Unter dem Titel:
Warum wir ein Kohlekraftwerk in Lubmin brauchen
hat die Vereinigung der Unternehmerverbände für Mecklenburg-Vorpommern eine Schrift, getarnt als Hintergrundinformation, in die Welt gesetzt, mit der sich die OZ für ihre Leser noch nicht auseinandergesetzt hat.
Ich erinnere in dem Zusammenhang an diese Volksverblödung von Dong Energy, die in der OZ ebenfalls nicht erwähnt wurde.
... Privatkunden und Betriebe wollen eine hohe Versorgungssicherheit auch in Zukunft und bezahlbare Preise. Diese sind in Deutschland schon jetzt besonders hoch. Das belastet auch die Wirtschaft und hat Auswirkungen auf Arbeitsplätze. Wenn in Frankreich Nahrungsmittel mit deutlich niedrigeren Energiepreisen hergestellt werden können, haben deren Waren im Supermarktregal hier bei uns bessere Chancen. Die Produzenten in Mecklenburg-Vorpommern können weniger verkaufen und damit z.B. auch die Zahl ihrer Beschäftigten nicht halten.
Abgesehen davon, dass der Verband schon im 1. Abschnitt mit Stellenabbau droht, enthält der Text einen logischen Fehler:
Wenn Produkte immer dort am billigsten sind, wo sie hergestellt wurden, müssten z. B. Medikamente in Ägypten hergestellt werden, denn in keinem Land, in dem ich einmal war, sind Medikamente billiger als dort. Werden sie dort hergestellt oder wo sind die großen Produktionsstätten der Pharmazeutischen Industrie? Vielleicht doch z.B. in Deutschland? Außerdem würde mit der Zeit jeglicher Ex- bzw. Import nicht mehr lohnen.
Auch bedeutet ein massiver Ausbau der Wind- und Solarenergie, dass trotzdem zusätzliche (teure) Kraftwerke parallel bereit stehen müssen, um die Grundlast zu tragen und z.B. bei Flaute und Dunkelheit einzuspringen. ...
Wer so beschränkt denkt, trägt Scheuklappen. Schon heute werden Teile der Grundlast z.B. durch Pumpspeicherwerke erzeugt. Es gibt so viele andere Möglichkeiten, dass Unternehmern Moderneres hätte einfallen können, als die älteste Methode der Welt (Wir verbrennen etwas; die Umwelt ist uns scheißegal.). Statt sich für die Förderung alternativer Energieerzeugung (außer Sonne und Wind) einzusetzen, die Regierung zu zwingen, diese zu fördern, wird Unternehmertum mit Troddeln und Quasten öffentlich gemacht - vom Überunternehmerverband des Landes.
Wenn dann aber die Kohlekraftwerke auch politisch abgelehnt werden, wird Strom in Deutschland nochmals knapper und damit weiter teurer. Auch die Arbeitsplätze verschwinden oder werden gar nicht erst geschaffen. ...
Schon wieder die Drohung mit dem Abbau von Arbeitsplätzen!
Interessant ist aber, dass sich sonst so findig dünkende Unternehmer so entlarvend einfallslos sind. Wer will denn ernsthaft behaupten, dass Dong Energy den Strom billiger liefern wird? Haben die Unternehmer je etwas von künstlicher Verknappung von Rohstoffen und Energie (Spekulation) gehört oder gelesen, um die Preise in die Höhe zu treiben?
Wohin will denn Dong die Energie verkaufen? Vielleicht dorthin, wo das Unternehmen das Kraftwerk niemals bauen dürfte, nach Dänemark?
Fakt ist doch, dass in MV ausreichend Strom für das Land produziert wird. DieTatsache konnte nicht einmal Ringstorff bemänteln.
Wir dürfen nun nicht auch noch in die Falle der Klimadiskussion tappen. Wo wird denn wohl zukünftig der Strom produziert? In anderen Ländern, und jeder darf sich dann fragen, welche Umweltstandards dort dann gelten. ...
Offensichtlich möchte der Verband von den Lesern seiner Denkschrift wissen, was in anderen Ländern erlaubt und was verboten ist.
Tja, das hatte ich gerade geschrieben: In Dänemark z.B. ist der Neubau solch einer Dreckschleuder, wie für Lubmin geplant, undenkbar.
Einige im Land sind stolz darauf, dass wir rechnerisch einen hohen Prozentsatz unseres regionalen Verbrauches durch Ökostrom abdecken. Was aber machen wir, wenn die Solidarität der süddeutschen Stromverbraucher schwindet, den bei uns produzierten Windstrom - der dort nicht ankommt! - mit ihrer Stromrechnung zu bezahlen? ...
