11. September 2008

Kohlekraftwerk: Alle Achtung! Überraschender OZ-Kommentar

Auf der Landesseite berichtete der Schwerin-Korrespondent:

Kraftwerk: Gegner rügen Behörden

Anhörung in Schwerin: Die Kritiker des geplanten Steinkohlekraftwerks in Lubmin fordern unabhängige Experten. Der Landtag lehnt dies beharrlich ab.

Drei Stunden. So lange dauerte gestern die Anhörung von Vertretern der Volksinitiative "Kein Steinkohlekraftwerk Lubmin" vor dem Wirtschaftsausschuss des Landtages. Drei viel zu kurze Stunden, in denen die Gegner der geplanten Zwei-Milliarden-Euro-Investition des Investors Dong Energy noch einmal ihre geballte Kritik zum Ausdruck bringen durften. ...
Auch Köpke versteckt einen Kommentar in seinem Bericht: Ihm, wem sonst, waren drei Stunden zu kurz für die Anhörung von Kraftwerksgegnern.
Heißt das, er kannte die Argumente der Gegner noch immer nicht? Das ist bedenklich, denn es bedeutet, er schrieb bisher zum Thema, ohne umfangreichen Hintergrund zu besitzen.
Dabei schrieb Köpke einen Kommentar und was für einen! Eine Überraschung, dazu eine angenehme!
Sisyphos-Arbeit
Sisyphos, Held der griechischen Mythologie, war in der Unterwelt dazu verdammt, einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen. Immer kurz bevor er das Ende des Hangs erreichte, entglitt ihm der Stein, und er musste wieder von vorn anfangen.

In etwa so müssen sich die Gegner des geplanten Steinkohlekraftwerks Lubmin fühlen. ...
Jedes mal aber, wenn ihren Bemühungen Erfolg beschieden sein müsste, lassen zwei Worte ihre Anstrengungen wie Seifenblasen zerplatzen - und sie müssen wieder von vorn anfangen. Die Worte heißen: rechtsstaatliches Genehmigungsverfahren. ...

Doch ist es rechtsstaatlich und ordnungsgemäß, wenn Gutachten frisiert, Bauanträge von Ministerien zugearbeitet und Proteste behindert werden? Es lohnt sich, den Felsblock weiter zu wälzen. Eines Tages wird er oben am Ende des Hangs sein.
Es ist einzigartig in der OZ, dass ein Kommentator den Behörden vorwirft (wenn auch in einer Frage), nicht rechtsstaatlich gehandelt zu haben.
Es ist einzigartig in der OZ, dass den Kraftwerksgegnern per Kommentar Mut gemacht und ihnen sogar Erfolg vorausgesagt wird.

Mir ist nicht klar, welche Auffassung Köpke vor der Anhörung hatte. Möglich, dass die Argumente der Gegner seinen Sinn wandelten. So ist es, wenn beide Seiten zu Wort kommen, wenn journalistische Grundregeln eingehalten werden. Ich wünschte, jeder Redakteur der OZ würde so handeln.

Bedauerlich ist, dass in dem Bericht zu kurz kam, dass polnische Behörden nun die Geduld verlieren und endlich über das Dong-Projekt aufgeklärt werden wollen.

Nur in der Usedom-Peene-Zeitung wurde ausführlich darüber berichtet.

Polen über Kraftwerk beunruhigt
Ihre Skepsis zu den Plänen von Dong Energy haben jetzt Swinemünde und Misdroj formuliert. Sie fordern rasche Aufklärung. ...

Nun bin ich gespannt, ob die Nachbarredaktionen den Polen-Artikel übernehmen. Sonst sind die Nachbarn gar nicht zimperlich, Texte "Aus der Nachbarschaft" zu kopieren.

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