22. Mai 2008

Kohlekraftwerk: ein Befürworter gefunden und was für einer

Den Chef einer seltsamen Agentur durfte in einem OZ-Interview mit bekannten Argumenten (Energieknappheit, Arbeitsplätze, haha!) Reklame für den Bau des Steinkohlekraftwerkes Lubmin machen:
"Wir brauchen neue Kraftwerke"
Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) warnt in einer Studie vor künftigen Strom-Engpässen in Deutschland. Die OZ sprach darüber mit Dena-Chef Stephan Kohler. Er spricht sich für das Steinkohlekraftwerk in Lubmin aus.
Der Autor ließ sich ebenso am Nasenring durch das Interview führen, wie in einem anderen Gespräch schon früher seine Kollegen.

Zum Beispiel fragte er nicht, ob es nicht schlauer sei, den Strom dort zu produzieren, wo er dringend gebracht wird, um Leitungsverluste zu sparen und vor allem um weniger Freilandleitungen zu bauen.
Er fragte nicht, welchen Sinn es hat, die Gifte und den Dreck in einer Ferienregion zu lassen und den Strom in anderen Regionen zu verbrauchen.
Er fragte nicht, ob es sinnvoll ist, wegen 30 Arbeitsplätzen, die Leute in der Region erhalten, solch eine Dreckschleuder zu bauen.
Er fragte nicht, wie es denn möglich sei, dass der Strom billiger werde, wenn mehr Kraftwerke gebaut werden, wo doch bekannt ist, dass die vorhandenen nicht voll ausgenutzt werden, um einen hohen Strompreis zu gewährleisten.

Warum das Interview nötig war, kann ich nicht erkennen, da nichts Neues vermittelt wurde. Auf jeden Fall hätte der Autor nachschauen sollen, wen er befragt. Vor einem Jahr berichtete die Süddeutsche Zeitung:

Das Geld, das durch den Kamin geblasen wurde

... Über Jahre hinweg stellte das grüne Umweltministerium Millionen Euro für eine Klimaschutz-Kampagne zur Verfügung. Wie die Mittel aber verwendet wurden, war dem Ministerium wohl egal.

Das geht aus einem internen Bericht des Prüfungsamtes des Bundes hervor, einer Zweigstelle des Bundesrechnungshofes. Das Schreiben liegt der Süddeutschen Zeitung vor.

Ins Zwielicht geraten außer dem Ministerium auch die bundeseigene Deutsche Energie-Agentur (Dena) und ihr Geschäftsführer Stephan Kohler.

Die Dena hatte ohne jede Ausschreibung die Klimaschutz-Kampagne für sich gewonnen; Volumen: 2,725 Millionen Euro allein 2002. Doch Teile des Geldes wurden offenbar zweckentfremdet, ohne dass sich das Ministerium weiter darum gekümmert hätte. ...

Ehemalige Mitarbeiter dagegen klagen über ein miserables Klima. Zusätzliches Misstrauen schüren die guten Kontakte Kohlers in die Bundesregierung hinein. Mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) unterhält er ein Ferienhaus, seine Frau leitet das Büro des Umweltministers.
...

Auch hier und hier wäre Wichtiges zu erfahren gewesen, z.B.:

Organisiert ist das Unternehmen als GmbH. Diese Rechtsform erlaubte es der Agentur, Gelder in der Privatwirtschaft einzuwerben. Diese Einnahmen machten im vergangenen Jahr 55,3 Prozent des Budgets der Energie-Agentur aus. Zu den größten privaten Geldgebern gehören die vier großen Energiekonzerne Eon, EnBW, RWE und Vattenfall - Unternehmen, die bislang nicht gerade als große Verfechter des Energiesparens oder erneuerbarer Energien aufgefallen sind

Doch dafür interessierte sich der Autor nicht und die OZ-Leser geht es sowieso nichts an.

Hauptsache, es hat sich ein Kraftwerksbefürworter gefunden. Kürzlich war es noch der Bundestagsabgeordnete Adam, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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