Gegenfrage:
Was machen wir (Wer ist wir?), wenn weltweit immer mehr Steinkohle verbraucht wird, weil in anderen Staaten ebenfalls Einfallslose regieren und die Preise steigen? Was tun, wenn China oder Australien einfällt, die Staaten, in die sie Kohle liefern, mit immer höheren Preisen zu erpressen?
Früher wurde das mit einem Krieg geklärt.
Oder wollen die Unternehmer den Lesern weismachen, dass Steinkohle immer geliefert wird und die Preise niedrig bleiben? Fakt ist, dass Dong Energy die Liefersicherheit (für 40 Jahre) bisher nicht nachgewiesen hat.
In vielerlei Hinsicht ist das ehemalige KKW-Gelände in Lubmin ein Glücksfall für die Stromproduktion: Wir haben einen traditionellen Energiestandort mit Grundakzeptanz in der Bevölkerung. ...
Dazu fällt mir nichts ein, außer dass bei einer Befragung 80 Prozent der Lubminer gegen das Kraftwerk gestimmt haben. Es gibt allein in Greifswald 100 Wissenschaftler, die das Projekt als gegen alle Vernunft gebrandmarkt haben. Die haben nach Auffassung des Verbandes keinen Grund, gegen das Kraftwerk zu sein. Es gibt Bürgerinitiativen, es gibt Unmassen an Unterschriften gegen das Kraftwerk. Die meisten Gemeinden in Vorpommern haben sich gegen das Projekt ausgesprochen, vor allem jene, deren Vertretern noch nicht die Gehirne mit Dong-Euros vernebelt wurden.
Dabei müssen die bestehenden Umweltgesetze natürlich eingehalten werden, aber bitte keine einseitige Übererfüllung der europäischen Normen. ...
Sollte es in einer Region, die selbst und deren Tourismusunternehmen mehr als zehn Jahre mit Abermillionen Mark und Euro gefördert wurden (z.B Hotelbauten), nicht selbverständlich sein, die Umwelt zu verbessern, um sie attraktiver zu machen, statt sie mit Schwefelgasen, Kohlendioxid, Feinstaub, den überaus giftigen Schwermetallen und Unmassen von Abwärme zu schädigen? Auf diese Idee sind die Überunternehmer nicht gekommen.
Tja und dann taucht der Überunternehmerverband in die Märchenwelt ein:
Noch zu wenig Schwung sehen wir bei der Nutzung der großen Energiemengen, die als Wärmeabfall einfach unsinnig abfließen sollen.
Hier wurde mir übel.
Ich sehe überhaupt keinen Schwung, denn einer der zwei Gründe, in Deutschland das Kraftwerk zu bauen, ist: Es ist ohne Kopplung genehmigungsfähig!
Jedes vernünftige kleine Heizkraftwerk nutzt inzwischen eine Kopplung von Stromproduktion mit Wärmeversorgung. Es könnte sehr wirtschaftlich sein, auch im Umfeld um den Kraftwerksstandort z.B. eine großflächige Produktion von Blumen, Obst und Gemüse durch Nutzung dieser Abfallwärme zu schaffen oder innovative Trocknungsanlagen zu bauen. Fünf Ernten pro Jahr mit Fruchtfolge sind schon in speziellen Anbaugebieten in Spanien möglich und bringen gute Erträge. ...
So viel Naivität habe ich den Überunternehmern nicht zugetraut und mir wird deshalb angst und bange um die Wirtschaft in MV. Sollten die Verbandsvertreter jedoch bewusst das Märchen als Tatsache anbieten, möchte ich mit solchen Unternehmenern nichts zu tun haben, ich müsste immer annehmen, im übertragenen Sinne hinters Licht geführt zu werden.
Warum?
Sollten diese blühenden Landschaften unter Glas entstehen, müssten sie jetzt mitgeplant werden. Davon fand sich aber, so viel ich weiß, kein Satz in den 19 Aktenordnern. Sonst hätte Dong damit geprahlt oder das Werk in Dänemark gebaut.
Noch einmal: Eine Wärme-Kraft-Kopplung ist nicht vorgesehen und wird auch vorgesehen werden und sie wird auch nicht nachträglich in ein bereits produzierendes Werk eingebaut. Wer das glaubt, lässt sich veralbern.
So und jetzt nach all der Spinnerei der Abschlusshammer:
Nach einem intensiven Abwägungsprozess hat die Wirtschaft des Landes (Aha und des gibt keine Ausnahme!) deshalb gegenüber der Landesregierung deutlich gemacht, dass sie den Bau des Kohlekraftwerkes in Lubmin für wichtig hält.
Klar, wer so abwägt wie die Unternehmer, muss zu dem Schluss kommen. Leider sind die Gedankengänge wirr, nicht schlüssig und leicht widerlegbar.
Da die Überunternehmer das Resultat ihrer Überlegungen veröffentlichten, erfuhr ich davon und werde zukünftig höchst vorsichtig mit mit diesen Leuten umgehen.
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