26. November 2008

Bischof: Kohlekraftwerk und Bewahrung der Schöpfung unvereinbar

Das geplante Kohlekraftwerk und die Bewahrung der Schöpfung sind für den Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit, unvereinbar. Das sagte er heute während der Anhörung in Greifswald.

Das für mich entscheidende Argument in der Auseinandersetzung um das Steinkohlekraftwerk ist die Bewahrung der Schöpfung. Dies ist eine Aufgabe, die Gott uns Menschen aufgetragen hat. ... Wenn nun ausgerechnet am Greifswalder Bodden, im Einzugsgebiet der Urlauberinseln Usedom und Rügen, die dänische Firma DONG-Energy ein großes Steinkohlekraftwerk bauen will, dann passt das nicht zu dem Auftrag, die Schöpfung zu bewahren.

Seiner Meinung nach dürften nirgendwo weitere Kohlekraftwerke gebaut werden.
"Auch die Leitung der Evangelischen Kirche Gesamtdeutschlands denkt so", berichtete er. Gegen den Kraftwerksbau habe sich ebenfalls die Synode der Pommerschen Evangelischen Kirche ausgesprochen.

Abromeit begründete seine Haltung mit den unabsehbaren Folgen des Kraftwerksbetriebes und forderte die Genehmigungsbehörde StAUN auf:

Aus ethischer Verantwortung für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen appelliere ich
als Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche daher an die verantwortlichen
Entscheidungsträger, kein Steinkohlekraftwerk in Lubmin zu genehmigen und Alternativen
zu fördern und wiederhole dabei, was ich schon an anderer Stelle zu diesem
Thema gesagt habe: „Tun Sie alles, um zu einer Begrenzung des Anstiegs der globalen
Mitteltemperatur zu kommen. Erhalten Sie die Qualität von Luft und Wasser in
Vorpommern.“

Scharf kritisierte er die Haltung von Kraftwerksbefürwortern:

Auf dem Hintergrund der Erwerbssituation und der nicht gerade hoffnungsvoll stimmenden
konjunkturellen Prognosen für 2009 ist zu verstehen, dass allein die geplante
Industrieansiedlung für manchen Bürgermeister und manche Bürgerinnen und Bürger
wie ein Evangelium klingen.

Stehend applaudierten die Zuhörer im Anhörungssaal dem Bischof.

Die Vertreter der Einwender sicherten der Genehmigungsbehörde StAUN jede erdenkliche Hilfe zu jeder Zeit zu:

Sollte sich die Genehmigungsbehörde im weiteren Verfahrensverlauf hinter von innen verschlossenen Türen nicht in der Lage sehen, eine gerichtsfeste Ablehnung aller DONG-Anträge zu formulieren, möchten wir, die mehr als 60000 Unterzeichner gegen das Kohlekraftwerk und die vier Bürgerinitiativen, der WWF, der BUND, der NABU und der Koch der Fischerklause Thiessow, Ihnen unsere Hilfe anbieten. Wir sind in der Lage, eine gerichtsfeste Ablehnung der DONG-Anträge in jeder Instanz zu formulieren. Wir garantieren Ihnen, mit Hilfe unserer Rechtsbeistände eine solche Formulierung kurzfristig beizubringen.

Wir sichern Ihnen hiermit unsere ausdrückliche Unterstützung zu.

Die Genehmigungsbehörde kann sich unserer uneingeschränkten Hilfe sicher sein, zu jeder Tag- und Nachtzeit, denn nicht anderes erledigen wir die letzten fast zwei Jahre!


Bisheriges werden Sie morgen so oder so ähnlich auch in der gedruckten OZ lesen, dies nicht:

Ein Vertreter der Landesforstverwaltung warnte vor den Folgen des Kraftwerksbetriebes. Durch zusätzlichen Eintrag von Stickstoff und Schwefel aus den Abgasen des Kraftwerkes in den Boden würden die Waldbestände weiter geschädigt. Nach Untersuchungen der Behörde seien die Wälder im Raum Lubmin bereits jetzt schon um das Acht-bis Zehnfache über die kritische Schwelle belastet. (Der BUND bestätigte die Höhe der Schädigung. Der Antragsteller wollte sich nicht auf mehr als das Fünffache einlassen.)
Eine zusätzliche Versauerung der Böden destabilisiere das Ökosystem des Waldes. Dadurch seien nicht nur Pflanzen- und Tierwelt bedroht. Der zu hohen Stickstoffeintrag führe zu einem lockeren Holzgefüge, wodurch die Bäume anfälliger gegen Schädlinge und Sturm würden und die Holzqualität schlechter wäre. Auch bestehe die Gefahr, dass der Stickstoff in das Grundwasser gelange, da die Bäume nur begrenzte Mengen aufnehmen könnten.

Auch Martin Schnittler, Professor für Allgemeine und Spezielle Botanik an der Uni Greifswald, warnte dringend vor einer Erhöhung der Stickoxide in den Böden durch den Kraftwerksbetrieb. Bestimmte Wiesengräser, die in D höchstselten geworden sind, würden auf Dauer geschädigt, da bereits jetzt die Schwelle erreicht sei, hinter der die Schäden nicht mehr rückgängig zu machen seien.

Ähnlich äußerte sich eine Biologin, die davor warnte, durch die Abgase des Kraftwerksbetriebes würde der hochempfindliche spezielle Bewuchs von Graudünen zerstört und mit ihm die Tiergemeinschaften.

Wiederum wurde den Antragstellern aufgegeben, Gutachten nachzuarbeiten.

Mein Eindruck von den Anhörungen:
Die Gutachten des Investors wurden in aller Eile erstellt, gehen mitunter von völlig falschen Voraussetzungen aus, berücksichtigen weder die besonderen Gegebenheiten des Standortes noch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie kommen zu verheerend falschen Aussagen, seltsamerweise jedoch immer pro Kraftwerk.

Während der Anhörung befinden sich die Gutachter Dongs pausenlos in der Abwehr, da ihnen ständig ihre Fehler und Versäumnisse belegt werden.

Nach dem, was ich mitbekommen habe, wäre es unfassbar, würde das Kraftwerk genehmigt.

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