3. September 2007

Was ist aus der Bestlaune geworden?


Die Blickpunktseite hat heute viel Ähnlichkeit mit einem Aufruf, Autos zu kaufen:

Listenpreise stehen nur auf dem Papier

Der Autokunde wird mit Preisnachlässen gelockt.
Rabatte von 6000 Euro sind keine Ausnahme.
Ich dachte, Leute, die Autos kaufen wollen und können, wüssten das bereits.

Der erste Satz:

Sparen ist in Deutschland zum Volkssport geworden.
Wer so schreibt, versucht, eine heile Welt zu beschwören und wer's glaubt, wird selig.

In M-V ist es kein Volkssport, von Ausnahmen abgesehen, sondern Notwendigkeit, da in M-V deutschlandweit am wenigsten verdient wird.

Hinzu kommt: Das Statistsche Landesamt veröffentlichte vor wenigen Tagen, wie groß der Unterschied der Bruttoverdienste 2006 zwischen M-V und den alten Ländern war, kein Thema für die OZ:

Im Produzierenden Gewerbe; Handel; in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern und im Kredit- und Versicherungsgewerbe werden in M-V 67,5 Prozent der Bruttoverdienste der alten Länder erreicht. Vom Volkssport Sparen kann also zumindest in M-V keine Rede sein.

... Besonders hart traf das maue Geschäft die rund 1500 Kfz-Betriebe in MV. In den ersten sechs Monaten wurden im Nordosten 23 627 Neuwagen zugelassen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 28 952. ...
Ein Wunder ist das nicht, höchstens für die OZ in Bestlaune.

Nun war ich gespannt, wie die Redaktion das erklären will, da doch nach Auffassung der OZ Deutschland seit Monaten in Bestlaune ist. Tatsächlich war in einem weiteren Artikel auf der Auto-Blickpunktseite zu lesen:
In den kommenden zwei Jahren will jeder vierte Bundesbürger laut einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young ein Auto kaufen - damit ist die Kauflust der Verbraucher auf Neu- und Gebrauchtwagen gestiegen. ...
Dass kaufen und Kauflust nicht viel miteinander zu tun haben, dürfte mittlerweile auch in der OZ-Mantelredaktion anerkanntes Wissen sein, denn auch dort müsste bekannt sein, was das Statistische Landesamt veröffentlicht:

Einzelhandelsumsatz sank im 1. Halbjahr 2007 real um 2,8 Prozent.

... Im Bundesdurchschnitt sank der Umsatz im Einzelhandel im 1. Halbjahr 2007 nominal um 0,8 Prozent und real 1,5 Prozent gegenüber 2006. ...

Auch das noch! In M-V sank der Umsatz fast doppelt so stark wie bundesweit. Was das mit Bestlaune und langsam steigender Kauflust zu tun hat, sollte die OZ endlich erklären oder nicht mehr darüber schreiben.

Kleine Zusatzlektüre:


... Und es wird immer wieder eingebläut: erstens wir hätten einen richtigen Aufschwung, und zweitens, diesen hätten wir den Reformen zu verdanken. Bedauerlicherweise passen die Fakten nicht so richtig: die Arbeitslosenzahl geht nur wenig und nicht nachhaltig zurück und dem Einzelhandel und den Konsumenten geht es ziemlich schlecht. ...

Außerdem empfehle ich jenen, die im übertragenen Sinne ihren Horizont über den der OZ hinaus erweitern wollen (siehe Ausriss):


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