27. April 2007

Noch eine Schönschreibübung

Die OZ setzt ihre Propaganda von gestern auf der Titelseite fort:

Deutschland in bester Laune, Teil 2
Na, super! Nicht nur die deutsche Wirtschaft ist in Hochstimmung ..., sondern auch Otto Normalverbraucher. Ihn konnten weder Mehrwertsteuerplus noch höhere Energiepreise richtig erschüttern. Nach einer Delle in der Anschaffungsneigung zu Jahresbeginn, legte seine Konsumlaune wieder zu. ...

Und was heißt das? Nichts. Was nützt Kauflaune, wenn zu wenig Geld da ist, um etwas zu kaufen? Nichts.

Unter anderem hiermit will die OZ belegen, dass Deutschland in bester Laune ist:

... Vor allem bei den Saisonartikeln in Baumärkten und Gartencentern liefen die Geschäfte angesichts der derzeit hohen Temperaturen gut.

Wie war das im vergangenen Mai, als es warm wurde und entsprechende Saisonartikel verkauft wurden? Es gab an dieser Stelle für die OZ-Redakteure nichts nachzufragen.

... Dazu die Prognose des Kieler Wirtschaftswissenschaftlers Alfred Boss ..., dass die boomende Konjunktur dieses und das kommende Jahr rund 35 Milliarden Steuer-Euro zusätzlich in die öffentlichen Kassen spülen würde.

Zum Spülen empfehle ich Bastian Sick :

Diese Form der Geldwäsche ist juristisch zwar völlig legal - stilistisch allerdings ist sie, spätestens nach der tausendsten Wiederholung, ein Verbrechen.

Deutschland, ein Frühlingsmärchen.

Wie viele der 35 Millionen Euro zahlen die Verbraucher in bester Laune allein an erhöhter Mehrwertsteuer in die Staatskasse? Die OZ fragte nicht nach.

Wer soll der OZ dieses Märchen abnehmen, die bestgelaunten Autofahrer? Hier die passende Meldung auf der OZ-Titelseite:

Die Benzinpreise haben kurz vor der Reisewelle zum langen Wochenende um den 1. Mai ein Jahreshoch erreicht.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Schöngeschriebenen in der OZ und dieser Meldung?

Die gute Stimmung der Verbraucher wegen des Konjunkturbooms ist eher von der Hoffnung auf die Zukunft getragen, denn von der tatsächlichen Kassenlage des Einzelnen. Denn viele Angestellte haben zu Jahresbeginn reale Einkommensverluste hinnehmen müssen.

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