11. Juni 2008

Hintergrund: Wirtschaft und Finanzen

global news 1130 11-06-08: Bankenkrise - Inflationskrise - Steuerparadis für Unternehmen
...

1. Die europãischen Banken als Hauptleidtragende der Krise
Die europäischen Banken sind mit fast 52 % der Verlustabschreibungen weit vor den amerikanischen mit fast 43 % die Hauptleidtragenden der Kreditkrise . Hinzu kommt, daß die amerikanischen mit 51 % weit mehr neues Kapital aufnehmen konnten als die europäischen mit 45 %. Im Ergebnis haben netto die europäischen Banken dreimal so viel Kapital verloren wie die amerikanischen. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß sich die europäischen Banken immer weniger gegenseitig vertrauen und der Eurolibor-Zins auf drei Monate zwischen Banken mit fast 5 % einen neuen Rekord verzeichnet ...

2. Auch deutsche Unternehmen treiben die Preise
Die heutige Meldung über die Steigerung der Großhandelspreise im Mai um 8,1 % gegenüber Vorjahr hat geschockt. Es ist die höchste Preissteigerungsrate in 26 Jahren. Verglichen mit dem Vormonat April explodierten die Preise sogar mit einer Jahresrate von fast 17 %. Das Statistische Bundesamt erklärt das wieder einmal mit der Entwicklung der Importpreise . Doch dabei wird vergessen oder unterschlagen, wie die deutschen Unternehmen ebenfalls die Preise treiben.
Die deutschen Erzeugerpreise sind fast genauso gestiegen, wie die Einfuhrpreise, obwohl die Einfuhren nur einen Teil der Kosten der deutschen Erzeuger ausmachen. Während die Erzeuger in Deutschland ihre Preise um 5,2 % angehoben haben, konnten sie ihre Ausfuhrpreise nur um 2,2 % anheben. Also kommt auf die deutschen Kunden und Verbraucher der Löwenanteil der Preissteigerungen, womit wahrscheinlich auch der Export gestützt wird. Das Ausland kann sich freuen!
...

3. Deutschland = Unternehmenssteuer-Paradis
Allen ständigen Klagen der Unternehmen zum Trotz: Unter westeuropäischen Ländern ist Deutschland ein Steuerparadis. Zwar liegt die deutsche Gewinnbesteuerung der Kapitalgesellschaften vom Steuertariff her noch im Mittelfeld . Nun hat jedoch die britische Regierung ihre neue Übersicht über die 1283 größten europäischen Unternehmen und ihre tatsächliche Steuerleistung bei Gewinnsteuern herausgebracht. Hier zeigt sich, daß die erfaßten ca. 100 deutschen Unternehmen nach denen aus den Niederlanden und Österreich mit nur 7,3 % der Gewinne die niedrigste Steuerleistung erbrachten und weit weniger als der Durchschnitt aller Unternehmen von 10,0 % (Abb. 13461). Hier wirken sich die vielen Steuerschlupflöcher und Sonderregelungen des deutschen Unternehmenssteuerrechts aus. ...

Hinzu kommt, daß die deutschen Unternehmen mit denen aus Österreich die stärkste Entwicklung der Unternehmensgewinne seit 2000 gemessen als Anteil am Bruttoinlandsprodukt verzeichnen, ein Sprung um 27 %. Dennoch hat die Bundesregierung die Unternehmerklage immer wieder mit Steuersenkungen honoriert. Im Ergebnis fehlte und fehlt das Geld für viel wichtigere Aufgaben, wie die Bildung oder die Familienpolitik.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google