27. Juni 2008

Armutsbericht: Was Sie darüber wissen müssen

Verkündet die Bundesregierung etwas, grenzt das Verkündete in den Redaktionen der OZ an ein Naturgesetz, zumal es von einer Nachrichtenagentur kopiert wurde, gestern auch hier:
Regierung: 13 Prozent der Bürger sind arm
Berlin (dpa) Das Bundeskabinett hat gestern den jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht beschlossen. Nach der bereits im Mai von Sozialminister Olaf Scholz (SPD) vorgestellten Analyse leben 13 Prozent der Bundesbürger in Armut. Die Ungleichverteilung der Einkommen nahm zwischen 2002 und 2005 zu. Die Bruttolöhne und Gehälter je Arbeitnehmer gingen real um 4,8 Prozent zurück. Zuwachs gab es dagegen bei den höheren Einkommen. ...
Seltsam, die Verringerung der Löhne und Gehälter gibt die OZ auf ein Zehntel Prozent wieder. Die andere Zahl verschweigt sie. Warum? Hier sehen Sie Entwicklung, die OZ-Leser nichts anzugehen hat und die dafür auch noch bezahlen:


Das Sozialministerium hob auch das Positive hervor: Transferleistungen wie Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld und Familienleistungen hätten die Armutsrisikoquote auf 13 Prozent halbiert, unter den europäischen Durchschnitt.
...
Das ist so gruselig und wird von der OZ dennoch kurz und knapp abgetan, dass ich Sie auf diesen Text hinweise, der u.a. nachweist, dass die Zahlen mit denen anderer europäischer Staaten nicht vergleichbar sind.

... Im aktuellen Armutsbericht wurde daher ein neues „europäisches“ Verfahren eingesetzt, das den Namen EU-SILC trägt und dessen Stichprobengröße im bewerteten Jahr 2006 bei 13.800 lag. EU-SILC wurde in Deutschland eingeführt, um die Ergebnisse europaweit vergleichbar zu machen. Dies sind sie allerdings keinesfalls und jedem Statistiker lässt die Art und Weise der Datenerhebung an deren Qualität zweifeln. Die Haushalte, denen Befragungsunterlagen zugesandt werden, bestehen zu drei Vierteln aus Haushalten, die sich freiwillig für die Befragung gemeldet haben. Das letzte Viertel ist zwar eine zufällige Stichprobe, allerdings ebenfalls aus einer Gruppe von Freiwilligen. Ergebnisse, die aus solchen Stichproben ermittelt werden, sind nicht repräsentativ, zumal eine Vergleichsgröße auf repräsentativer Basis fehlt – das weiß jeder Statistiker. ...

EU-SILC öffnet Datenkosmetik jeglicher Art damit Tür und Tor. ...

Auch allerlei andere Ungereimtheiten werden dargestellt, für die OZ kein Thema - Regierungsblättchen.

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