Ein ungeliebtes Thema in den OZ-Redaktionen ist alles, was mit den Hartz-Gesetzen zusammenhängt - kein Wunder, sind doch Alg 2-Empfänger nicht die Klientel, die OZ liest. Andererseits muss ein Redakteur ein Thema nicht lieben, um es zu bearbeiten.
Weiterhin müssen OZ-Leser glauben, auf dem Gebiet sei ziemlich alles in Ordnung. Klar, die Sozialgerichte haben auch zukünftig übermäßig zu tun. Doch missbrauchte Ein-Euro-Sklaven scheint es nicht zu geben, wo die OZ zu Hause zu sein glaubt.
Einen ausführlichen Artikel zum Thema Fördern und Fordern von Alg 2-Empfängern können Sie hier lesen, der etliche Themen enthält, die bildlich auf MV niedergebrochen werden könnten, wenn denn Redakteure könnten und wollten. Hier ein Auszug:
Bei Beschäftigungsförderung im engeren Sinn ist bisher die starke Dominanz der Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (AGH) zu beobachten, obwohl eine Perspektive zum Übergang in den regulären Arbeitsmarkt fehlt. Am problematischsten ist die praktisch nicht überprüfte und letztlich auch nicht zu überprüfende Zusätzlichkeit dieser Tätigkeiten (Spindler 2005 b. Vgl. auch Bericht des Bundesrechnungshofs v. 19.5.2006 – VI 6/VI 2- 2006-1219: 4). Denn auch hier taucht das Problem der Marktverzerrung auf: dort wo die Beschäftigten zu notwenigen Arbeiten ständig eingesetzt werden und sich die Aufgabenfelder der Beschäftigungsfirmen immer mehr erweitern, wäre eigentlich der Aufbau von regulären Stellen wichtig. Nicht die Ein-Euro-Jobber auf den Bahnhöfen und in den Bahnen sind die Zukunft, sondern wieder die Festanstellung von Schaffnern und Bahnhofspersonal, womit ganz nebenbei auch das Problem von Gewalt und Vandalismus in diesen Räumen mitbearbeitet wäre. Auch Straßenreinigung, Sportvereine, Kirchen, Schulen und Pflegeheime brauchen dauerhaft reguläre Hilfskräfte, Hausmeister und Putzfrauen, zu deren Anstellung Kommunen und Einrichtungen finanziell ausgestattet werden müssen.
Naja, war nur so ein Gedanke.
Stattdessen wird die OZ Sie und mich mit Märchen, erfunden von Politikern aller Kategorien, langweilen. Nichts füllt die Seiten schneller als Politikergewäsch. In diesem Jahr der vielen Wahlen wollen alle etwas versprechen, was sie nicht halten werden, und die OZ wird diesen ganzen Bonzenquark wiedergeben und sich dafür von Ihnen bezahlen lassen.
Möglicherweise wird sich der eine oder andere Überredakteur wieder bemüßigt fühlen, Sie aufzurufen, wählen zu gehen. Ich kann das verstehen aber nicht gutheißen. Der gute Zweck von Wahlaufrufen, die Redakteure und ihre Obersten verfassen, ist nämlich einfach zu erkennen: Eine geringe Wahlbeteiligung im Verbreitungsgebiet der OZ bedeutet, dass sich sehr wahrscheinlich eine Mehrheit der Leser auch nicht für die Wahlergebnisse interessiert. Warum sollten sie in der Zeitung veröffentlicht werden, wenn einer Mehrheit das Thema egal ist? Um also eine Rechtfertigung dafür zu haben, Ihnen vor der wahl massenhaft Politikergeschwafel zu verkaufen und nach der Wahl elende weil nichtssagende Stellungnahmen, ist eine möglichst hohe Wahlbeteiligung wichtig.
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