14. Februar 2009

Über Scheuklappen und Beiläufiges

In der Greifswalder Zeitung wird einer der Auswege erläutert, mit dezentralen Anlagen Energie zu erzeugen und dabei die Umwelt nur wenig zu schädigen:
Ein Kraftwerk fürs Hotel
Viel Geld spart ein Wiecker Hotelier mit einem Blockheizkraftwerk. Den überschüssigen Strom speist er ins öffentliche Netz ein. ...
Doch den Gedanken über die Umweltbelastung muss der Leser selbst entwickeln. In der Zeitung, in der verschiedene Leute den Bau eines Steinkohlekraftwerkes mit längst widerlegten Scheinargumenten verherrlichen durften, wird nicht darauf hingewiesen, dass mit solchen Blockheizkraftwerken Großkraftwerke wie die geplante Dreckschleuder am Bodden überflüssig werden.

Eine verkaufsfähige journalistische Leistung fängt dort an, wo der Autor die Scheuklappen abgelegt, auf Engstirnigkeit verzichtet und stattdessen Zusammenhänge herstellt und Hintergrund aufzeigt. Ansonsten erweckt er den Anschein, den Artikel zugunsten eines Unternehmens geschrieben zu haben, dem Vertreiber der Anlagen.

Nur beiläufig:
Der teure Anschaffungspreis des kleinen Blockheizkraftwerkes
... es gibt ihn nicht. Einmal abgesehen davon, dass der Preis nicht genannt wurde, andere Daten jedoch beziffert wurden, kann die Anlage teuer oder billig sein, nicht aber der Preis. Wäre der Preis genannt worden, könnten die Leser ermessen, ob sie die Anlage teuer oder sonstwie finden. Nun dürfen sie raten, was die Autorin für teuer hält.

Es ist schlechter Schreibstil, jemanden etwas nicht einfach sagen zu lassen, sondern ihn zu zwingen, etwas zu lachen oder zu strahlen, was die Autorin natürlich übersetzen kann:
"Seitdem hat er einen Dachs im Haus", lacht Diplomingenieur Gerhard Meyersieck
oder:
"... Was wir nicht selbst verbrauchen, wird ins öffentliche Netz eingespeist und bringt uns auch noch Geld, strahlt der Hotelbesitzer.

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