1. Juli 2008

Bedenkliche Passagen

Die OZ gibt den Ablauf einer Veranstaltung des Erwerbslosenbeirates MV wieder und mir sträubten sich die Haare. Ein Gemenge aus Zitaten und Beobachtungen, das weder Bericht noch Feature, auch nicht Reportage ist, sondern ein Kauderwelsch mit bedenklichen Passagen:
Ab heute bekommen Langzeitsarbeitslose vier Euro mehr im Monat - zum Juli wird der Regelsatz erhöht. Marikka Kurzenberg aus Tessin kann sich darüber nicht wirklich freuen. "Für Kino und Theater reicht es schon lange nicht mehr. Einladungen von Freunden muss ich ablehnen, weil das Geld nicht für einen Blumenstrauß reicht", sagt sie.
Was heißt das Geschwafel vom Nicht-wirklich-freuen. Waren die Autoren nicht in der Lage zu beschreiben, was die Frau empfindet? Ich fürchte, es war so.
Hätte die Frau sich schon allein aus Dankbarkeit freuen sollen?
Die Veranstalter hatten Politiker aus Schwerin und Berlin eingeladen und die Arbeitsagentur. Gekommen ist nur Die Linke.
Stimmt das? Im Nordkurier las ich (übrigens ein lesenswerter Artikel):

Die Minister für Wirtschaft und Soziales werden von Mitarbeitern vertreten, die sich in die hinteren Reihen gesetzt haben.

Auch dies ist bedenklich:
Er nennt Zahlen aus einer neuen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Demnach haben sich angeblich 53 Prozent der Ostdeutschen innerlich bereits von der Demokratie verabschiedet.
Aha, angeblich. Die Redakteure waren zu faul zum Nachforschen, ob die Aussage stimmt. Andererseits liest sich der Satz wie: Ob das wohl stimmt? Und genau das ist die Aufgabe des Journalisten: Herausfinden, ob das Gesagte stimmt. Übrigens wurden von der OZ weder die Arbeitslosenzahlen (morgen wieder, wobei sie jeder schon heute kennen kann) noch die Kauflaune der Deutschen angezweifelt, wo Zweifel dringend angebracht sind.

Hier können Sie die Studie lesen. Die OZ gibt natürlich keine Quelle an, in der OZ-Leser erfahren können, was die OZ für angeblich und nicht so wichtig hält. Es zeigt sich nämlich, dass die Studie nicht angeblicher ist, als der Quatsch von der Kauflaune, rein statistisch gesehen:


Weder im Nordkurier noch in der OZ wurde darauf verwiesen, dass es solche Tribunale in ganz Deutschland gibt. Bloß nicht aufmerksam machen, dass es überall Widerstand gibt, denn Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!

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