Genau 60 Wörter war der Mantelredaktion die Entscheidung des Bundestages für die Bahn-Teilprivatisierung wert. Seit Monaten beobachtete ich, dass das Thema Bahnprivatisierung zu den sog. ungeliebten der OZ gehört. Niemand kam auf die Idee, das Thema zu kommentieren, wie andere es taten und tun:
... In Finanzkreisen wird damit gerechnet, dass die Bahn-Emission fünf bis sechs Milliarden Euro einspielt. Die beteiligten Banken berechnen im allgemeinen eine Gebühr von zwei bis fünf Prozent des Emissionsvolumen. Sollte das Projekt Bahnprivatisierung glücken, peppen daher ein paar hundert Millionen Euro die Erträge des mageren Jahres auf.
Schuldig blieb Mehdorn jedoch eine Antwort auf die Frage, warum der Börsengang überhaupt nötig ist. Immerhin könnte sich die Bahn ja deutlich billiger Geld am Anleihemarkt beschaffen. Da das Ausfallrisiko eines Unternehmens, hinter dem die Bundesrepublik Deutschland steht, gegen Null geht, bescheinigen die internationalen Ratingagenturen der Deutschen Bahn eine sehr gute Bonität.
Wahrscheinlich ist es eine Frage der Weltanschauung. Der Bahn-Chef will den Einfluss der Politik zurückdrängen. In seinen Augen ist der Staat nicht fähig, ein Unternehmen zu führen. "Er kann noch nicht einmal ein Einwohnermeldeamt führen", sagt Mehdorn süffisant. Vielleicht sollte er einmal versuchen, an den chronisch unterbesetzten Informationsschaltern seines eigenen Unternehmens bedient zu werden.
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