Ringstorff am 21. Januar im NDR Info:
"Ich bin der Auffassung, dass man das Kraftwerk auch in der ursprünglichen Größe bauen kann. Voraussetzung ist natürlich, dass die strengen Umweltauflagen erfüllt werden. Aber alle gutachterlichen Unterlagen, die bisher vorliegen, machen deutlich, dass das eingehalten werden kann."
Tatsächlich?
Es gibt in den Gutachten Hinweise und Widersprüche, die dem Ministerpräsidenten und promovierten Chemiker egal sind (Zitate aus der Stellungnahme Dr. Günther Vaters):
Besonders in den Wintermonaten ließen sich in den 1980er Jahren vom Kühlwasserausstoß des KKW verursachte Veränderungen ... von Primärkonsumenten (Mollusken, Crustaceen, Chironomiden, Oligochaeten) nachweisen. Dies betraf auch deren Artengefüge, Biorhythmik und Stoffwechselkapazität.
Es ließ sich nachweisen, dass andauernde Temperaturerhöhungen um 2 Kelvin zu messbaren physiologischen Veränderungen bei Wassertieren, etwa zu erhöhter Atmung und beschleunigtem Stoffwechsel, führen können. Darauf fußend prognostizierte GOSSELCK (2007) für vergleichbare, durch das SKW herbeigeführte Situationen eine verminderte Vermehrungsrate von Muscheln, welche eine wichtige Nahrungsgrundlage für bestimmte Fisch- und Wasservogelarten darstellen und auf diesem Wege auch deren Populationsdynamik beeinflussen könnten.
FROELICH & SPORBECK („FFH-Verträglichkeitsprüpfung“, Ordner 8) erwarten aufgrund der industriellen Abwärme Beeinträchtigungen der Heringsbestände, und zwar wegen des Verlustes an Unterwasserpflanzen, die dem Hering als Laichsubstrat dienen. Die gleichen Gutachter („Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung, Ordner 11) halten einen Rückgang der regional typischen biologischen Vielfalt für möglich. Temperaturempfindliche Arten könnten dann durch eine Stressgemeinschaft angepassetrer Arten ersetzt werden.
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für Negativwirkungen von Abwärme aus dem ehemaligen Kernkraftwerk Lubmin stammt aus den 1980er Jahren. Damals wurden im Flachwasserbereich des Freesendorfer Hakens, nördlich der Halbinsel Struck, in einem Zeitraum von nur fünf Jahren zahlreiche, vormals flächendeckende und sehr lebenskräftige Wasserpflanzenbestände (Potamogeton, Ruppia, Zanichellia u. a.) unter Wärmestress fast vollständig vernichtet. Im Gefolge der Vegetationseinbußen mussten drastische Bestandsrückgänge an den Rastplätzen pflanzenfressender Zugvögel registriert werden (SELLIN 1985, 1989).
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