18. November 2008

Hintergrund: Mumps

Auf der Titelseite:
18 Schüler in Greifswald an Mumps erkrankt
In einer Greifswalder Waldorfschule sind seit Anfang September 18 Kinder und Jugendliche erkrankt ... In diesem Jahr seien landesweit damit bereits 36 Mumps-Erkrankungen registriert worden, in den vergangenen Jahren seien 5 bis 15 Fälle die Regel gewesen.

Angesichts dieser Häufung von Mumps-Erkrankungen in Greifswald hat das Landesamt für Gesundheit dringend zur Impfung gegen die Virus-Infektion geraten. In Greifswald laufe "das klassische Geschehen" ab, es seien nur ungeimpfte Kinder und Jugendliche betroffen. In den vergangenen Jahren habe die sehr geringe Zahl von Krankheitsfällen gezeigt, dass die Impfung gegen Mumps positive Auswirkungen habe. Der Schutz gegen diese Viren sei in der Dreifach-Impfung mit der Impfung gegen Masern und Röteln enthalten oder in der Vierfach-Impfung, bei der auch gegen Windpocken immunisiert wird. Die Schüler-Mumps-Impfrate in Mecklenburg-Vorpommern liege bei 94 Prozent - deutlich über dem Bundesschnitt von 83 Prozent. Durch Mumps können durchaus schwere Komplikationen auftreten wie Hirnhautentzündung, bleibende Hörschäden oder Zeugungsunfähigkeit.
Ich sehe einen Widerspruch in der Nachricht:
Einerseits habe die hohe Durchimpfungsrate dazu geführt, dass nur wenige an Mumps erkrankten. Andererseits tritt genau in der Stadt, die eine hohe Rate aufweist, gehäuft Mumps auf. Ist nicht vor allem zu bedenken, dass beim ersten Auftreten der Krankheit möglichst viele Möglichkeiten ausgeschaltet werden, sich anzustecken? Natürlich ist das bei drei Wochen Inkubationszeit ein Problem.

Übrigens: Wie viele Menschen erkranken in Gebieten mit geringer Durchimpfungsrate an Mumps? Das hätte nachgefragt werden müssen!

Wichtig! Nicht jeder Geimpfte ist immun gegen Mumps:

Im Januar 2000 meldete das Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) (Bundesamt für Gesundheit, Schweiz) eine neue Mumpsepidemie. Bei ca. 70% der mit Fragebogen dokumentierten Fällen handelt es sich um geimpfte Kinder(85%) und geimpfte junge Erwachsene(15%). Auch bei einer Durchimpfungsrate von 70-80% spricht dies für eine extrem hohe Impfversagerquote.(Impfen, Routine oder Individualisation, Arbeitsgruppe für differenzierte Impfungen2 Aufl. März 2000, S. 39)

Mittlerweile wird in der Schweiz empfohlen, dass sich alle Personen, die mit dem Rubini-Stamm geimpft wurden, erneut mit einem wirksameren Stamm impfen lassen sollen.

Die Situation im Jahre 2003 ist folgende: Von den Mumps-Fällen mit bekanntem Impfstatus (90%) waren 75% geimpft: 40% mit einer Dosis, 47% mit zwei Dosen und 13% mit einer unbekannten Anzahl Dosen. Im Jahre 2004:Von den Fällen mit bekanntem Impfstatus (82%) waren 63% geimpft: 12% mit einer Dosis, 77% mit zwei Dosen und 12% mit einer unbekannten Anzahl Dosen. Ein Grossteil der Geimpften erkrankt also trotz Impfung.

Das Arzneitelegramm berichtet in der August Ausgabe 2008, dass die Empfänglichkeit umsomehr zunimmt, je länger die letzte Exposition gegenüber dem Mumpsvirus zurückliegt. ( KAAIJK, P. et al.: Euro Surveill. 2008; 13 (26); http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=18914)

Bei einer Erkrankungswelle in Schweden, wo seit mehr als 20 Jahren Durchimpfungsraten von über 90% erreicht werden, waren die betroffenen Personen durchschnittlich 43 Jahre alt. 25 der 31 befragten Patienten waren mindestens 24 Jahre alt. 20 Personen, alle zwischen 34 und 88 Jahre alt und ungeimpft, gaben an, bereits früher an Mumps erkrankt zu sein ( SARTORIUS, B. et al.: Euro. Surveill. 2005; 10 (9) http://www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=559).

Und noch dies: Wie lange dauert es, bis die Impfung wirkt? Der Aufruf, sich impfen zu lassen, kann doch nur vorbeugend gemeint sein.

Ich weise auf mögliche Impfschäden hin, die durch Mehrfachimpfstoffe entstehen können. Geimpfte sollten genau darauf achten und Verdachtsfälle sofort dem Arzt melden, um mögliche staatliche Leistungen im Falle eines Impfschadens erstreiten zu können.

Lesen Sie bitte auch hier nach:

Mumps

Mumps (Parotitis epidemica, Salivitis epidemica), umgangssprachlich Ziegenpeter oder Tölpel, ist eine ansteckende Virusinfektion, welche die Speicheldrüsen und andere Organe befällt. Neben Kindern können sich auch empfängliche Erwachsene infizieren. Sie hinterlässt in der Regel eine lebenslange Immunität und gehört daher zu den klassischen Kinderkrankheiten. Häufige Komplikationen sind Hirnhautentzündung (Meningitis) und bei Jungen eine Hodenentzündung (Orchitis). Letztere kann zu Unfruchtbarkeit führen.

Mumps

Spätestens vor Eintritt der Pubertät (insbesondere bei Buben). Evtl. vorher Antikörpertestung, ob Mumps nicht vielleicht "still" durchgemacht wurde (heute eigentlich überflüssig, da Mumps kaum noch vorkommt).

Der Mumpsimpfstoff ist nur noch als "MMR", also kombiniert mit Masern- und Rötelnimpfstoff im Handel. Daher bei Masern-Impfwunsch immer auch MMR-Impfung erwägen, zumindest ab dem Schulalter. Es ist aber auch kein Problem, trotz früherer Masern-Impfung nochmal MMR zu impfen.

Zweimal im Abstand von mindestens vier Wochen, oder nach der ersten Impfung Überprüfung der Impf-Antikörper.

Vorteil der "späten" Impfung gegenüber der Impfung im Kleinkindalter ist der zuverlässigere Schutz nach der Pubertät. Die Mumpsimpfung hat eine relativ hohe Versagerquote, die mit dem Abstand zur Impfung zunimmt.

Impfungen im Kindesalter

Eine Broschüre, die im April 2005 von den beiden Kinderärzten Bernhard Ulrich und Dr. Christoph Tautz verfasst wurde.
Mumps ab Seite 11

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