gelangen Mehdorn die den Kommentator so beeindruckenden Ergebnisse?
Ein Beispiel:

Nehmen wir aus Platzgründen nur die Bilanz des Herzstücks Fernverkehr. 2000, im Jahr eins des Mehdorn-Imperiums, lag die Verkehrsleistung in diesem Segment bei 36,2 Milliarden Personenkilometern. 2007 lag sie bei 34,2 Milliarden. Dies vor dem Hintergrund, daß in diesem Zeitraum mehr als 35 Milliarden Euro in die Schieneninfrastruktur investiert wurden, überwiegend in dem Bereich des Fernverkehrs und fast ausschließlich in Form öffentlicher Mittel – Stillstand trotz Superinvestitionen. Die verbesserten Bilanzzahlen kommen durch verstärkte Arbeitsauspressung der Noch-Beschäftigten, durch Belegschaftsabbau um 45 000 Beschäftigte im Bahnbereich, durch Fahren auf Verschleiß und Ausverkauf von Betriebsvermögen zustande.

Alles andere zur schlechten Bilanz des Gegangenen, die die OZ dreifach befeierte, hier - und dann erinnern Sie an die OZ-Schönschrift, die Sie möglicherweise bezahlt haben.

Nachtrag, 1. April:

Rechnet man die Konzernüberschüsse der Jahre 2001-2008 den Bundeszuschüssen entgegen, dann ergibt sich in Mio EURO:

Überschüsse(2001-2008) = 1321+1716+1680+611+180-245-468-406 = 4389

Bundesleistungen (2001-2008) lt. BRH = 8000

Verlust (2001-2008) = 4389 - 8000 = - 3.7 Milliarden

Soweit eine kleine Kurzbetrachtung zum Erfolg von Herrn Mehdorn, wobei unklar ist, ob dieser Bericht wirklich alle öffentlichen Zuschüsse umfasst. Damit ist klar, die Bilanz wurde für den geplanten Börsengang auf Kosten des Steuerzahlers geschönt.

Die Zahlen sind hier entnommen und haben OZ-Leser nicht zu interessieren, weil dann kein Loblied auf Mehdorn möglich wäre. Ich erinnere mich an die Huldigung des lügenden Urknallers durch die OZ zu dessen Abgang.

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