15. Dezember 2008

Kohlekraftwerk: Von Protokollen und Ehrungen

Die OZ berichtete nun auch, dass der Minipräsident nicht überzeugt ist von den Dong-Unterlagen zum Kohlekraftwerk. Sowohl Minipräsident als auch das Medium OZ unterlassen es jedoch, einen Zusammenhang herzustellen zwischen der aufmerksamen Durchsicht der Unterlagen durch kluge Leute aus MV und der derzeit unmöglichen Genehmigung des Projektes.

Ich stelle mir vor, dass niemand Einwände aufgeschrieben, niemand die Unterlagen gelesen hätte. Das Projekt wäre schon genehmigt, mit der unfassbaren Fülle möglicher nicht wieder gutzumachender Zerstörungen in der Umwelt.
Schlussfolgerung: Jene, die bisher verhinderten, dass eine Dreckschleuder mit unbekannten Auswirkungen auf die Umwelt gebaut wird, - also jene, die für diese Arbeit nicht bezahlt werden - , hätten alle Ehren durch den Minipräsidenten verdient gehabt, der am 6. Dezember 130 Ehrenramtliche ehrte. Es war aber kein Kraftwerksgegner dabei.

Stattdessen wurde die Arbeit der Gegner durch Landesbehörden behindert, wo es nur ging. Ein beredtes Beispiel ist das Mühen der ehrenamtlichen Kraftwerksgegner um ein Anhörungsprotokoll, das seinen Namen verdient. Darüber hat die OZ so gut wie nichts geschrieben, war ja auch kein OZ-ler dabei, außerdem hat die OZ nach eigener Aussage ausführlich berichtet.

Natürlich muss der Leser, um die Mühe zu verstehen, wissen, dass die Kraftwerksgegner klagen werden, falls das Kraftwerk doch genehmigt werden sollte. Dass dann vor Gericht natürlich die Protokolle ausgewertete werden müssen, ist auch klar. Doch was soll ein Gericht tun, wenn es Protokolle mit solchem Inhalt erhält?
Ich zitiere aus einem Schreiben Dr. Vaters an das StAUN vom 1. Dezember, der wiederum unfassbar schlampige Passagen aus dem Protokoll zitierte:

„Herr Georg Michel fragt nach der Schornsteinhöhe. RA Dr. Riese beantwortet die Frage.“ [welche? wie?] (28.10.08, Seite 7)
„RA Kremer stellt die Herren Dr. Klaus Drüner, Dr. Kaufmann, Dr. Giese und Dr. Daalke vor, die nunmehr zahlreiche Fragen [welche?] an den Gutachter Prof. Dalsgaard stellen. Der Gutachter beantwortet die Fragen [wie?], die von den vorgenannten Herren gestellt wurden.“ (29.10.08, Seite 17)
„Dr. Michael Drevlak stellt Fragen [welche?] zum Potenzial der Kraftwerkswärme.“ [Ob es darauf Antworten gab und wenn ja welc
he, bleibt unberücksichtigt.] (29.10.08, Seite 14)
„Dr. Theo Kaufmann erläutert im Einzelnen die seiner Auffassung nach erhöhten Gesundheitsrisiken [welche?] durch die erhöhten Wassertemperaturen.“(29.10.08, Seite 18)
„Herr Daalke (Biologe) bezog sich auf die eingeholten Gutachten [welche?].“ (29.10.08, Seite 19)
„Herr Arndt Müller (BUND) stellt verschiedene Fragen [welche?] an den Gutachter, die dieser in Englisch beantwortet.“ (30.10.08, Seite 21)
„Auf die Frage von Herrn Thieme erläutert Herr Prof. Burchard, dass er bei den tragenden Aussagen seines Gutachtens [welchen?] verbleibe.“ (30
.10.08, Seite 24)
„Herr Dr. Drevlak möchte zum Thema Algenblüte wissen, was genau im Bodden wachse und wie sich dies auf die Badewasserqualität auswirke. Verhandlungsleiter Prof. Versteyl verweist auf den entsprechenden zu späterem Zeitpunkt abgehandelten Tagungspunkt.“ [ Es ist weder vermerkt, ob es darauf von Antragstellerseite eine Antwort gab, noch findet sich im weiteren Verlauf zumindest bis 13.12.08 eine Protokollstelle, die auf jene Fragen zurückkommt.]


Jedes Gericht würde einen Klagenden, der es wagt, solche einen Mist vorzulegen, wegschicken.
Andere Protokollauszüge belegen, das falsch und sinnentstellt protokolliert wurde. Eines von vielen Beispielen:

Protokoll 05.11.08, Seite 66: „Außerdem will er von dem Büro Froelich & Sporbeck wissen, worauf das Aussterben des Störs zurückzuführen ist und wie die Wiederbesiedlung erfolge.“

Zu ergänzen ist: Mit dieser Frage war das [übrigens nach wie vor unlizenzierte] Büro Froelich & Sporbeck aufgefordert, sich endlich zur Stör-Problematik [prioritäre Art gem. FFH-RL] zu positionieren. In keinem der Gutachten von Antragstellerseite ist dieses u. U. entscheidende Thema nämlich berücksichtigt worden. Ferner ist die Textstelle dahingehend zu ergänzen, dass keiner aus dem Froelich/Sporbeck-Team auf diese meine Fragen antwortete.

Ganz nebenbei: Hat die OZ die Leser auch nur mit einem Nebensatz informiert, dass das genannte Büro noch immer keine Lizenz hat, oder ist die OZ gar der Angelegenheit nachgegangen und hat im StAUN nachgefragt, warum das Amt überhaupt Gutachten eines unlizensierten Büros zuließ? Dass ich nicht lache! Es gab dazu wohl keine Agenturmeldung, die hätte kopiert werden können.

Es kam, wie es kommen musste: Die Einwender mussten mit ihren z.T. wörtlichen Ergänzungen die Protokolle quasi selbst schreiben, eine Unverschämtheit, wenn ich bedenke, dass bezahlte Protokollanten im Raum saßen, die solchen Stuss wie oben verzapften.
Welche Haltung die OZ zum Projekt und zu den Einwendern hat, wird um so klarer, wenn gesehen wird, dass hiervon so gut wie nichts in der Zeitung zu lesen war.

Für mich ist das ein weiterer Beleg, wie die OZ, die allen Ernstes von sich behauptet, hier zu Hause zu sein, in der Berichterstattung über dieses bedeutende Ereignis versagte.
Wenn ich dann die Kaufpropaganda lese, mit der Redaktionen das Vorweihnachtsloch füllten und dafür auch noch Geld verlangen, platzt mir der sprichwörtliche Kragen.

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