Was nun, Herr Tesch?Wenigstens fragte er nicht ahnungslose OZ-Leser, sondern den Bildungsminister, der natürlich täglich die Greifswalder Lokalseiten liest, um sofort eine Frage zu beantworten, die ihm per Betrachtung gestellt wurde. Gleich pinkele ich ein vor Lachen!
Doch die Leser bleiben nicht von Fragen verschont:
Hat Bildungsminister Henry Tesch (CDU) eine Aversion gegen das Theater Vorpommern? Fürchtet er es gar, weil es einfach zu gut ist. Oder kommt er mit dem Gedanken nicht klar, dass es tief in der Landschaft, ja in den Herzen der Menschen dieser Region verwurzelt ist.Das ist nicht eine Frage, sondern sind gleich drei, auch wenn der Lokalchef zwei von ihnen mit Punkten tarnte.
Doch das nur nebenbei. Wichtig ist dagegen, dass er dem Minister eine Denkweise unterstellt, die Boshaftigkeit erfordert.
Der Lokalchef meint, es könne sein, der Bildungsminster des Landes hege eine Abneigung, Abscheu, Ekel, einen Widerwillen, Feindschaft, Feindseligkeit, Hass, ein Widerstreben; (geh.): Gräuel, Unmut; (bildungsspr.): Antipathie, Ressentiment (© Duden - Das Synonymwörterbuch, 3. Aufl. Mannheim 2004 [CD-ROM]) gegen das Theater. Er fürchte sich wohl vor der Güte der Inszenierungen. Und er werde vielleicht nicht damit fertig, dass das Theater fest verwurzelt ist, was immer das heißen mag.
Auf solche Vorwürfe wäre ich nicht gekommen, denn der Grund für die boshaften Überlegungen ist dieser:
Er hat es abgelehnt, an einem öffentlichen OZ-Forum im Theater Greifswald oder Stralsund als Gesprächspartner teilzunehmen. Neun Termine hatten die OZ-Lokalredaktionen beider Städte ihm zur Auswahl gegeben. Sie würden sich zum großen Teil überschneiden mit wichtigen Terminen, die im Zusammenhang mit der Neubildung der Landesregierung sowie regulären Landtagssitzungen stehen ...Es ist wahrscheinlich sehr einfach: Dem Minister ist die Zeit zu schade, an einem OZ-Forum teilzunehmen. Er ist wahrscheinlich auch weitgehend immun gegen die Berichterstattung der OZ, was natürlich ein beredtes Bild auf die Wirkung der Zeitung wirft, die hier zu Hause zu sein glaubt.
Ein Redakteur, der solche Boshaftigkeiten über einen Minister erdenkt und verbreitet, sollte, bevor er es tut, wenn er es denn tun muss, ins Archiv schauen und lesen, was die OZ bisher über den Minister schrieb, jenen, der als Lehrer im Jahr 2004 Bürgermeister einer Landgemeinde wurde und der seit knapp zwei Jahren Landesminister ist.
OZ-Redakteure sollten grundsätzlich erst im Archiv nachlesen, bevor sie etwas schreiben. Sie würden z.B. merken, dass die Berichterstattung einen hohen Grad an Harmlosigkeit enthält - in allen Ressorts. Es ist also keineswegs so, dass sich ein Minister bemüßigt fühlen müsste, ein OZ-Forum zu besuchen. Ich schätze, es ist ihm ziemlich egal, ob es mit ihm oder ohne ihn stattfindet. Was hätte er davon, sich in die Gesprächsrunde zu setzen? Nichts.
Allerdings frage ich mich auch, was der Minister hiervon haben könnte:
Minister Tesch eröffnet 24-Stunden-Vorlesung an Greifswalder Universität
Bildungsminister Henry Tesch eröffnet heute, d. 24. 10. um 18.00 Uhr die "24-Stunden-Vorlesung" an der Ernst- Moritz-Arndt-Universität Greifswald, die bereits zum 7. Mal vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) veranstaltet wird. Sein Thema: "60 Jahr Israel – Möglichkeiten der Kooperation mit Mecklenburg-Vorpommern."
Aha, das ist also ein Thema, für das sich der Minister nach Greifswald auf den Weg machte. Fakt ist: Er will die Themen bestimmen, über die die OZ schreibt, wenn sie über Tesch schreibt. Ich fürchte, er wie auch andere Regierungsmitglieder sind es nicht gewohnt, außer der Reihe gefragt zu werden. Es rächt sich in solchen Augenblicken, dass sich eine Zeitung Stück für Stück in ein Regierungsblättchen verwandelt, z.B. wenn es ohne Nachfrage aus Regierungserklärungen zitiert oder von Presseagenturen bearbeitete Pressemitteilungen aus Behörden kopiert.
Nebenbei: Wäre es nicht pfiffig gewesen, sich mit dem AStA zu verständigen und sich über die Studentenschaft auf Fragen zur Theaterzukunft Antworten zu holen, wenn der Minister die OZ schon nicht ernst nimmt?
Der Lokalchef schrieb u.a. noch dies:
Die Bewohner der Region haben dem Kultusminister in dieser Woche ein wohl überdeutliches Signal gegeben. 14 000 Unterschriften übergaben Mitarbeiter des Theaters als Petition dem Landtag. ... Als Beleg dafür, dass die Bürger die Pläne der Landesregierung in Sachen Zukunft des Theaters Vorpommern nicht mittragen wollen.Ich bin Bewohner der Region. Ich habe dem Minister kein Signal gegeben, schon gar kein überdeutliches. Diese Kammschererei "Wir alle sind Signalgeber; wir sind Deutschland, wir sind im WM-Fieber und anderer Blödsinn" hat mit Journalismus nichts zu tun. Die Pommern sind keine Soldaten, die alles im Gleichschritt tun und denken und im gleichen Takt die gleichen Signale geben, überdeutliche natürlich.
Was waren dann die 32000 Unterschriften der Volksinitiative gegen das Kohlekraftwerk, ein oberüberdeutliches Signal? Darüber las ich nichts in der Lokalzeitung.
Und noch einmal warf der Lokalchef bildlich alle Vorpommern in einen Topf, rührte um und fand dann heraus:
Als Beleg dafür, dass die Bürger die Pläne der Landesregierung in Sachen Zukunft des Theaters Vorpommern nicht mittragen wollen.Hier ist große Vorsicht geboten. Ich kenne eine Menge Vorpommern, denen es egal ist, ob ein Theater Vorpommern existiert. Ich kenne auch einige Vorpommern, die es vernünftig fänden, das Theater einzusparen und das Geld für alle auszugeben, statt für eine Minderheit von Theatergängern; ich gehöre weder zu den Theatergängern noch zu den Einsparbefürwortern.
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