Hier hatte ich etwas zu den letzten beiden Schönschriften aus der OZ geschrieben, Sie wissen schon; Florida und Glückszone an der Ostsee.
Ich möchte jedoch auf eine Dokumentation hinweisen:
Alterseinkommen und Altersarmut
Sozialreport 2007: Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern
Einige Auszüge:
Die über ein Jahrzehnt anhaltende hohe Massenarbeitslosigkeit, die weite Verbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse und Niedrigstlöhne führen sowohl zu sinkenden Anwartschaften in den Alterssicherungssystemen als auch im Leistungsfall zu geringeren Rentenzahlbeträgen. Das gilt für die gesetzlichen Renten, aber auch die betriebliche Altersvorsorge und die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes. Diese Entwicklung betrifft künftige Rentner/-innen in den neuen Bundesländern stärker als in Westdeutschland aufgrund
" der durchgängig fast doppelt so hohen Arbeitslosenquoten in Ostdeutschland,
" des höheren Verbreitungsgrades von prekären Beschäftigungsverhältnissen und Niedrigstlohnbereichen.
Zugleich finden in den Erwerbsbiografien erhebliche Verschiebungen zwischen Teilzeitarbeit, geringfügiger Beschäftigung und Zeiten statt.
" Während sich z. B. bei Arbeitern in Westdeutschland die Vollzeitarbeit um 2,2 Jahre verringert bzw. sich zu Teilzeitarbeit oder geringfügiger Beschäftigung verschiebt, entsteht bei dieser Gruppe in Ostdeutschland ein absolutes Minus von 6,7 Jahren.
" Die Zeiten zurückgelegter Arbeitslosigkeit bleiben bei den Arbeitern in den alten Ländern nahezu unverändert bei 7 bzw. 6,9 Jahren. Anders in Ostdeutschland, hier wächst die Arbeitslosigkeit bei Arbeitern von 5,1 Jahren auf 12,0 Jahre an.
" Die Zeiten der Haushaltsführung mit Erziehung von Kindern verringern sich bei den Arbeiterinnen in Westdeutschland von 15,5 Jahren auf 10,2 Jahre, im Osten hingegen bleiben sie bei Arbeiterinnen konstant bei 3,4 Jahren.
Dem Armutspotenzial von 11 Prozent steht in den neuen Bundesländern ein Reichtumspotenzial von 3 Prozent gegenüber. Das heißt, die Armutsbetroffenheit und -bedrohung sind bei ab 50-Jährigen in den neuen Bundesländern viermal so groß wie der vorhandene Reichtum.
Das Risiko der Altersarmut wächst in Zukunft vor allem bei Neurentnern durch:
" prekäre Arbeitsverhältnisse und Niedrigstlöhne. Sie schränken die individuellen Möglichkeiten der Arbeitnehmer/-innen zum Aufbau von Anwartschaften sowohl auf gesetzliche Renten als auch auf Betriebsrenten, Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes und auf private Altersvorsorge ein.
" durch die Zunahme diskontinuierlicher Erwerbsverläufe. Durch jahrelange bis in die Gegenwart anhaltende hohe Arbeitslosigkeit Älterer werden die Lücken in der Alterssicherung erheblich größer. Trotz des Aufschwungs waren auch 2007 in Deutschland noch rund 987 000 Bürger ab 50. Lebensjahr arbeitslos (darunter 360 000 aus Ostdeutschland!).
" die Absenkung des Rentenversicherungsbeitrages für ALG II-Empfänger auf 40 Euro pro Monat ab 2007, so dass sich im Rentenleistungsfall ein Jahr ALG II-Bezug lebenslang in einem monatlichen Rentenzahlbetrag von 2,19 Euro niederschlägt.
" die Renten mindernden Wirkungen der rentenrechtlichen Veränderungen seit 1996 - die von erhöhtem Renteneintrittsalter bis zur Kürzung der Zahlbeträge durch steigende Beiträge (z.B. Pflegeversicherung) reichen.
In der Dokumentation erfahren Sie auch, was die Volkssolidarität vorschlägt, um die Absenkung des Rentenniveaus zu verhindern.
Noch etwas zu dem erhöhten Anteil über 60-Jähriger in MV.
Es kommen keineswegs nur vermögende Rentner aus den alten Bundesländern an die Küste, um ihren Lebensabend in MV zu verbringen. Viele (wie viele, weiß ich nicht) dieser Rentner sind Rückkehrer, die nach der Wende, manche auch kurz davor, in den Westen zogen und nun nach dem Ende des Berufslebens den Rest ihres Lebens in der Heimat verbringen. Bestimmt kommen nicht alle als Reiche zurück.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.